Prostatakrebs gehört nach Lungen- und Darmkrebs zu den häufigsten Krebserkrankungen des Mannes. An dem bösartigen Tumor der Vorsteherdrüse sterben in Deutschland etwa drei von 100 Männern. Das Ziel von „META“ (Metastases targeting aptamers) ist, neue Diagnose- und Behandlungsansätze für Prostatakarzinome zu erforschen. „Wir nutzen so genannte Aptamere, die im Körper speziell an diese Krebszellen binden“, sagt Prof. Dr. Günter Mayer vom Life and Medical Science Institute (LIMES) der Universität Bonn, der für die Gesamtkoordination des Projektes zuständig ist. „Mit ihrer Hilfe wollen wir die Tumor- und Metastasenzellen markieren und abtöten.“
Suche nach dem Schrotschussprinzip
Aptamere sind Abwandlungen der Erbgutsubstanzen DNA oder RNA, die wie ein Schlüssel ins Schloss passen und exakt an die selektiven Oberflächen von lebenden Zellen andocken können. „Das funktioniert ähnlich wie ein genetischer Fingerabdruck bei der Fahndung der Kriminalisten“, berichtet Prof. Mayer. Aptamere lassen sich in vielen verschiedenen Varianten synthetisch im Labor erzeugen. Deshalb gehen die Wissenschaftler nach dem Schrotschussprinzip vor: Sie stellen Trillionen unterschiedlicher Aptamere her und bringen sie in die Blutbahn von Mäusen ein, die unter metastasierenden Prostatakarzinomen leiden.
Ein molekularer Profiler spürt die Krebszellen auf
„Ein winziger Teil dieser Trillionen verschiedenen Aptameren passt genau zu den Oberflächen der Metastasen- und Tumorzellen in den Mäusen und bindet daran“, berichtet der Koordinator. Die Forscher isolieren diese Zellen und analysieren dann, um welche Aptamersorte es sich genau handelt. „Wir haben dann ein Molekül, das wie ein molekularer Profiler zielgenau die Primärtumoren und Metastasen aufspürt“, erläutert der Bonner Biochemiker. Diese Substanzen haben dann ein großes Potenzial für die Prostatakarzinomdiagnose und –behandlung. Mit biochemischen Kopiervorgängen lassen sie sich beliebig vermehren.
Passgenaue Moleküle entfalten ihre tödliche Wirkung
Wenn die passgenauen Aptamere etwa mit Farbstoffen verbunden werden, lassen sich damit die Prostatakrebszellen zum Leuchten bringen und für die Diagnostik darstellen. Darüber hinaus taugt die ungewöhnlich variantenreiche Stoffgruppe für neuartige Therapien: Ist das passende Aptamer gefunden, wollen es die Forscher mit winzigen Chemotherapeutika beladen. Docken die Moleküle dann an die Tumor- und Metastasezellen, entfalten sie ihre tödliche Wirkung, ohne das angrenzende Gewebe zu schädigen.
Rasche Überführung der Ergebnisse in Anwendungen geplant
An dem internationalen Verbundprojekt sind neben der Universität Bonn Wissenschaftler des Forschungsbereichs ProQinase der Freiburger Klinik für Tumorbiologie, der Uniklinik Würzburg sowie aus Frankreich und Polen beteiligt. Rund 1,2 Millionen Euro werden für das Projekt insgesamt bereit gestellt. Davon fließen rund 270.000 Euro an die Universität Bonn. Die Gelder stammen von der Europäischen Union. Was noch wie Science-Fiction klingt, soll möglichst rasch in Anwendungen überführt werden: „Wenn nach drei Jahren das Projekt von Erfolg gekrönt ist, planen die Verbundpartner eine Ausgründung“, sagt Prof. Mayer.
Internet: www.euronanomed.net
Kontakt:
Prof. Dr. Günter Mayer
LIMES-Institut der Universität Bonn
Tel. 0228/734808
gmayer@uni-bonn.de
03. September 2012
Zielgenau gegen den Prostatakrebs Zielgenau gegen den Prostatakrebs
Die Europäische Union fördert mit 1,2 Millionen Euro ein Verbundprojekt unter Federführung der Uni Bonn
Nachteil vieler Tumortherapien ist, dass sie nicht nur die Krebszellen angreifen, sondern auch gesundes Gewebe in Mitleidenschaft ziehen. Wissenschaftler suchen deshalb fieberhaft nach Wegen, Krebszellen selektiv zu bekämpfen. Das Verbundprojekt „META“ beschreitet hier neue Wege zur Diagnose und Therapie von Prostatakarzinomen. Unter Federführung der Universität Bonn beteiligen sich fünf internationale Partner. Die Europäische Union fördert das Projekt in den nächsten drei Jahren mit rund 1,2 Millionen Euro.
Prof. Dr. Günter Mayer an der Tafel,
- an der er seine Projekte entwickelt. In der Hand hält der Forscher das Modell eines Dinukleotids, aus welchem Aptamere aufgebaut sind.
© Foto: Volker Lannert/Uni Bonn
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