Ein ständiger Drang auf die Toilette zu gehen sowie Brennen und Schmerzen beim Wasserlassen: Mona J. kennt dies zur Genüge. Schon als junge Frau litt die heute 69-Jährige häufiger unter einer Blasenentzündung, einem typischen Frauenleiden. Denn die Keime – meist Darmbakterien – können über die kürzere weibliche Harnröhre leichter in die Blase gelangen. „Im Sommer ein nasses Bikini-Höschen oder ein kurzer Rock im Winter sind Gift für die Blase“, sagt Prof. Dr. Ruth Kirschner-Hermanns, Leiterin des Kontinenz- und Beckenbodenzentrums am Universitätsklinikum Bonn und am Rehabilitationszentrum Godeshöhe. Eine Unterkühlung kann die körpereigenen Abwehrkräfte herabsetzen und so die Entwicklung einer Blasenentzündung begünstigen. Viel Trinken bis zu drei Liter pro Tag schützt dagegen vor einer Blasenentzündung.
Antibiotika greifen immer häufiger nicht
Jahrelang hatte Mona J. dann eine Ruhepause. Doch ganz plötzlich kamen die Blasenentzündungen wieder: „Jedes Mal habe ich dann gleich ein Antibiotikum genommen. Es sollte ja schnell wieder weggehen.“ Und auch Mediziner greifen gerne auf diese Medikamente zurück, weiß Prof. Kirschner-Hermanns: „In den letzten 30 Jahren sind zu viele Antibiotika unreflektiert verschrieben worden.“ Doch aufgrund der steigenden Anzahl an Bakterien, bei denen die einstigen Wunderwaffen nicht mehr wirken, sei ein abgewogener Einsatz sinnvoll. Zusätzlich zu den Resistenzen schwächen Antibiotika die Darm- und Scheidenflora, die so leichter von Keimen besiedelt werden. Dies begünstigt wiederum auch eine erneute Blasenentzündung.
Die in Vergessenheit geratene natürliche Geheimwaffe
Früher hatten die Mediziner viel Erfahrung mit pflanzlichen Inhaltsstoffen. Dazu gehören Senföle, die von Brunnenkresse und Meerrettich gebildet werden, um sich effektiv gegen Keime zur Wehr setzen zu können. Die Kombination der von beiden Pflanzen gebildeten Senföle ist gut antibakteriell wirksam bei akuten Blasenentzündungen und Atemwegsinfekten. Ein großer Vorteil ist, dass diese Senföle im Gegensatz zu Antibiotika gut verträglich sind und neuen Infekten vorbeugen. Zudem ist eine Resistenzentwicklung nicht zu erwarten. „Die in den letzten 30 Jahren in Vergessenheit geratenen pflanzlichen Arzneistoffe erleben derzeit eine Renaissance“, sagt Prof. Kirschner-Hermanns.
Sehr gute Erfahrungen bei vielen Patienten
Sofern kein Fieber vorliegt und die Nieren nicht bereits angegriffen sind, empfiehlt die Neuro-Urologin ihren Patienten, den Infekt erst einmal mit den pflanzlichen Präparaten zu behandeln. So auch Mona J., die vor zwei Jahren Hilfe im Kontinenz- und Beckenbodenzentrum des Universitätsklinikums Bonn und des Rehabilitationszentrums Godeshöhe suchte. Denn die 69-Jährige litt zu diesem Zeitpunkt viermal kurz hintereinander unter einer Blasenentzündung und wusste sich keinen Rat mehr. „Unsere Patientin hatte vermutlich einen wiederkehrenden Infekt mit resistenten Keimen“, sagt Prof. Kirschner Hermanns.
Heute hat Mona J. weitestgehend Ruhe. Doch liegen bei ihr zuhause immer die Tabletten mit dem pflanzlichen Wirkstoff griffbereit. „So werde ich nicht von einem Infekt überrascht. Es dauert zwar etwas länger – etwa zwei bis drei Wochen – bis der Infekt wieder vorbei ist. Aber ich muss nicht mit einer chemischen Keule daran gehen.“
Mehr Informationen dazu gibt es auch auf dem Patienten-Informationstag rund um Harnwegsinfekte und Inkontinenz am Donnerstag, 25. Juni von 16.30 bis 20 Uhr im Rehabilitationszentrum Godeshöhe:
http://ukb.uni-bonn.de/42256BC8002B7FC1/vwLookupDownloads/Neurouro_Programm_Final.pdf/$FILE/Neurouro_Programm_Final.pdf
Kontakt für die Medien:
Prof. Dr. Ruth Kirschner-Hermanns
Leiterin des Kontinenz- und Beckenbodenzentrums am Universitätsklinikum Bonn und am Rehabilitationszentrum Godeshöhe
Tel.: 0228/287-15200 und 0228/381349
Email: ruth.kirschner-hermanns@ukb.uni-bonn.de
22. Juni 2015
Senföle - eine Alternative zu Antibiotika Senföle - eine Alternative zu Antibiotika
Pflanzliches Mittel hilft effektiv und nebenwirkungsarm bei Blasenentzündung
Gerade Frauen leiden oft unter einer Blasenentzündung. Doch die üblichen Antibiotika müssen nicht immer sein. So wirken Präparate aus Kapuzinerkresse und Meerrettich keimtötend und können bei unkomplizierten Harnwegsinfekten helfen. Zudem gibt es kaum Nebenwirkungen. Angesichts der wachsenden Bedrohung durch Antibiotika-Resistenzen sind diese Senföle durchaus eine sinnvolle Alternative, die das Kontinenz- und Beckenbodenzentrum des Universitätsklinikums Bonn und des Rehabilitationszentrums Godeshöhe häufiger einsetzt.
Senföle wirken bei Blasenentzündung:
- Prof. Kirschner Hermanns (li) im Gespräch mit Ihrer Patientin Mona J.;
© Dr. Inka Väth / Uni Bonn
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Senföle wirken bei Blasenentzündung:
- Prof. Kirschner Hermanns (li) im Gespräch mit Ihrer Patientin Mona J.;
© Dr. Inka Väth / Uni Bonn