Viele Sicherheitslücken von IT-Anwendungen entstehen, weil es an der Benutzungsfreundlichkeit dieser Systeme mangelt. „Sicherheitssysteme sind oft zu kompliziert, zu zeitraubend und fehleranfällig“, stellt Prof. Dr. Matthew Smith vom Institut für Informatik 4 der Universität Bonn fest. Zahlreiche IT-Sicherheitsprobleme katastrophalen Ausmaßes seien jedoch nicht durch Fehler der End-Anwender verursacht worden, sondern bereits bei der Software-Entwicklung oder der Administration der Programme entstanden.
So wurde vergangenes Jahr die Sicherheitslücke „Shellshock“ öffentlich, von der hunderte Millionen Computer weltweit betroffen gewesen sein sollen. Ebenfalls im Jahr 2014 wurde der schwerwiegende Programmfehler „Heartbleed-Bug“ entdeckt, durch den ein großer Teil der Online-Dienste für Hackerangriffe anfällig wurde. Prof. Smith schließt deshalb über rein technische Aspekte den Faktor Mensch in die Forschung mit ein.
Sein Projekt „USECFrontiers: Frontiers of Usable Security“ wird vom Europäischen Forschungsrat (ERC) mit einem begehrten Starting Grant in Höhe von rund 1,5 Millionen Euro gefördert. „Diese Unterstützung ermöglicht es, auf dem noch jungen Feld der benutzerorientierten IT-Sicherheitsforschung voranzukommen“, sagt Prof. Smith. Dann könnten geeignete Methoden für entwicklerfreundlicheres Programmieren erforscht und die Wurzel des Übels angepackt werden.
Nach dem Studium der Elektrotechnik und Informatik an der Universität Siegen promovierte Matthew Smith an der Universität Marburg. Nach der Bearbeitung mehrerer Projekte erhielt er einen Ruf auf eine Junior-Professur für Informatik an der Universität Hannover. Im Jahr 2013 kam er an die Universität Bonn. Er ist zusätzlich am Fraunhofer-Institut FKIE aktiv.
Automatische Analyse von Bewegungsabläufen
Methoden zur automatischen Analyse von Bewegungs- und Arbeitsabläufen in Videoaufnahmen erforscht Prof. Dr. Jürgen Gall vom Institut für Informatik 3 der Universität Bonn. „Komplexere Vorgänge wie das Kochen eines Menüs, die Reparatur einer Maschine oder die Pflege von Patienten sind noch eine harte Nuss für Algorithmen“, sagt Prof. Gall. Die Herausforderung ist, dass diese Arbeitsabläufe in hohem Maße variieren. So gibt es zum Beispiel ganz verschiedene Rezepte, um ein Soufflee zuzubereiten. Bei einigen Arbeitsschritten ist die Abfolge egal, während bei anderen die richtige Chronologie für das Gelingen zwingend erforderlich ist.
„In diesem Projekt geht es zum einen darum, Modelle zu entwickeln, die diese hohe Variation darstellen“, berichtet Prof. Gall. Zum anderen sollten Modelle, die zum Beispiel mit Videos gelernt wurden, auch in der Lage sein, eine gedruckte Anleitung zu analysieren. Solche Systeme könnten in vielen unterschiedlichen Bereichen eingesetzt werden: zum Beispiel in der Ausbildung von Fachkräften oder in der häuslichen Pflege. „Die Fähigkeit, Bewegungsmuster und Arbeitsabläufe zu verstehen, ist eine Voraussetzung dafür, dass Roboter in Zukunft Menschen auch bei komplexeren Tätigkeiten unterstützen“, sagt Prof. Gall.
Nach dem Studium der Mathematik an der University of Wales Swansea (Großbritannien) und an der Universität Mannheim promovierte Jürgen Gall am Max-Planck-Institut für Informatik in Saarbrücken. Er arbeitete an der ETH Zürich und am Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme in Tübingen, bevor er im Jahr 2013 einen Ruf an die Universität Bonn annahm.
Kontakt für die Medien:
Prof. Dr. Jürgen Gall
Institut für Informatik 3
Universität Bonn
Tel. 0228/734380
E-Mail: gall@iai.uni-bonn.de
Prof. Dr. Matthew Smith
Institut für Informatik 4
Universität Bonn
Tel. 0228/7354 218
E-Mail: smith@cs.uni-bonn.de
EU fördert gleich zwei Informatiker der Uni Bonn EU fördert gleich zwei Informatiker der Uni Bonn
Jürgen Gall und Matthew Smith erhalten begehrte ERC Starting Grants. Dotierung: je 1,5 Millionen Euro
Mit begehrten Starting Grants fördert der Europäische Forschungsrat (ERC) gleich zwei Informatiker der Universität Bonn. Prof. Dr. Jürgen Gall entwickelt Modelle, mit denen automatisch Bewegungsabläufe anhand von Videoaufzeichnungen analysiert werden können. Prof. Dr. Matthew Smith untersucht, wie sich IT-Sicherheitslücken durch mehr Benutzerfreundlichkeit bei der Programmentwicklung vermeiden lassen. Mit der Auszeichnung ist eine Projektförderung in Höhe von jeweils rund 1,5 Millionen Euro verbunden.
Prof. Dr. Jürgen Gall
- vom Institut für Informatik 3 der Universität Bonn.
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Prof. Dr. Matthew Smith
- vom Institut für Informatik 4 der Universität Bonn.
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