In Deutschland leiden aktuell mehr als vier Millionen Menschen an Depression. Etwa jeder Dritte ist irgendwann in seinem Leben betroffen. Doch nur eine Minderheit erhält eine wirksame Therapie. „Diese geringe Zahl birgt ein großes Risiko, denn unbehandelt sind Depressionen lebensbedrohlich“, sagt Prof. Dr. Wolfgang Maier, Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Universitätsklinikum Bonn. „Oft sind es leider Vorurteile und mangelndes Wissen, die den Weg zur wirksamen Behandlung versperren.“
Viele Betroffene empfinden ihre Depression als persönliches Versagen. Aus Scham holen sie sich keine ärztliche Hilfe. Zum anderen wird eine Depression oft verkannt, vom Betroffenen selbst und oft auch von Ärzten. Zu diesem Mangel trägt bei, dass die Übergänge zwischen Burn-Out, Lebenskrisen, Stimmungstief und einer Depression fließend sind, und auch für Ärzte nicht leicht zu unterscheiden. Folgen sind unterlassene störungsspezifische Behandlung, Suizide, Berufs- und Arbeitsunfähigkeit sowie langfristige Folgeerkrankungen für den ganzen Körper.
Bei jedem fünften Patient wirken Antidepressivum und Psychotherapien nur unzulänglich
Doch selbst wenn eine Depression erkannt und behandelt wird, gibt es das nächste Problem: Nicht jede Therapie ist wirksam. Es resultieren wiederkehrende oder chronische Depressionen, die schwierig zu behandeln sind. Viele Betroffene sind daher über weitere Lebensabschnitte traurig mit resignierenden Gedanken und schlechtem Selbstbild.
Deshalb sieht Prof. Maier zusammen mit dem stellvertretenden Direktor Prof. Dr. Dr. René Hurlemann und dem Oberarzt PD Dr. Dieter Schoepf von der Bonner Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie es an der Zeit, über den aktuellen Stand der Depressionsbehandlung und neueste Entwicklungen in der Forschung zu informieren. In der spezifischen Psychotherapie der langandauernden Depression wird eine neue Selbstwirksamkeit an lebensgeschichtlich bedeutsamen Situationen erarbeitet und erlebt. Das führt zur Befreiung von einer traumatischen Last, zum Beispiel aus der Kindheit. Damit kann die durch Fehlanpassung entstandene Beeinträchtigung aufgehoben werden. Ein weiterer wirksamer Ansatz ist die achtsamkeitsbasierte Therapie bei episodischen Depressionen zur Rezidivprophylaxe, bei denen der Patient mittels Techniken wie Meditation und dem bewertungsfreien Wahrnehmen lernt, eine andere Haltung zu negativen Gedanken und Emotionen zu entwickeln.
Unter den neueren biologischen Therapien sind Hirnstimulationen und hier vor allem die transkranielle Magnetstimulation (TMS) zu nennen. Bei diesem schonenden Verfahren werden mittels einer an den Kopf gehaltenen Magnetspule Hirnareale angeregt. Zudem gibt das Patientenkolloquium einen Überblick über mögliche Ursachen einer Depression. Nach den Vorträgen besteht die Gelegenheit, Fragen an die Referenten zu stellen.
Kontakt für die Medien:
Prof. Dr. Wolfgang Maier
Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Universitätsklinikum Bonn
Telefon: 0228/287-15723
E-Mail: Wolfgang.Maier@ukbonn.de
Prof. Dr. Dr. René Hurlemann
Stellvertretender Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Universitätsklinikum Bonn
Tel. 0228/287-19123
E-Mail: Rene.Hurlemann@ukbonn.de
PD. Dr. Dieter Schoepf
Oberarzt an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Universitätsklinikum Bonn
Telefon: 0228-287-15715
E-Mail: dieter.schoepf@ukbonn.de