Der Sturz von Martin K. von der zweieinhalb Meter hohen Leiter hatte schwere Folgen. Der 55-Jährige brach sich den zwölften Brustwirbel und vier nebeneinanderliegende Lendenwirbel. Rolf S. konnte sich nach seinem Leitersturz nicht mehr bewegen. Der 82-Jährige war ein Notfall, denn der eingebrochene Wirbelkörper des ersten Lendenwirbels drückte auf das Rückenmark. Beide fanden Hilfe an der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie des Universitätsklinikum Bonn.
Bei 2D tastet sich auch der erfahrene Operateur voran
Nachdem die Wirbelsäule bei beiden Patienten von hinten zunächst stabilisiert wurde, entfernten die Bonner Uni-Ärzte in einem zweiten Eingriff die eingebrochenen Wirbelkörper sowie die dazugehörigen Bandscheiben und setzten jeweils einen Wirbelkörperersatz ein. Dieses patientenschonende endoskopische Verfahren, das in Seitenlage von vorne durch den Brustraum durchgeführt wird, ist schon seit Jahren etabliert und ohne hochauflösende Bildgebung nicht denkbar. Doch die bisherige zweidimensionale Darstellung auf dem Monitor gibt dem Operateur nur flächenhafte Einblicke in den Körper, der die dritte Dimension durch Erfahrung ersetzen muss. „Ein Problem ist beispielsweise die saubere Präparation der benachbarten Wirbelkörper sowie der Hinterkante, hinter welcher sich das Rückenmark befindet“, sagt Dr. Koroush Kabir, Leiter des Schwerpunkts Unfallchirurgie an der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie des Universitätsklinikums Bonn. „Unser Arbeitskanal ist ziemlich eng und in der Tiefe müssen wir vorsichtig und präzise operieren.“
Mit 3D bekommt der Operateur ein Tiefengefühl
Neben einem 3D-Kamerakopf vorne am Endoskop und einem 3D-fähigen Monitor braucht das Bonner Uni-Team für den 3D-Effekt nur noch eine 3D-Brille aufzusetzen. „Erst einmal ist es schon ungewohnt. Man hat das Gefühl direkt im Patienten zu operieren und die Strukturen fast ergreifen zu können“, beschreibt Dr. Cornelius Jacobs, Oberarzt im Schwerpunkt Unfallchirurgie / Wirbelsäulenorthopädie an der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie des Universitätsklinikums Bonn. „Die Orientierung ist besser und auch die Zielgenauigkeit, denn man sieht sofort, wie tief die Instrumente greifen.“ Vorteile der 3D-Visualisierung sind ein präziseres Arbeiten und neben der Patientensicherheit auch eine verkürzte Operationsdauer. Somit ist der Eingriff noch schonender für den Patienten. Nur den wenigen Ausnahmen, die den 3D-Effekt nicht wahrnehmen können, ist ein Operieren mit dieser Technik nicht möglich. Doch kann im OP jederzeit wieder auf eine 2D-Darstellung am Monitor umgestellt werden.
„Jeder Weg ist mir zu kurz!“
Martin K. und Rolf S. gehören zu den ersten Patienten mit instabilen Wirbelkörperbrüchen, die das Team am Universitätsklinikum Bonn jetzt mit der neu eingeführten 3D-Technik operiert hat – und zwar alle mit hervorragenden Ergebnissen. So ist Rolf S. bereits wieder im Alltag selbständig und mit dem Rollator ist ihm jeder Weg zu kurz. „Dieses Jahr zwar nicht mehr, aber nächstes Jahr setze ich in meinem Garten neue Bäume“, sagt der 82-Jährige, der ohne den erfolgreichen Eingriff wohlmöglich heute im Rollstuhl sitzen würde. Martin K. will dank Physiotherapie und einer geplanten stationären Reha bald möglichst wieder zu seiner Arbeitsstelle zurückkehren. Denn so kurz nach dem Eingriff kann und darf er derzeit nicht schwer heben. „Es wäre schön, wenn es bald auch wieder mit der Motoradfahren klappt“, sagt der 55-Jährige, der eine 245 Kilogramm schwere Yamaha und eine 37 Jahre alte BMW in der Garage stehen hat.
Kontakt für die Medien:
Dr. Koroush Kabir
Leiter des Schwerpunkts Unfallchirurgie
Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie des Universitätsklinikums Bonn
Telefon: 0228/287 15109 (Pforte)
E-Mail: koroush.kabir@ukbonn.de
Dr. Cornelius Jacobs
Oberarzt im Schwerpunkt Unfallchirurgie / Wirbelsäulenorthopädie
Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie des Universitätsklinikums Bonn
Telefon: 0228/287 15109 (Pforte)
E-Mail: cornelius.jacobs@ukbonn.de