Das Standardmodell der Teilchenphysik auf dem Prüfstand
In der Einwerbung der begehrten EU-Fördermittel war Dr. Markus Cristinziani erfolgreich. Der Physiker erhält mit dem Consolidator Grant des Europäischen Forschungsrats (ERC) in den nächsten fünf Jahren zwei Millionen Euro. In dem geförderten Projekt möchte Dr. Cristinziani die Wechselwirkung der Top Quarks mit neutralen Bosonen, inklusive dem zuletzt gefundenen berühmten Higgs-Boson, genau messen. „Ziel ist es, das Standardmodell der Teilchenphysik zu überprüfen und vielleicht erste Anzeichen Neuer Physik zu finden“, sagt Dr. Cristinziani. Unter „Neuer Physik“ verstehen die Wissenschaftler Physik jenseits des sogenannten Standardmodells der Teilchenphysik. Dr. Cristinziani hat bereits eine Emmy-Noether Nachwuchsgruppe und ein Heisenberg-Stipendium bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft eingeworben.
Entstehung von Superfluidität und Supraleitung
Bereits zum zweiten Mal erfolgreich in der Einwerbung von ERC Grants ist Prof. Dr. Michael Köhl. Nachdem er im Jahr 2009 einen Starting Grant bekommen hat, erhält der Physiker nun auch einen Consolidator Grant, der ihm in den nächsten fünf Jahren 1,9 Millionen Euro beschert. Damit wird Prof. Köhl neuartige Mechanismen für die Entstehung von Superfluidität und Supraleitung erforschen. „In dem ERC-Projekt wollen wir mit Hilfe ultrakalter atomarer Gase, deren Temperaturen sich nur noch Milliardstel Grad über dem absoluten Temperaturnullpunkt befinden, versuchen, nicht-konventionelle Supraleitung zu realisieren und zu untersuchen“, sagt Prof. Köhl. Ultrakalte Quantengase eignen sich aufgrund der weitreichenden Kontrolle ihrer Parameter in idealer Weise, um die quantenmechanischen Eigenschaften neuer Materiezustände zu erforschen. Hiermit könnten die Funktionsprinzipien für zukünftige, neue funktionale Quantenmaterialen vorgezeichnet werden. Der Physiker hat an der Universität Bonn eine Humboldt-Professur inne, den höchstdotierten internationalen Preis für Forschung in Deutschland.
Immunsystem und Volkskrankheiten
Prof. Dr. Eicke Latz, Direktor des Instituts für Angeborene Immunität des Universitätsklinikums Bonn, erforscht, wie Entzündungsreaktionen im Körper entstehen und wie das Immunsystem mit Volkskrankheiten wie Diabetes, Alzheimer oder Herzinfarkt zusammenhängt. Das angeborene Immunsystem ist die „schnelle Eingreiftruppe“, die als erstes auf Krankheitserreger reagiert. Das Institut arbeitet an der Schnittstelle zwischen Grundlagenforschung und Wirkstoffforschung. Für das Projekt „InflammAct“ bekommt Prof. Latz in den nächsten fünf Jahren 1,95 Millionen Euro. In diesem Projekt untersucht eine internationale Forschergruppe die molekularen Mechanismen von Entzündungsreaktionen. Durch diese Erkenntnisse können neue Therapiekonzepte für verschiedene chronisch entzündliche Erkrankungen entwickelt werden.
Ein Lichtschalter für Nukleinsäuremoleküle
Der Chemiker Prof. Dr. Günter Mayer vom LIMES-Institut der Universität Bonn untersucht Proteinfunktionen in hoher zeitlicher und räumlicher Auflösung. Sein Projekt wird vom ERC mit rund zwei Millionen Euro gefördert. „Dabei geht es um Nukleinsäuremoleküle, deren Funktionen mit Hilfe von Licht kontrolliert werden können und die wir in vorherigen Studien entwickelt haben“, sagt Prof. Mayer. Bei dieser Technologie werden Methoden der Optik und Genetik miteinander kombiniert. Ziel ist es, Nukleinsäuremoleküle herzustellen, die gleichzeitig an eine auf Licht reagierende Komponente und ein Protein binden, um dadurch biologische Prozesse zeit- und ortsaufgelöst zu untersuchen. Auf diese Weise lassen sich biochemische Vorgänge durch Licht ein- oder ausschalten.
Universität Bonn bei den ERC Consolidator Grants führend
Die neue Förderlinie der ERC Consolidator Grants richtet sich an exzellente Wissenschaftler, die bereits erfolgreich eine eigene Forschergruppe aufgebaut haben. Ziel der Förderung ist die Konsolidierung des Forschungsteams. „Der Wettbewerb um die begehrte Förderung durch ERC Consolidator Grants ist sehr groß: Nur jeder zwölfte eingereichte Antrag ist erfolgreich“, sagt Dr. Ulrike Pag, die an der Universität Bonn die Wissenschaftler in Förderfragen berät. „Umso größer ist die Freude über gleich vier Grants.“ 43 der von der EU vergebenen Consolidator Grants gehen nach Deutschland. Die Universität Bonn ist mit vier Grants die erfolgreichste Universität bundesweit.
Kontakt:
Dr. Markus Cristinziani
Physikalisches Institut der Universität Bonn
Tel. 0228/735762
cristinz@uni-bonn.de
Prof. Dr. Michael Köhl
Physikalisches Institut der Universität Bonn
Tel. 0228/734899
michael.koehl@uni-bonn.de
Prof. Dr. Eicke Latz
Institut für Angeborene Immunität
des Universitätsklinikums Bonn
Tel. 0228/28751223
eicke.latz@uni-bonn.de
Prof. Dr. Günter Mayer
Life & Medical Sciences (LIMES)-Institute
der Universität Bonn
Tel. 0228/734808
gmayer@uni-bonn.de
Dr. Ulrike Pag
Dezernat Forschung
Förderberatung der Universität Bonn
Tel. 0228/733073
pag@verwaltung.uni-bonn.de
20. Januar 2014
Uni Bonn bei ERC Consolidator Grants führend Uni Bonn bei ERC Consolidator Grants führend
Gleich vier Wissenschaftler werden mit Millionen der Europäischen Union gefördert
Bei der Einwerbung der neu geschaffenen ERC Consolidator Grants ist die Bonner Alma mater die erfolgreichste Universität in Deutschland. Von den 43 Auszeichnungen hierzulande gehen allein vier an Wissenschaftler der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität. Über eine Förderung in Millionenhöhe können sich nun die Physiker Dr. Markus Cristinziani und Prof. Dr. Michael Köhl, der Immunologe Prof. Dr. Eicke Latz sowie der Chemiker Prof. Dr. Günter Mayer freuen.
Dr. Markus Cristinziani
- vom Physikalischen Institut der Universität Bonn.
© Foto: Barbara Frommann/Uni Bonn
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