Rund viereinhalb Millionen Menschen in Deutschland leiden an einer Altersbedingten Makuladegeneration (AMD). Sie ist mit einem allmählichen Verlust der Sehschärfe und Lesefähigkeit verbunden, Autofahren ist nicht mehr möglich. Die Mitte des Gesichtsfelds ist wie von einem Schleier überzogen. Ursache ist eine Schädigung der Schicht unter der Netzhaut, des sogenannten retinalen Pigmentepithels (RPE). Es koordiniert Stoffwechsel und Funktion der Sinneszellen im Auge. Mit der AMD gehen Entzündungsprozesse in dieser Schicht einher, außerdem wird der „Stoffwechselmüll“ dort nicht mehr ausreichend recycelt. Bislang gibt es keine Heilungsmöglichkeiten für die AMD, Therapien können die Beschwerden nur lindern.
Wissenschaftler der Universitäts-Augenklinik Bonn haben mit Forschern in New York (USA) nun eine neue Methode an Kaninchen erprobt, mit der sich die geschädigten RPE Zellen möglicherweise ersetzen lassen. Die Forscher implantierten verschiedene RPE, die unter anderem aus Stammzellen von erwachsenen Menschen gewonnen wurden. „Diese Zellen wurden nun erstmals in der Forschung für Transplantationszwecke herangezogen“, sagt Erstautor Dr. Boris V. Stanzel von der Bonner Uni-Augenklinik. Die Gewinnung und Charakterisierung der Stammzellen erfolgte in der Arbeitsgruppe von Prof. Sally Temple vom Neural Stem Cell Institute in New York, USA.
Bonner Forscher entwickelten die Implantationstechniken
Die Implantationstechniken für die neue Methode entwickelten dagegen Forscher um Dr. Stanzel von der Bonner Uni-Augenklinik. Sie ließen die Stammzellen auf kleinen Polyesterscheibchen heranwachsen, woraus sich ein dünner Zellrasen entwickelte. Diese RPE Einzelschicht pflanzten die Wissenschaftler Kaninchen unter die Netzhaut. „Unsere Forschergruppe hat hierfür spezielle Instrumente entwickelt, mit der sich die Ersatzzellen unter die Netzhaut implantieren lassen“, berichtet Dr. Stanzel. Nach vier Tagen prüften die Forscher mit tomographischen Methoden, ob die Ersatzzellen in den umgebenden Zellverband eingewachsen waren. „Die implantierten Zellen lebten“, berichtet der Forscher der Bonner Uni-Augenklinik. „Das ist ein eindeutiger Hinweis, dass sie sich mit den umgebenden Zellen verbunden haben.“ Nach einer Woche war die implantierte Zellschicht noch stabil. Auch nach vier Wochen zeigten Gewebeuntersuchungen, dass das Transplantat intakt war.
Ein neuer Ansatz für eine mögliche Behandlung der AMD
„Die Ergebnisse aus den Experimenten beweisen, dass aus Stammzellen von Erwachsenen gewonnene retinale Pigmentepithelzellen das Potenzial haben, durch Altersbedingte Makuladegeneration zerstörte Zellen zu ersetzen“, fasst Dr. Stanzel zusammen. Darüber hinaus lasse sich mit der neu entwickelten grundlegenden Methode künftig testen, welche Stammzelllinien für Transplantationen im Auge geeignet seien. „Von einer klinischen Anwendung sind wir jedoch noch weit entfernt“, sagt Dr. Stanzel. Es sei noch intensivere Forschung erforderlich.
Publikation: Human RPE stem cells grown into Polarized RPE Monolayers on an Polyester Matrix are Maintained after grafting into Rabbit Subretinal Space, Fachjournal “Stem Cell Reports”, DOI: 10.1016/j.stemcr.2013.11.005
Kontakt:
Dr. med. Boris V. Stanzel
Augenklinik des Universitätsklinikums Bonn
Tel. 0228/287/15505
Mobil: 0151/58242827
stanzel@uni-bonn.de
Stammzellersatz bei häufiger Altersblindheit Stammzellersatz bei häufiger Altersblindheit
Forscher der Bonner Uni-Augenklinik und US-Kollegen implantieren erfolgreich neue Zellen unter die Netzhaut
Die Altersbedingte Makuladegeneration (AMD) ist die häufigste Erblindungsursache. Wissenschaftler der Augenklinik des Universitätsklinikums Bonn und vom Neural Stem Cell Institute in New York (USA) haben nun eine Methode entwickelt, wie sich die durch AMD zerstörten Zellen im Auge mithilfe von Stammzellen ersetzen lassen. Die Implantate überlebten in den Augen von Kaninchen mehrere Wochen. Für eine klinische Anwendung ist noch weitere Forschung erforderlich. Die Ergebnisse werden nun im Fachjournal “Stem Cell Reports” vorgestellt.
Am Operations-Mikroskop:
- Dr. med. Boris V. Stanzel (links), Claudine Strack und Ralf Brinken von der Augenklinik des Universitätsklinikums Bonn bereiten die Implantation von Ersatzzellen unter die Netzhaut vor.
© Foto: Volker Lannert/Uni Bonn
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