Die Theoretische Chemie ist in den vergangenen Jahrzehnten zu einem wesentlichen Bereich der Chemie herangereift und aus Lehre und Forschung nicht mehr wegzudenken. An der Universität Bonn nimmt dieses sehr moderne Fach an den Schnittstellen zur Physik, Biologie, den Lebenswissenschaften und der numerischen Mathematik einen wichtigen Platz ein.
Vor genau 50 Jahren wurde in Bonn der Lehrstuhl für Theoretische Chemie eingerichtet. Die wissenschaftlichen Arbeiten der Bonner Theoretischen Chemie wurden im Laufe der Jahre durch zahlreiche internationale Preise ausgezeichnet und durch drei Gottfried-Wilhelm-Leibniz Preise gefördert. Die Absolventen des Faches sind in steigendem Maße in der chemischen und pharmazeutischen Industrie bzw. in der IT-Branche begehrt.
Robert S. Mulliken verbrachte prägende Jahre (1925-1927) mit den Pionieren der Quantenmechanik in Göttingen. Ein besonderer Aspekt seiner Arbeiten ist die enge Verknüpfung zwischen Theorie (Quantenchemie) und Experiment (Spektroskopie) sowie eine besondere Nähe zur Sprache und Kultur der Chemie. Durch seine häufigen Besuche in Bonn hat er die wissenschaftliche Ausrichtung des Centers wesentlich beeinflusst.
Gegenwärtig beschäftigt sich in Bonn die Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Stefan Grimme mit der Entwicklung und Anwendung von effizienten Computerchemiemethoden zum Studium der Eigenschaften von komplexen chemischen und biologischen Systemen. Die Arbeitsgruppe von Frau Prof. Dr. Barbara Kirchner modelliert Flüssigkeiten und deren Grenzflächen mit Anwendungen in nachhaltigen Technologien und chemischen Prozessen. Die dritte Gruppe, welche von Prof. Dr. Thomas Bredow geleitet wird, untersucht mit quantenchemischen Methoden kristalline Festkörper und Oberflächen, welche z.B. eine wichtige Rolle in neuen Batteriematerialien spielen.
Prof. Dr. Frank Neese, Direktor am Max Planck Institutes für Chemische Energiekonversion, Mülheim an der Ruhr, ist assoziiert als Honorarprofessor und Frau Prof. Dr. Dr.hc. Sigrid Peyerimhoff ist aktiv als Emerita.