Gehen und Atmen fiel ihm zunehmend schwer. Bereits vor sechs Jahren stellten Herzchirurgen seine Herzklappe zwischen linkem Vorhof und linker Herzkammer in einer großen Operation wieder her. Dazu nähten sie unter anderem dort einen Mitralklappenring ein. Doch jetzt war seine rekonstruierte Mitralklappe aufgrund von Verkalkungen stark verengt und erneut undicht geworden. Trotzdem müht Edwin N. sich mit einer fahrbaren Gehilfe den Krankenhausflur auf und ab: „Damit ich wieder stärker werde. Ich hoffe, dass es mir nach dem Eingriff besser geht.“
Schonende Alternativen zu Herzoperationen
Für ältere, bereits stark geschwächte Betroffene wie Edwin N. war das Risiko für einen großen herzchirurgischen Eingriff viel zu hoch. „Doch unsere wenig belastenden Behandlungsmöglichkeiten im Herzkatheterlabor sind heutzutage beeindruckend“, sagt Prof. Dr. Georg Nickenig, Direktor der Medizinischen Klinik II des Universitätsklinikums Bonn. „Solche Eingriffe sind vor allem bei der Korrektur von Herzklappenfehlern technologisch sehr anspruchsvoll und erfordern viel Erfahrung.“
Für Herzklappe neuen Zugangsweg zum Herzen genutzt
Das Team um Prof. Nickenig schlug seinem 80-jährigen Patienten vor, die erneut undichte und verengte Mitralklappe mit einer Herzklappe zu rekonstruieren, die normalerweise als Aortenklappenprothese eingesetzt wird. Dieser Klappenersatz ist eigentlich zu klein für die Mitralklappe, doch passt sie bei Edwin N. aufgrund des eingenähten Klappenrings. „Der künstliche Ring war der Rahmen für die Herzklappenprothese“, sagt Privatdozent Dr. Christoph Hammerstingl, Oberarzt an der Medizinische Klinik II des Universitätsklinikums Bonn. „Bezogen auf diese Klappenprothese nutzten wir dabei erstmalig einen Zugangsweg über die Vene.“
In der Art eine neue Behandlungsmethode
So führte das Bonner Team mittels Katheter ein zusammengefaltetes Metallgeflecht, in das die künstliche Aortenklappe eingenäht ist, über die Leistenvene bis zum rechten Herzen. Über die Vorhofscheidewand ging es von dort weiter in den linken Vorhof. An der Mitralklappe angekommen brachten sie die Klappenprothese vorsichtig in die optimale Position. „Um diese genau zu platzieren, waren wir auf Ultraschall angewiesen, da der künstliche Ring nicht aus Metall ist und daher nicht im Röntgenbild gesehen werden kann“, sagt Privatdozent Hammerstingl. Die künstliche Klappe entfaltete sich dort und drängte dabei die bereits teilweise rekonstruierten Klappensegel zur Seite. „Das Herz unseres Patienten kann jetzt wieder normal arbeiten. In dieser Art stellt der Eingriff eine absolut neue Behandlungsmethode dar“, sagt Prof. Nickenig. Bereits am nächsten Tag konnte Edwin N. schon wieder viel besser atmen.
Aus Bonn live nach Rom
Im Rahmen einer internationalen Kardiologen-Tagung in Italien übertrug das Bonner Team um Prof. Nickenig und Prof. Dr. Eberhard Grube am 14. und 15. Februar aus drei Herzkatheterlaboren neueste interventionelle Techniken, darunter auch diesen Eingriff, via Satellit nach Rom. Das „Joint Interventional Meeting“ ist eines der wichtigsten Treffen zum Austausch der weltweit führenden Experten über neueste Herz-Kreislauf-Behandlungsmethoden. Neben Bonn sendeten auch London und Mailand live nach Rom.
Hinweis für die Medien:
Medienvertreter sind eingeladen, sich anhand der Live-Übertragung während des Cardiosymposiums am Freitag, 22. Februar, ab 8:30 Uhr im Großen Hörsaal des Biomedizinischen Zentrums (Gebäudenummer 344 / gegenüber dem Notfallzentrum), Sigmund-Freud-Straße 25, selbst ein Bild von diesem Eingriff und anderen neuesten Techniken im Herzkatheterlabor zu machen. Prof. Nickenig steht gerne von 12 bis 13 Uhr für Fragen zur Verfügung. Um Anmeldung unter der E-Mail inka.vaeth@uni-bonn.de wird gebeten.
Kontakt:
Professor Dr. Georg Nickenig
Direktor der Medizinischen Klinik II des Universitätsklinikums Bonn
Telefon: 0228/287-15217;
E-Mail: georg.nickenig@ukb.uni-bonn.de