Der schwere Bombenangriff vom Oktober 1944 hatte einen
Großteil der Originale der Bonner Sammlung der Aegyptiaca zerstört und die
Gipsabgüsse pharaonischer Denkmäler schwer in Mitleidenschaft gezogen. Was
erhalten blieb, wurde bei Aufräumarbeiten in einen Kellerraum des
Universitätsarchivs gebracht. Dann gerieten sie in Vergessenheit und blieben
dort liegen.
1995 wurde die Gipssammlung wieder gesichtet und ein
großformatiges Relief restauriert, das Pharao Sethos I. auf einem Streitwagen
zeigt. Im Ägyptischen Museum der Universität Bonn ist dieses Relief längst ein
beeindruckender Blickfang. Andere Abgüsse blieben im Keller und verschwanden
ein zweites Mal aus dem Blickfeld.
Ende 2012 wurde dann der Kurator des Ägyptischen Museums,
Dr. Martin Fitzenreiter, durch den Archivar der Universität, Dr. Thomas Becker, auf
die Stücke aufmerksam. Ohne größere Erwartungen begann Dr. Fitzenreiter, die
sogenannten Reste zu sichern. Nach einer ersten Säuberung war die Überraschung
groß. Es ließen sich viele der Blöcke zu einem Gesamtbild zusammensetzen, zum
Beispiel ein über vier Meter hohes Fragment einer als „Libysche Beute“ bekannten
Szene aus dem Pyramidentempel des Pharao Sahure aus dem Alten Reich (ca. 2500
v. Chr.). Weiter ist erhalten eine aus acht Einzelblöcken bestehende Szene, die
den Pharao Echnaton (ca. 1400 v. Chr.) zusammen mit Gemahlin Nofretete und drei
Töchtern zeigt. Weitere Abgüsse zeigen landwirtschaftliche Szenen, Götter und
Könige.
Sonderausstellung vom 19. bis 24. März
Obwohl die Wiederentdeckungen restauriert werden müssen,
sollen sie zuerst einmal für eine Woche – vom 19. bis 24. März – im Ägyptischen
Museum der Universität Bonn gezeigt werden. Die neu gefundenen Gipsabgüsse
bereichern das Ägyptische Museum; alle geben Reliefs aus pharaonischer Zeit
wieder. Die Originale datieren vom 3. Jahrtausend v. Chr. bis in die Zeit der
Ptolemäer.
„Es sind auch hochinteressante Studienobjekte im Rahmen
der ägyptologischen Ausbildung“, erläutert der Kurator Dr. Fitzenreiter. „An ihnen
lässt sich die altägyptische Bildkunst sehr viel eindrücklicher studieren, als
an einem Foto oder einer Zeichnung.“ Fitzenreiter sieht den Vorteil der Abgüsse
vor allem in ihrer Plastizität. „Außerdem sind diese über 100 Jahre alten
Abgüsse selbst bereits zeitgeschichtliche Dokumente. Zum einen berichten sie
uns vom Zustand der Monumente zur Zeit des Abdruck und zum anderen tragen sie
die Spuren ihrer eigenen Geschichte, wenn Brandlöcher und Risse an die
verheerende Zerstörung des Krieges erinnern.“
Die Ausstellung kann zu den regulären Öffnungszeiten des
Ägyptischen Museums besucht werden, also dienstags bis freitags von 13-17 Uhr
und am Wochenende von 13-18 Uhr. Das Ägyptische Museum der Universität Bonn
befindet sich im Regina-Pacis-Weg 7, 53113 Bonn.
Der Videopodcast zeigt Kurator Martin Fitzenreiter mit einem der wieder entdeckten Objekte.
Gipsabgüsse wieder entdeckt Gipsabgüsse wieder entdeckt
Nach Wiederentdeckung nun Sonderausstellung im Ägyptischen Museum
Gipsabgüsse altägyptischer Reliefs werden vom 19. bis 24. März in einer Sonderausstellung des Ägyptischen Museums der Universität Bonn präsentiert.
Wieder entdeckter Gipsabguss des Ägyptischen Museums
© Bild: Henner Euting / Uni Bonn
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Kurator Dr. Martin Fitzenreiter mit Reliefabguss
© Bild: Henner Euting / Uni Bonn