Es begann vor etwa sieben Jahren: Ständig musste Monika H. zur Toilette, denn ihr Blasenmuskel war übermäßig aktiv und spannte sich zu oft an. Dadurch hatte sie einen stark erhöhten Harndrang und konnte diesen nur schwer kontrollieren. Oft verfiel sie regelrecht in Panik. Mit der Zeit schränkte dies ihre Aktivitäten stark ein. „Ich bin gar nicht mehr irgendwo hingegangen, wenn es dort keine Toilette gab“, sagt die 56-Jährige. „Und auch längere Autofahrten machte ich ungern.“
Wichtig ist eine gute Diagnostik
Laut Prof. Dr. Ruth Kirschner-Hermanns, Inhaberin des Lehrstuhls für Neuro-Urologie der Universität Bonn, ist ein blitzartiger, schwer unterdrückbarer Harndrang typisch für eine überaktive Blase. Manchmal ist dieser Drang so stark, dass jemand seinen Urin gar nicht mehr zurückhalten kann. Doch diese Symptome können auch andere Ursachen haben. „Einer Botox-Therapie muss also eine gute Anamnese und Diagnostik seitens eines erfahrenen Urologen vorausgehen, um unter anderem eine Harnwegsinfektion, Blasensteine und auch Blasenkrebs auszuschließen“, sagt die Inkontinenzexpertin, die sowohl an der Urologischen Klinik des Universitätsklinikums Bonn, als auch am neurologischen Rehabilitationszentrum Godeshöhe tätig ist.
Alle Therapie-Optionen versagten
Irgendwann war Monika H. klar: „So kann es nicht weitergehen.“ Doch dann begann erst einmal eine Odyssee von Arzt zu Arzt. Sie nahm verschiedene Medikamente, trainierte ihre Blase und Beckenmuskulatur. Auch lies sie sich ein Bändchen um die Harnröhre legen - aber alles ohne Erfolg. Dann hörte Monika H. von der Möglichkeit einer Botulinumtoxin-Therapie und ihr derzeitiger Beueler Urologe, der sie auch weiterhin in der Nachsorge betreut, überwies die 56-Jährige an das Universitätsklinikum Bonn. „Wenn die konservative Therapie bei einer überaktiven Blase nicht hilft, ist es sinnvoll Botox einzusetzen“, sagt Neuro-Urologin Prof. Kirschner-Hermanns.
Kleiner Eingriff – große Wirkung
Der eigentliche Eingriff dauert zehn Minuten und wird am Bonner Universitätsklinikum ambulant im neuen Zentrum für Ambulantes Operieren (ZAO) durchgeführt. Wenn die Lokalanästhesie nach etwa 20 Minuten wirkt, führen die Urologen unter Sichtkontrolle eine Spritze über einen Katheter in die Blase. Dort spritzen sie das Nervengift Botox an verschiedenen Stellen direkt in den Blasenmuskel. „Dazu ist nicht nur Fingerspitzengefühl erforderlich, sondern auch viel Erfahrung“, sagt Dr. Ralf Anding, Leitender Oberarzt der Neuro-Urologie an der Bonner Universitätsklinik für Urologie.
Der Harndrang sinkt enorm
Das Botulinumtoxin entspannt die Blasenmuskulatur, und in der Blase kann sich so deutlich mehr Urin ansammeln. Dies bedeutet für die Betroffenen – sowohl Frauen als auch Männer - spürbar weniger Toilettengänge am Tag. Und die Erfolgsraten sind sehr hoch. „Dabei ist Botox wenig belastend für die Patienten. So kann der Eingriff beliebig oft wiederholt werden, wenn der Effekt nach sechs bis zwölf Monaten abnimmt“, sagt Prof. Kirschner-Hermanns. Nur etwa jeder Zehnte hat kurz nach dem Eingriff Probleme mit der Blasenentleerung, doch meist lässt dies schnell nach.
Monika H. hat ein großes Stück an Lebensqualität zurück gewonnen: „Es läuft alles entspannter. Jetzt am Samstag musste ich sogar auf einem Fest bei Freunden keinmal auf die Toilette gehen. Ich war richtig stolz.“ So fühlt sie sich in ihrem Alltag wieder viel sicherer und lockerer.
Kontakt:
Prof. Dr. Ruth Kirschner-Hermanns
Leiterin des Kontinenzzentrums und der Neuro-Urologie
Urologische Klinik des Universitätsklinikums Bonn
Neurourologischen Rehabilitationszentrums Godeshöhe
Telefon: 0228/287-15200 oder 0228/381349
E-Mail: Ruth.Kirschner-Hermanns@ukb.uni-bonn.de
Dr. Ralf Anding
Leitender Oberarzt der Neuro-Urologie
Urologische Klinik des Universitätsklinikums Bonn
Telefon: 0228/287-15200
E-Mail: ralf.anding@ukb.uni-bonn.de