Beteigeuze hat den 600fachen Durchmesser der Sonne. Am
Nachthimmel ist er der zehnthellste Stern. Astronomen erwarten, dass er in
naher Zukunft explodieren wird. Als so genannte Supernova wird er dann das
Firmament überstrahlen – so hell wie der Mond. Wahrscheinlich ist die Explosion
sogar tagsüber von der Erde sichtbar. Wann es soweit ist, lässt sich nicht
genau sagen. „Es kann morgen passieren oder in hunderttausend Jahren“, erklärt
der Bonner Astronom Dr. Jonathan Mackey.
Der Nature-Studie zufolge wird es vermutlich nicht bei
einem Rumms bleiben. Denn Beteigeuze ist von einer Hülle aus Materie umgeben.
„Das Material in dieser Hülle summiert sich auf ein Zehntel der Sonnenmasse“,
sagt Dr. Mackey.
Bei der Supernova-Explosion werden die äußeren Schichten
von Beteigeuze abgesprengt und ins All geschleudert. Diese Sternenfragmente
rasen mit vielen tausend Kilometern pro Sekunde auf die Materiehülle zu. Nach
einigen Monaten bis maximal drei Jahren kommt es dort zu einem riesigen Crash,
der auf der Erde als weitere Explosion sichtbar werden dürfte.
Rätselhafte Materiehülle
Dass es diese Materiehülle um Beteigeuze gibt, ist erst
seit 2012 bekannt. Ihre Entstehung gab den Astronomen bislang Rätsel auf.
Mackey und seine Kollegen legen in ihrem Nature-Paper eine plausible Hypothese
vor. Schon lange ist bekannt, dass Rote Riesen (wie andere Sterne auch) von
ihrer Oberfläche ständig Materie ins All schleudern – den Sternenwind.
Die Strahlung des interstellaren Mediums erhitzt diesen
Sternenwind, wie die Bonner Forscher unter anderem in Computersimulationen
zeigen konnten. Diese Hitze erzeugt eine Schockwelle, die den Wind abbremst. So
entsteht in einiger Entfernung um Beteigeuze eine nahezu bewegungslose Hülle
aus ehemaligem Sternenmaterial.
Dieser Vorgang sollte nach den Bonner Überlegungen auch
bei anderen Roten Superriesen auftreten. Die Materieansammlungen könnten dort
sogar noch erheblich größer sein – die Forscher rechnen mit bis zu fünf
Sonnenmassen. Das könnte erklären, warum Supernova-Explosionen mitunter 10- bis
100-mal heller sind als theoretisch zu erwarten. Denn wenn die Reste des
explodierten Sterns in eine derart dichte Materiehülle rasen, wäre eine zweite
Explosion gewaltigen Ausmaßes die Folge.
Supernovae sollten in der Milchstraße im Schnitt etwa
alle hundert Jahre zu beobachten sein. In unserer Nachbargalaxie, der Großen
Magellanschen Wolke, wurde am 24. Februar 1987 eine Supernova-Explosion
entdeckt. Trotz der großen Entfernung von 160.000 Lichtjahren war sie auf der
Südhalbkugel ebenfalls mit bloßem Auge sichtbar, allerdings nur nachts.
Die letzte Supernova-Explosion in der Milchstraße liegt
schon ein Weilchen zurück: Italienische Himmelskundler bemerkten im Oktober
1604 einen neuen Himmelskörper, der alle anderen Sterne überstrahlte. Der
deutsche Astronom Johannes Kepler beschrieb das Phänomen ausführlich; daher
wurde die Supernova nach ihm benannt. Die Explosion von Beteigeuze dürfte für
Erdenbewohner um Einiges spektakulärer sein – der Rote Superriese liegt uns
30mal näher als Keplers Supernova.
Publikation:
Jonathan Mackey, Shazrene Mohamed, Vasilii V. Gvaramadze,
Rubina Kotak, Norbert Langer, Dominique M.-A. Meyer, Takashi J. Moriya &
Hilding R. Neilson: Interacting supernovae from photoionization-confined shells
around red supergiants: DOI: 10.1038/nature13522,
sowie: http://www.nature.com/nature/journal/vaop/ncurrent/full/nature13522.html
Kontakt:
Dr. Jonathan Mackey
Argelander-Institut für Astronomie der Universität Bonn
Telefon: 0228/73-3783
E-Mail: jmackey@astro.uni-bonn.de
Prof. Dr. Norbert Langer
Argelander-Institut für Astronomie der Universität Bonn
Telefon: 0228/73-3656
E-Mail: nlanger@astro.uni-bonn.de