06. Juli 2017

200 Jahre – 200 Überraschungen 200 Jahre – 200 Überraschungen

Zum Jubiläum der Universitätsgesellschaft Bonn erscheint ein Buch zu Exponaten aus den Sammlungen und Museen

Nächstes Jahr feiert die Universität Bonn ihr 200-jähriges Bestehen. Diese stattliche Epoche des Erkenntnisgewinns und der Wissensvermittlung spiegelt sich auch in den Sammlungen und Museen der Alma mater wieder. Hier sind die Wurzeln der Diskurse in greifbaren Exponaten überliefert. Das Buch „Rheinische Wunderkammer – 200 Objekte aus 200 Jahren Universität Bonn 1818-2018“, herausgegeben von Klaus Herkenrath und Thomas Becker im Wallstein Verlag, erzählt diese Meilensteine in Text und Bildern nach. Es ist am Tag des 100-jährigen Jubiläums der Universitätsgesellschaft Bonn am 7. Juli erschienen.

Buchcover
Buchcover © Universität Bonn
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Es begann am 18. Oktober 1818: Schon im April 1815 hatte König Friedrich Wilhelm III. von Preußen seinen neuen Untertanen am Rhein die Gründung einer Universität versprochen. Nun endlich setzte der Monarch seine Unterschrift unter die Stiftungsurkunde. Das Buch zeigt die Urkunde mit dem verschnörkelten „Wir“, dem Plural der Hoheit, mit dem der Herrscher ausschließlich sich selbst bezeichnete.

Eine treffende Bezeichnung haben die „Würzburger Lügensteine“ im Goldfuß-Museum. Sie zeigen, dass Wahrheit und Fälschung gleichermaßen in der Wissenschaft vorkommen. Es handelt sich dabei um Fossilfälschungen aus dem Jahr 1819, die heute als Beweisstücke einer frühen Intrige in der Wissenschaft gewertet werden.

Ein echtes Meisterwerk ist dagegen die „Rechnungs-Maschine von Johann Christoph Schuster zu Ansbach in Franken“ aus dem Jahr 1822. Das im Arithmeum ausgestellte Exemplar war wohl für den Hofastronomen eines indischen Maharadschas bestimmt. Die mechanische Maschine rechnet bis zu zehnstellige Ergebnisse.

Mehrstellige Ergebnisse sind auch in den Schriftzeugnissen auf Papyrus und Tonscherben vom altpharaonischen bis hin zum griechisch-römischen Ägypten überliefert. Sie zeigen die große Bedeutung der Schreibkunst bereits im Altertum – getreu dem Motto „wer schreibt, der bleibt!“. Auf einem Papyrus wird bereits für diesen Beruf geworben: „Werde ein Schreiber! … Es ist etwas Geschriebenes, das gewährleistet, dass man sich seiner erinnert …“

70 Autoren beschreiben die Objekte aus den Museen und Sammlungen

Insgesamt 70 Autoren aus allen Wissenschaftlichen Sammlungen und Museen der Universität Bonn – darunter Direktoren, Kustoden, Kuratoren, Doktoranden und Studierende – erzählen die Geschichte dieser Exponate mit jeweils rund 2000 Zeichen. Aus den insgesamt zwölf Museen und nahezu 30 Sammlungen wurde für jedes Jahr seit der Gründung der Universität Bonn ein Gegenstand ausgewählt. So kommt es auch zum Untertitel des Buches: 200 Objekte aus 200 Jahren.

Der Begriff „Rheinische Wunderkammer“ hat einen anderen Hintergrund: „Er setzt sich aus »Rheinischer« Friedrich-Wilhelms-Universität und dem Ausstellungsprinzip der »Wunderkammer« zusammen, bei der in einem gemeinsamen Ausstellungsraum Exponate verschiedener Herkunft gezeigt werden“, berichtet einer der beiden Herausgeber, der Uni-Archivar und Sammlungsbeauftragte Dr. Thomas Becker.

Die meisten der 240 Bilder stammen von Volker Lannert. „Ich zeige die Objekte nach Möglichkeit aus einer Perspektive, die der Betrachter nicht erwartet“, sagt der Bonner Fotograf. Zu diesen Überraschungen zählt ein Bild mit einer steinernen Göttin, die scheinbar über eine Allee im Bonner Stadtzentrum rollt. Die Fotomontage mit dem Poppelsdorfer Schloss im Hintergrund zeigt den Bezug zur Universität und zugleich, wie der runde Stein nach Fertigstellung wahrscheinlich transportiert wurde.

