Entworfen in den 70er Jahren des 18. Jahrhunderts vonPfarrer Philipp Matthäus Hahn, bestand die revolutionäre Neuerung darin, dassder automatische Zehnerübertrag über alle Stellen möglich wurde. Das konnte bisdahin keine andere Rechenmaschine. Fortan erhielten die Benutzer zuverlässigeErgebnisse. Ein durchsichtiges Funktionsmodell wurde im Arithmeumrekonstruiert und gebaut. Dieser Nachbau mit einem Gehäuse aus Plexiglas hatteHahns erste Maschine aus dem Jahr 1774 zum Vorbild und wurde nun nach dreiJahren Bauzeit im Arithmeum fertiggestellt. Das Modell verdeutlicht heute denBesuchern des Arithmeums die Arbeitsweise dieser besonderen Rechenmaschine.
Der Zehnerübertrag wird zuverlässig
Zuerst werden einige Schieber eingestellt, dann wirdgekurbelt: Klackern und Rattern erfüllt den Raum, nach kurzer Zeit kann danndas Rechenergebnis abgelesen werden. Hahns Entwicklung ermöglicht das Rechnen in den vierGrundrechenarten, also Addition, Subtraktion, Multiplikation und Division. Daskonnten vor ihr auch schon andere Geräte. Allerdings hat Hahns zylinderförmige Maschine einengroßen Vorteil. Prof. Dr. Ina Prinz, Direktorin des Arithmeums. „Durch einenüber alle Stellen vollautomatischen und funktionstüchtigen Zehnerübertrag, demein ausgefeilter Mechanismus zugrunde liegt, erhielt der Benutzer mit nur einereinzigen Kurbelumdrehung pro Rechenschritt zuverlässige Ergebnisse. Das wareine absolute Neuerung. Vor Hahns Erfindung waren entweder Zwischenschrittebeim Rechnen mit Maschinen nötig oder der Zehnerübertrag konnte ausmechanischen Gründen nicht über mehr als drei Stellen ausgeführt werden. ImErgebnis schlichen sich oft Fehler ein oder die Rechenmaschine blockiertesogar.“
Benutzerfreundliche Rechenmaschine
Hahn war nicht nur Geistlicher und Naturwissenschaftler,sondern auch Uhrmacher. So achtete er auch auf Benutzerfreundlichkeit. „Nacheiner kurzen Einweisung könnte jeder die Maschine bedienen. Zudem ermöglichtdie kreisrunde Bauweise auch Stellenverschiebungen. So wird vermieden, dass beigroßen Rechnungen viel gekurbelt werden muss“, sagt Prof. Prinz. Das Gerät hatimmerhin elf Stellen, durch ein Umdrehungszählwerk kann der Benutzer ablesen,wie viele Rechenoperationen bereits abgearbeitet wurden.
Öffentliche Führungen bieten noch mehr Einblick
Das Funktionsmodell wird bei den öffentlichenSonntagsführungen (Beginn ist jeweils um elf Uhr) im Arithmeum in derLennéstraße in Bonn vorgestellt. Bei diesen Führungen wird auch eineoriginalgetreue Replik von Hahns erster Maschine gezeigt, welche dieRestauratoren des Arithmeums mit einer bulgarischen Werkstatt fürPräzisionsmaschinenbau innerhalb von fünf Jahren gefertigt haben. In derDauerausstellung befindet sich zudem die Originalrechenmaschine von JohannChristoph Schuster aus dem Jahr 1820/22. Schuster war Schüler Pfarrer Hahns undbaute Rechenapparate nach Hahns Entwürfen. Das Exponat im Arithmeum wurdedamals für den Hofastronom eines indischen Maharadschas gebaut und gilt alsletztes Artefakt vor Beginn der serienmäßigen Rechenmaschinenfertigung.
Video erläutert die Innovation der KreisrundenRechenmaschine
Im Videopodcast erklärt die Direktorin des Arithmeums, Prof. Dr. Ina Prinz, die KreisrundeRechenmaschine.
Information zu den Museen und Sammlungen der UniversitätBonn:
http://www3.uni-bonn.de/einrichtungen/museen
15. November 2013
Innovative Rechenmaschine von 1774 im Arithmeum Innovative Rechenmaschine von 1774 im Arithmeum
Pfarrer Hahns Kreisrunde Rechenmaschine im Modell
Die Kreisrunde Rechenmaschine des Pfarrers Philipp Matthäus Hahn brachte den automatischen Zehnerübertrag und ist daher ein Meilenstein des mechanischen Rechnens. Eine Rekonstruktion wurde nun fertig gestellt und wird im Bonner Wissenschaftsmuseum Arithmeum ausgestellt.
Hahn'sche Rechenmaschine von 1774. Das Modell im Arithmeum
© Arithmeum_UniBonn_2013
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