Die Zahl der beim Robert-Koch-Institut (RKI) gemeldeten Hepatitis E-Fälle hat sich im Jahr 2016 mit 1.991 zum Vorjahr um 58 Prozent erhöht und zum Jahr 2014 mit 670 sogar fast verdreifacht. „Vermutlich auch deshalb, da Hepatitis E neuerdings mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird“, sagt Prof. Dr. Christian Strassburg, Direktor der Medizinischen Klinik I am Universitätsklinikum Bonn. Auf der anderen Seite infizieren sich deutschlandweit schätzungsweise pro Jahr etwa 300.000 Menschen mit HEV: „Die Dunkelziffer ist hoch, da die Krankheit meist ohne Symptome und somit unbemerkt verläuft.“
Ganz anders verhält es sich aber bei Schwangeren und chronisch Leberkranken. Bei ihnen kann es bei einer HEV-Infektion zu einem schweren akuten Verlauf mit einem lebensbedrohlichen Leberversagen kommen. Auch Menschen mit einem stark geschwächten Immunsystem wie HIV/Aids-, Krebs- und Dialysepatienten, Rheumaerkrankte und Organtransplantierte sind gefährdet. Unerkannt und unbehandelt kann die Hepatitis E bei dieser Risikogruppe einen chronischen Verlauf nehmen. Eine Leberzirrhose oder sogar eine Transplantation droht. 2016 kam es zu acht Hepatitis E-Ausbrüchen und zu sieben Todesfällen im Zusammenhang mit der Hepatitis E. „Bei chronischen Leberentzündungen sollten Ärzte immer auch an Hepatitis E denken. Betroffene wenden sich dann am besten direkt an ein Leber-Zentrum“, rät Prof. Strassburg, der viel Erfahrung mit der Behandlung von Hepatitis sowie Erkrankungen der Leber und Transplantationen hat. Zwar gäbe es noch keine Leitlinien für eine Therapie, doch ist die Erkrankung behandelbar. Das HEV kann ganz aus dem Körper eliminiert werden.
Finger weg von Wild und Mett-Brötchen
Schwangere und andere gefährdete Personen sollten generell den Verzehr von rohem oder unzureichend gekochtem Fleisch oder Innereien von Wild- und Schweinefleisch vermeiden. Denn 84 Prozent der Infektionen stammen aus Deutschland und sind nicht durch Reisen mitgebracht worden. Vorsicht ist unter anderem bei kurz gereiften Rohwürsten sowie bei Wurstarten mit roher Schweineleber geboten. Denn Berufsgruppen wie Jäger, Waldarbeiter oder Metzger haben viel häufiger als der Durchschnitt Kontakt mit HEV gehabt und somit entsprechende Antikörper im Blut. So sind rohes Wild- und Schweinefleisch als eine Infektionsquelle wahrscheinlich. Da das HEV bei 70 Grad inaktiv wird, sind gut durchgegarte Fleischprodukte in der Regel unbedenklich. Andere Ansteckungs-Quellen sind Bluttransfusionen, verunreinigtes Wasser und Fäkalien. Reisende in Risikogebieten in Asien und Afrika sollten beispielsweise nur abgekochtes Wasser trinken und auch zum Zähneputzen verwenden.
Kontakt für die Medien:
Prof. Dr. Christian P. Strassburg
Direktor der Medizinischen Klinik I
Universitätsklinikum Bonn
Telefon: 0228/287-15216
E-Mail: christian.strassburg@ukbonn.de