Wozu ein solches Buch? „Es führt uns im Zeitalter der Fake News die Quellen noch einmal vor Augen“, sagt Herausgeber Klaus Herkenrath, der an der Universität Bonn für die Öffentlichkeitsarbeit der Museen und Sammlungen zuständig ist. „Es zeigt uns, womit Wissenschaft in Bonn begonnen hat, wer beteiligt war, wie übrigens auch Goethe Spuren hinterlassen hat, spart Fälschungen nicht aus und lässt den Leser hoffentlich auch staunen.“

Die Universitätsgesellschaft Bonn (UGB) - seit 100 Jahren immer wieder Förderin auch der wissenschaftlichen Sammlungen und Museen - und das Rektorat der Universität Bonn haben das Buch erst ermöglicht. Öffentliche Veranstaltungen zu den Objekten der Rheinischen Wunderkammer folgen im Jubiläumsjahr 2018 der Universität Bonn.

Publikation: Klaus Herkenrath und Thomas Becker (Hrsg.): Rheinische Wunderkammer – 200 Objekte aus 200 Jahren Universität Bonn 1818-2018, Fotografien von Volker Lannert, Wallstein Verlag, Göttingen, 438 S., 24,90 Euro, Internet: www.wallstein-verlag.de/9783835331396-rheinische-wunderkammer.html

Kontakt für die Medien:

Klaus Herkenrath
Dezernat Hochschulkommunikation
Universität Bonn
Tel. 0228/739464
E-Mail: klaus.herkenrath@uni-bonn.de

Dr. Thomas Becker
Sammlungsbeauftragter
Universität Bonn
Tel. 0228/737555
E-Mail: th.becker@verwaltung.uni-bonn.de

Apparatur von Heinrich Hertz, geboren 1857:
Apparatur von Heinrich Hertz, geboren 1857: - Der Wissenschaftler setzte an der Universität Bonn seine Forschungen zum experimentellen Nachweis elektromagnetischer Wellen fort. Die Versuchsanordnung ist teilweise original und wird bis heute für Lehrzwecke im Wolfgang-Paul-Hörsaal eingesetzt. © Foto: Volker Lannert/Uni Bonn
Grabbeigaben aus dem alten Ägypten:
Grabbeigaben aus dem alten Ägypten: - Das Ägyptische Museum der Universität erforscht rund 600 Exemplare dieser Gefäße mit individuellen Beschriftungen und teils noch mit Inhalt. © Foto: Volker Lannert/Uni Bonn
Umstrittene Büste auf dem Tisch:
Umstrittene Büste auf dem Tisch: - Bis heute gibt es unterschiedliche wissenschaftliche Ansichten darüber, um wen es sich bei dem 1836 von Friedrich Gottlieb Welcker angekauften Abguss handelt. Ist es Diomedes oder Heroes? © Foto: Volker Lannert/Uni Bonn
Aztekische Göttin:
Aztekische Göttin: - Die steinerne Skulptur ist im Eingangsbereich der Altamerika-Sammlung der Universität Bonn zu sehen. In der Fotomontage rollen Altamerikanisten das Exponat durch den Park an der Poppelsdorfer Allee im Bonner Stadtzentrum. © Foto: Volker Lannert/Uni Bonn
Knotenversion des Thonet-Stuhls Nr. 14:
Knotenversion des Thonet-Stuhls Nr. 14: - Er ist im Jahr 1864 aus der ursprünglichen Version entstanden, welche 1841 in der Werkstatt des Bopparder Tischlermeisters Michael Thonet erfunden wurde. Das Arithmeum präsentiert den Kaffeehausstuhl in seiner Designsammlung. © Foto: Volker Lannert/Uni Bonn
Buchcover
Buchcover © Universität Bonn
Goethea Cauliflora:
Goethea Cauliflora: - Ein Malvengewächs, das im Jahr 1821 vom Gründungsdirektor des Botanischen Gartens der Universität Bonn, Prof. Christian Gottfried Daniel Nees von Esenbeck, nach Johann Wolfgang von Goethe benannt wurde. Beide pflegten einen regen wissenschaftlichen Austausch in Briefen. © Foto: Volker Lannert/Uni Bonn
Trubyte-Artikulator aus dem Jahr 1925:
Trubyte-Artikulator aus dem Jahr 1925: - Er simuliert die Kaubewegungen des Menschen. Das Exemplar aus der Gustav-Korkhaus-Sammlung wurde in der Lehre an der Universitätszahnklinik in Bonn eingesetzt. Die Gipsabdrücke vom Ober- und Unterkiefer sind in das Bild hineinmontiert. © Foto: Volker Lannert/Uni Bonn (Doppelbelichtung)
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