Alle untersuchten Patienten waren an einem spezialisierten Prostata-Zentrum operiert worden. Nach dem Eingriff waren sie an ihren Urologen zurücküberwiesen worden, der dann die weitere Betreuung übernahm. In den drei Jahren nach ihrer Prostata-Operation bekamen sie alle sechs Monate einen Fragebogen zugeschickt, den sie ausfüllen sollten. Darin gaben sie unter anderem Auskunft zu ihrer Belastbarkeit (Bereitet es Ihnen Schwierigkeiten, einen langen Spaziergang zu machen?), zu konkreten Beschwerden (Hatten Sie in der letzten Woche Schmerzen?), aber auch zu ihrer psychischen Befindlichkeit (Fühlten Sie sich deprimiert?).
Außerdem wurden sie zu verschiedenen Aspekten der Kommunikation mit ihrem Arzt befragt. In diesem Punkt fallen jedoch die Antworten erfahrungsgemäß häufig recht subjektiv aus: Manche Patienten sind besonders kritisch. Andere neigen eher dazu, den betreuenden Urologen durch eine rosarote Brille zu betrachten und etwaige Negativpunkte zum Beispiel mit seiner hohen Arbeitsbelastung zu entschuldigen.
„Wir haben daher noch zusätzlich untersucht, ob die Patienten von Urologe A in den drei Jahren nach der Operation häufiger oder seltener Beschwerden entwickelten als die Patienten von Urologe B“, erläutert Prof. Dr. Nicole Ernstmann von der Forschungsstelle für Gesundheitskommunikation und Versorgungsforschung an der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie des Universitätsklinikums Bonn. „Der Eingriff selbst war ja extern durchgeführt worden. Daher lassen sich systematische Unterschiede nur durch die jeweilige ärztliche Betreuung nach der OP erklären.“
Prof. Ernstmann forscht an der Universität Bonn unter anderem zu der Bedeutung einer guten Kommunikation zwischen Arzt und Patient. Zusammen mit ihren Kollegen Juniorprofessorin Dr. Lena Ansmann (Universität Köln) und Prof. Dr. Lothar Weißbach (Stiftung Männergesundheit Berlin) stieß sie bei ihrer Analyse auf einen interessanten Zusammenhang: Je besser sich Arzt und Patient austauschten, desto seltener gaben letztere in den drei Jahren nach der OP eine Einschränkung ihrer Lebensqualität zu Protokoll.
Kommunikationstrainings für Ärzte
„Wenn der Arzt sich Zeit nimmt, auf die Sorgen und Bedürfnisse seines Patienten einzugehen, und ihn bei medizinischen Entscheidungen unterstützt, verbessert das spürbar das Therapieergebnis“, sagt Prof. Ernstmann. Vermutlich gibt es dafür zwei Gründe: Zum Einen erkennt ein gut informierter Arzt schneller, wenn sich der Zustand seines Patienten zum Schlechten entwickelt. Er kann dann rasch mit entsprechenden Maßnahmen gegensteuern. Zum Anderen halten sich Patienten, die sich ernst genommen fühlen, eher an therapeutische Ratschläge.
Nicht umsonst lernen angehende Mediziner heute schon während ihres Studiums, wie sie mit ihren Patienten kommunizieren sollten. Angesichts der Studienergebnisse plädiert Prof. Ernstmann nun dafür, auch in Ärztefortbildungen vermehrt verpflichtende Kommunikationsschulungen aufzunehmen.
Publikation: Nicole Ernstmann, Lothar Weißbach, Jan Herden, Nicola Winter und Lena Ansmann: Patient – physician communication and health-related quality of life of patients with localised prostate cancer undergoing radical prostatectomy – a longitudinal multilevel analysis; BJU International (2016); DOI: 10.1111/bju.13495
Kontakt für die Medien:
Prof. Dr. Nicole Ernstmann
Forschungsstelle für Gesundheitskommunikation und Versorgungsforschung
Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Universitätsklinikum Bonn
Tel. 0228/28715763
E-Mail: nicole.ernstmann@ukb.uni-bonn.de
Krebs: Gespräche verbessern Behandlungserfolg Krebs: Gespräche verbessern Behandlungserfolg
Studie der Universitäten Bonn und Köln zeigt, wie wichtig eine gute Kommunikation zwischen Arzt und Patient ist
Eine gute Kommunikation zwischen Arzt und Patient verbessert augenscheinlich signifikant den Erfolg einer Prostatakrebs-Therapie. In diese Richtung weisen zumindest die Ergebnisse einer Studie in der urologischen Fachzeitschrift BJU international. In der Arbeit wurden Daten von fast 1.800 Männern der HAROW-Studie ausgewertet, denen die Prostata aufgrund eines Karzinoms entnommen worden war. Dazu kooperierten Forscher der Universitäten Bonn und Köln mit der Stiftung Männergesundheit. Die vorab online veröffentlichte Studie erscheint demnächst in der Druckfassung.
Prof. Dr. Nicole Ernstmann
- von der Forschungsstelle für Gesundheitskommunikation und Versorgungsforschung am Universitätsklinikum Bonn.
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