Frühgeborene müssen direkt am Anfang ihres Lebens für eine längere Zeit im Krankenhaus liegen. Für die meisten betroffenen Familien ist das eine sehr belastende Situation. Denn über Wochen können die Eltern meist ihr Kind nur wenige Stunden sehen und müssen sich immer wieder von ihm trennen. Das Personal der Intensivpflegestation für Risiko- und Frühgeborene (NIPS) am Universitätsklinikum Bonn sehen Eltern als Teil des Behandlungsteams. Daher gibt es unbegrenzte Besuchszeiten, um Eltern und Geschwisterkindern rund um die Uhr Zugang zu ihrem Neugeborenen zu geben und die Besuche so bestmöglich in das Familienleben einzubinden.
Datenschutz und Privatsphäre des Kindes ist uns wichtig
Die jetzt installierten Bettkameras mit webbasierten Videostreaming-Systemen bieten in den Zeiten, in den die Eltern nicht persönlich bei ihrem Kind sein können, die Möglichkeit eines virtuellen Besuchs von zu Hause oder von unterwegs. „Auch bei unseren Bettkameras gibt es keine festen Besuchszeiten. Die betreuende Kinderkrankenschwester vereinbart mit den Eltern, wann die Kamera online sein soll. Meist sind dies die gesamten Abwesenheiten der Eltern“, sagt Dr. Till Dresbach, Kinderarzt in der Neonatologie am Zentrum für Kinderheilkunde des Universitätsklinikums Bonn.
Eltern, die den neuen Service nutzen wollen, können sich mit einem individualisierten Passwort über eine gesicherte Webseite einloggen. Die Online-Plattform ist von allen internettauglichen Endgeräten erreichbar. Bei der Video-Übertragung werden ausschließlich Bilddaten übertragen, die verschlüsselt sind. Eine Übertragung von Audiosignalen findet nicht statt und eine Speicherung von Bilddaten erfolgt nicht. Die Bettkamera ist grundsätzlich so ausgerichtet, dass Patientendaten beispielsweise über die Monitore für den Betrachter nicht sichtbar sind.
Frühere Integration in die Familie dank Online-Video-Streaming
Der größte Teil der das Video-System nutzende Eltern schauen eher häufig aber nur kurz bei ihren Kind vorbei und empfinden dies als sehr beruhigend. „Unser neues Angebot fördert die Autonomie und Kompetenz der Eltern. Neben der familiären Stressreduktion gehen wir auch von positiven Effekten in Bezug auf die Geschwisterkinder aus, die selten in der Klinik sein können und häufige Abwesenheit zumindest eines Elternteiles verkraften müssen“, sagt Prof. Dr. Andreas Müller, Direktor der Neonatologie am Universitätsklinikum Bonn.
Aber auch bei dem Pflegepersonal kommt das Projekt gut an. „Anfangs war ich etwas skeptisch, inwieweit die Bettkameras meine tägliche Arbeit auf der Intensivstation beeinflussen. Mittlerweile nehme ich diese bei meiner Arbeit kaum noch wahr und bin immer wieder begeistert, wie gut die Kameras von den Eltern angenommen werden“, sagt Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin Annika Lesch. Sie rufen häufiger auf Station an und erkundigen sich nach ihrem Kind als Eltern, die das neue Angebot nicht nutzen. „Das ist manchmal sicher etwas mehr Arbeit für uns Pflegekräfte. Aber die Eltern sind umso beruhigter, wenn sie sich überzeugen können, dass alles mit ihrem Kind in Ordnung ist“, sagt Annika Lesch.
Das Bonner Online-Videostreaming für Eltern in der Neugeborenen-Medizin stellen Prof. Müller und Oberarzt Dresbach am 8. Juni auf der diesjährigen Tagung der Gesellschaft für Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin (GPNI) in Dresden vor.
Kontakt für die Medien:
Prof. Dr. Andreas Müller; Dr. Till Dresbach
Abteilung Neonatologie
Zentrum für Kinderheilkunde am Universitätsklinikum Bonn
Telefon: 0228/287-15426
E-Mail: till.dresbach@ukbonn.de