Am 25. November 1314 wurde mit Friedrich dem Schönen erstmals im Bonner Münster ein König gekrönt. Er war damit jedoch nicht alleiniger Herrscher, denn zeitgleich empfing sein Vetter Ludwig der Bayer in Aachen die Krone. Mehr als zehn Jahre lang versuchten die beiden Könige vergeblich, auf kriegerischem Weg ihren Machtanspruch durchzusetzen. Dann besannen sie sich und kamen zu einem ebenso weisen wie einzigartigen Entschluss: Sie einigten sich auf eine gemeinsame Herrschaft, ein sogenanntes Doppelkönigtum.
Friedrich der Schöne führte bislang ein Schattendasein
Friedrich der Schöne führt im Vergleich zu Ludwig dem Bayern sowohl in Fachkreisen als auch in der historisch interessierten Öffentlichkeit ein Schattendasein. Die internationale wissenschaftliche Tagung „Bonn 1314 – Krönung, Krieg und Kompromiss“ von Donnerstag bis Samstag, 27. bis 29. November, im Münster-Carré will daher vor allem Friedrich in den Blick nehmen. Das Symposium wird von den Professoren Matthias Becher und Harald Wolter-von dem Knesebeck von der Universität Bonn in Zusammenarbeit mit dem Bonner Münster veranstaltet.
Die Doppelwahl wird in vier thematischen Blöcken beleuchtet. Eine erste Sektion befasst sich mit den dynastischen Voraussetzungen Friedrichs des Schönen. Gerald Schwedler (Zürich) spricht über die Brüder des Habsburgers. Christian Lackner (Wien) untersucht Friedrichs Verhältnis zu Österreich, bevor Stefanie Dick (Kassel) die Rolle seiner Gattin Isabel de Aragón in den Blick nimmt. Im zweiten Block steht Friedrichs Wahl und Krönung im Mittelpunkt, die aus theologischer, historischer und rechtsgeschichtlicher Perspektive betrachtet wird. Andreas Büttner (Heidelberg) thematisiert darin unter anderem die Rituale der Herrschererhebungen.
Die dritte Sektion ist Kommunikation und Konflikt im Thronstreit gewidmet. Claudia Garnier (Vechta) befasst sich mit symbolischer Kommunikation in der Zeit des Doppelkönigtums, Martin Clauss (Chemnitz) untersucht das Verhältnis von Ludwig dem Bayern und Friedrich dem Schönen. Der letzte Block behandelt Kunst und Königtum im 14. Jahrhundert. Christian Freigang (Berlin) geht Fragen der herrscherlichen Repräsentation nach, bevor Peter Kurmann (Fribourg) abschließend die Königsikonographie um 1300 vorstellt.
Wissenschaftler der Universität Bonn sind beteiligt
Neben den internationalen Gästen sind am Symposium auch zahlreiche Professoren der Universität Bonn beteiligt: Der Historiker Matthias Becher hält am 27. November den Einführungsvortrag. Manfred Groten spricht am 28. November zur Rolle der nördlichen Rheinlande und des Kölner Erzbischofs bei der Wahl und Krönung Friedrichs des Schönen. Der Rechtswissenschaftler Mathias Schmoeckel geht am selben Tag auf die Wahl des rex Romanorum aus der Perspektive des kanonischen Rechts um 1300 ein. Der katholische Theologe Albert Gerhards spricht direkt anschließend über die Liturgie zur Zeit der Bonner Krönung. Der Historiker Florian Hartmann setzt sich am Nachmittag mit Briefen und Brieflehren aus der Zeit des Thronstreits auseinander.
Öffentlicher Abendvortrag und Empfang
In einem öffentlichen Abendvortrag stellt der Kunsthistoriker Harald Wolter-von dem Knesebeck am Freitag, 28. November, ab 18 Uhr in Hörsaal 1 des Universitätshauptgebäudes Kunstwerke aus dem Umfeld Friedrichs des Schönen vor. Zum Abschluss der Tagung findet im Rathaus ein Empfang mit Bundestagspräsident Norbert Lammert statt.
Für die Teilnahme an der Tagung wird ein Unkostenbeitrag von 20 Euro erhoben. Wegen des beschränkten Platzangebotes wird um Anmeldung per E-Mail (abteilung-mittelalter@uni-bonn.de) gebeten.
Weitere Informationen im Internet:
http://www.igw.uni-bonn.de/-1/mittelalter/tagungen
Ansprechpartner für die Medien:
Prof. Dr. Harald Wolter-von dem Knesebeck
Institut für Kunstgeschichte und Archäologie
der Universität Bonn
Tel. 0228/734781
E-Mail: hwolter@uni-bonn.de
Prof. Dr. Matthias Becher
Institut für Geschichtswissenschaft
der Universität Bonn
Tel. 0228/735160
E-Mail: matthias.becher@uni-bonn.de
10. November 2014
Internationales Symposium zum Thronstreit Internationales Symposium zum Thronstreit
Wissenschaftler beleuchten vom 27. bis 29. November die Rolle Friedrichs des Schönen. Uni Bonn ist beteiligt
Vor 700 Jahren wurde im Bonner Münster der Habsburger Friedrich der Schöne gekrönt. „Gegenkönig“ war sein Vetter Ludwig der Bayer, mit dem er mehr als zehn Jahre Krieg um die Vorherrschaft führte und sich schließlich auf ein Doppelkönigtum einigte. Eine internationale Tagung beleuchtet vom 27. bis 29. November im Bonner Münster-Carré die Rolle von Friedrich, der von der Forschung bislang vernachlässigt wurde: Journalisten und Interessierte sind herzlich willkommen. Um Anmeldung unter abteilung-mittelalter@uni-bonn.de wird gebeten.
Miniatur zu Friedrich dem Schönen:
- Sie ist Detail von fol. 95v des Cod. 255 der Universitäts- und Landesbibliothek Innsbruck, Leopold von Wien, Österreichische Chronik von den 95 Herrschaften.
© Foto: Universitäts- und Landesbibliothek Tirol
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