Im Vorhaben „A Unified Framework of Business Cycles and Household Portfolios: Income Risks, Asset Liquidity, and Inequality“ (LiquidHouseCycle) will der Ökonom untersuchen, wie Portfolio-Entscheidungen einzelner Haushalte mit der Gesamtwirtschaft interagieren. Ein Beispiel für eine Portfolioentscheidung ist die Frage, ob man lieber ein Haus kauft, eine private Rentenversicherung abschließt oder eine liquidere Anlageform – wie etwa ein Tagesgeldkonto – wählt.
„Ausgangspunkt meines Projektes ist es, dass eben solche Anlageentscheidungen, wenn sie von vielen Haushalten in gleiche Richtung getroffen werden, Auswirkungen auf die Höhe und Zusammensetzung der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage haben“, sagt Prof. Bayer. Im ERC-Vorhaben sollen sowohl theoretische als auch empirische Untersuchungen durchgeführt werden. Kern der theoretischen Arbeiten ist es, Modelle zu entwickeln, die die Interaktion von Konjunkturzyklus, Einkommensrisiken einzelner Haushalte, Portfolioentscheidungen und der Liquidität von Vermögensmärkten – insbesondere des Immobilienmarkts – im Zusammenhang betrachten. Auf empirischer Seite geht es darum, aus der Kombination vieler Datenquellen zur Einkommens- und Vermögensverteilung ein möglichst lückenloses Gesamtbild der Entwicklung von Haushaltsportfolios zu beschreiben.
Wer profitiert von den niedrigen Zinsen der Europäischen Zentralbank?
„Schließlich soll diese Arbeit erlauben, die Reaktion dieser Portfolios auf konjunkturelle Schocks nachzuvollziehen und somit die theoretische Arbeit empirisch zu verankern“, berichtet der Wirtschaftswissenschaftler der Universität Bonn. Ziel des Projekts ist es, zum Beispiel besser zu verstehen, wer von konjunkturpolitischen Maßnahmen profitiert und wer nicht, und ob die Verteilung von Gewinnen und Verlusten vom konkreten Instrument der Stabilisierungspolitik abhängt. Bayer: „Meine Arbeiten werden auch zur Klärung der Frage beitragen, wer durch die derzeit niedrigen Zinsen der Europäischen Zentralbank profitiert, wer verliert, wer sich durch alternative fiskalpolitische Stabilisierung, also zum Beispiel niedrige Steuern oder höhere Staatsausgaben, besser stellen würde und wer vielleicht sogar die Krise als Gewinn sieht.“
Das Projekt helfe darüber hinaus zu verstehen, wie manche aus fiskalischer Sicht gebotenen Maßnahmen auch erhebliche unerwünschte gesamtwirtschaftliche Nebenwirkungen entfalten können, weil sie in die Portfolioentscheidungen der Haushalte eingreifen. Ein Beispiel hierfür wäre zum Beispiel eine Rentenkürzung, die stärkere Vorsorge erzwingen und damit die Nachfrage womöglich schwächen würde.
Zwei ERC-Auszeichnungen für den Wissenschaftler
Der Ökonom der Universität Bonn wurde bereits im Jahr 2011 mit einem Starting Grant des Europäischen Forschungsrats ausgezeichnet. Während damit exzellente Nachwuchsforscher gefördert werden, richtet sich der ERC Consolidator Grant an herausragende Wissenschaftler, die bereits erfolgreich eine eigene Forschergruppe aufgebaut haben. „Die Förderung ist zentral für meine Forschungstätigkeit“, sagt Bayer. „Sie erlaubt mir, mich voll auf das Projekt zu konzentrieren, erfahrene Wissenschaftler zu engagieren und Nachwuchswissenschaftler zu finanzieren, die sich bewähren können.“
Prof. Bayer machte sein Diplom in Volkswirtschaftslehre an der Universität Bonn. Er promovierte in Dortmund und forschte in Mailand, Florenz und Yale. Seit 2008 ist der heute 38-Jährige Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Bonn und seit 2013 Direktor des Instituts für Makroökonomik und Ökonometrie.
Kontakt für die Medien:
Prof. Dr. Christian Bayer
Institut für Makroökonomie und Ökonometrie
Hausdorff Zentrum für Mathematik
Universität Bonn
Tel. 0228/734073
E-Mail: christian.bayer@uni-bonn.de