„Jeder der durch die Natur wandert, kann geologisch beobachten“, sagt Prof. Dr. Tom McCann vom Steinmann-Institut für Geologie, Mineralogie und Paläontologie der Universität Bonn. Im Gebirge sind die Felsformationen besonders beeindruckend, aber auch im Flachland lässt sich anhand von Lesesteinen auf den Feldern und an Weganschnitten viel über den geologischen Untergrund erfahren. Wenn der Sedimentologe mit seinen Studierenden im Gelände unterwegs ist, liest er die Spuren geologischer Prozesse wie ein Krimi-Kommissar den Tatort.
In seinem Buch nimmt der Geologe die Leser mit auf eine Entdeckungsreise durch die Erdgeschichte und ermuntert zu eigenen Beobachtungen. Er vermittelt zum Beispiel auf sehr einfache und anschauliche Weise, wie man Gesteine bestimmen kann und wie sie entstanden sind. „Mit diesem Wissen ausgestattet lässt sich dann bei einem Spaziergang sehr leicht auseinanderhalten, ob ein Gestein zum Beispiel durch Vulkanismus oder Abtragung und Ablagerung entstanden ist“, sagt Prof. McCann, einer der Autoren des Buches „Geologie im Gelände“. Wer solche Spuren lesen kann, kann sich die geologischen Prozesse ein Stück weit selbst erschließen.
Warum bestehen manche Strände aus Sand und andere aus Kieseln?
Auch ein Urlaub am Meer lässt sich durch geologisches Hintergrundwissen bereichern. „Wer am Strand die durch Wellen gebildete Sandrippel und bewegte Muschelschalen sieht und sie mit den Sedimentstrukturen und Fossilien im Buch vergleicht, kann sich - wie auf einer Zeitreise - besser vorstellen, wie sich schon vor Jahrmillionen die Sedimente am Ufer der Ur-Ozeane gebildet haben, die wir nun als Gestein vorfinden“, berichtet Mitautor Dr. Mario Valdivia Manchego. Wer sich gerne an der See tummelt, kann auch viel über verschiedene Flussmündungen erfahren. Außerdem gibt das Buch Antworten auf die Frage, warum manche Strände aus feinstem Sand und andere wieder aus groben Kieseln bestehen und woher diese kommen.
Wem eine Reise an die See zu weit ist und wer lieber auf dem Rodderberg bei Bonn spazieren geht, kann anhand des Buches lernen, wie man mit geologischen Karten umgeht. Mit Luftbildern und farbigen Höhenmodellen wird erklärt, wie der früher aktive Vulkan aufgebaut ist. Welche Strukturen im Rheintal zu beobachten sind - zum Beispiel was ein Totarm, ein Sohlenpflaster oder ein Durchbruchsfächer ist - wird ebenfalls beschrieben.
Schichten wie bei einem Marmorkuchen
Auf eine besonders appetitliche Weise - anhand der Darstellung verschiedener Kuchensorten - vermittelt das Buch, wie die einzelnen geologischen Schichten bei der Gebirgsbildung im Lauf der Jahrmillionen gefaltet werden. Genauso wie sich anhand der Schokoummantelung noch nicht erahnen lässt, wie eine Torte im Innern aussieht, müssen Geologen erst in die Tiefe bohren oder Geländeanschnitte nutzen, um den geologischen Untergrund untersuchen zu können. Dann zeigt sich, ob die Schichten wie bei einem Baumkuchen weitgehend parallel oder wie bei einem Marmorkuchen stark gefaltet verlaufen.
Das Buch ist ganz bewusst zum Blättern konzipiert. Anhand besonders vieler Illustrationen lernt man auf unkonventionelle Weise, wie unser Planet Erde zu dem wurde, wie wir ihn heute kennen. „Als deutschsprachiges grundlegendes Geologiebuch, das sich gezielt an Bachelor-Studenten und Laien richtet, schließt es eine Lücke in der wissenschaftlichen Literatur“, sagt Prof. McCann, der bereits ein mehrbändiges Werk zur Geologie Mitteleuropas auf 1.500 Seiten herausgegeben hat. „Als Voraussetzung braucht man null Vorwissen - Interesse am Thema reicht vollkommen aus“, sagt der Geologe.
Publikation: Tom McCann/Mario Valdivia Manchego: Geologie im Gelände – Das Outdoor-Handbuch, SpringerSpektrum-Verlag, Berlin Heidelberg, 376 Seiten, eBook 29,99 Euro, Softcover 39,99 Euro
Kontakt für die Medien:
Prof. Dr. Tom McCann
Steinmann Institut
Universität Bonn
Tel. 0228/735569
E-Mail: tmccann@uni-bonn.de
Dr. Mario Valdivia Manchego
Steinmann Institut
Universität Bonn
Tel. 0228/739309
E-Mail: manchego@uni-bonn.de
Reiseführer durch die geologische Vergangenheit Reiseführer durch die geologische Vergangenheit
Tom McCann und Mario Valdivia Manchego von der Uni Bonn haben ein Outdoor-Buch für Laien geschrieben
Die Erde wandelt ständig ihr Gesicht: Bevor der Rhein durch seine Uferpromenaden festgezurrt wurde, wechselte er häufig sein Flussbett. Der Rodderberg in der Nähe von Bonn erscheint heute sehr friedlich, als aktiver Vulkan spie er aber einst mit Getöse Aschewolken aus. Wer mit offenen Augen durch die Gegend streift, kann viele Spuren dieser geologischen Prozesse finden und interpretieren. Dabei hilft das Outdoor-Handbuch „Geologie im Gelände“ der Wissenschaftler Prof. Dr. Tom McCann und Dr. Valdivia Manchego von der Universität Bonn. Es richtet sich insbesondere an Laien.
Prof. Dr. Tom McCann (links) und Dr. Mario Valdivia Manchego
- im Garten des Steinmann-Instituts für Geologie, Mineralogie und Paläontologie der Universität Bonn.
© Foto: Alina Ermertz
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