Hinter einer ein Meter dicken, 20 Tonnen schweren Strahlenschutztür verbirgt sich das neue Herzstück der Radiochirurgie am Universitätsklinikum Bonn. „So wie der Linearbeschleuniger hier steht, ist er der einzige hier in unserer Region“, sagt Dr. Susanne Vornholt, Leitende Strahlentherapeutin an der Radiologischen Klinik des Universitätsklinikums Bonn. „Es ist die Kombination der Möglichkeiten vor allem dank modernster Computertechnologie.“
Begeistert ist sie von der bisher nicht erreichten Schnelligkeit aufgrund der gesteigerten Strahlenintensität und gleichzeitig hohen Präzision. „Das Gerät ist so extrem schnell, dass man sich sogar als Strahlentherapeut erst einmal daran gewöhnen muss“, sagt Oberärztin Vornholt. Bis zu zehn Hirntumore können innerhalb von 20 Minuten gleichzeitig verödet werden; mit der Vorgänger-Generation dagegen nur ein Hirntumor pro Behandlung. Dabei rotiert der Strahlerkopf um den Patienten und platziert den Photonen-Strahl aus verschiedenen Positionen. Gleichzeitig bewegt sich der Behandlungstisch – mittels integrierter Bildgebung gesteuert – in alle Raumrichtungen für eine exakte Positionierung des Patienten. Zudem sorgen Lamellen aus Wolfram, die sich unabhängig voneinander bewegen dafür, dass sich der Photonenstrahl der Form des zu bestrahlenden Gewebes anpasst. „Wir können den Tumor jederzeit genau lokalisieren und etwa mit einer Genauigkeit von 0,5 Millimetern bestrahlen. So schonen wir optimal das umliegende gesunde Gewebe“, sagt Oberärztin Vornholt.
„Der Vorteil dieser hochdosierten und schnelleren Präzisionsbestrahlung für unsere Patienten liegt vor allem in der verkürzten Bestrahlungszeit pro Sitzung. Zudem können wir die so viel angenehmere Behandlung jetzt ganz auf die individuellen Bedürfnisse abstimmen“, sagt Prof. Dr. Hans Schild, Direktor der Klinik für Radiologie am Universitätsklinikum Bonn
OP und Bestrahlung am Bildschirm planbar
Zudem erlaubt die ausgeklügelte Software eine direkte Verschaltung mit der Neurochirurgie am Universitätsklinikum Bonn und ermöglicht so einen einfachen Austausch aller beteiligten Experten. In einer Tumorkonferenz können Strahlentherapeuten, Onkologen und Neurochirurgen gemeinsam mittels eines integrierten Anatomie-Atlasses am Bildschirm die Operation und spätere Bestrahlung simulieren und die optimale Behandlung im Vorfeld planen. Liegt beispielweise ein Hirntumor nahe an einem sensiblen Bereich wie den Sehnerv, können sie am Monitor testen, ob ein chirurgischer Eingriff zu riskant ist. Falls ja, bietet der High-Tech-Linearbeschleuniger eine Option. Denn dank seiner hohen Präzision richtet er den Strahl punktgenau auf das geschädigte Gewebe ohne empfindliche Hirnstrukturen zu verletzen.
Die Strahlentherapie am Universitätsklinikum Bonn wird die neue Technologie nicht nur zur nicht-invasiven Behandlung von gut- und bösartigen Hirntumoren einsetzen, sondern beispielsweise auch bei Wirbelsäulen-Tumoren, Lungen- und Leberkrebs. „Es können sich aber auch zukünftig andere Indikationen eröffnen“, betont die Leitende Strahlentherapeutin Vornholt.
Hier geht es zum Video „Hochpräzisionsbestrahlung“ der Unternehmenskommunikation am Bonner Universitätsklinikum: http://bit.ly/2cJt2Sy
Kontakt für die Medien:
Prof. Dr. Hans Heinz Schild
Direktor der Radiologischen Klinik
Universitätsklinikum Bonn
Telefon: 0228/287-15870
E-Mail: Hans.Schild@ukb.uni-bonn.de
Dr. Susanne Vornholt
Leitende Strahlentherapeutin an der Radiologischen Klinik
Universitätsklinikum Bonn
Telefon: 0228/287-11583
E-Mail: Susanne.Oberste-Beulmann@ukb.uni-bonn.de