Ein vorbeifahrendes Auto, das Husten eines Klassenkameraden oder ein fallender Stift – all diese Geräusche sind schwer zu trennen und die Stimme des Lehrers geht in dem Störschall unter. So ergeht es den meisten Kindern mit einer auditiven Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörung, kurz AVWS genannt. Manche können auch nicht unterscheiden, ob ein Geräusch von links, rechts oder von hinten kommt. Im Unterricht durch eine AVWS entstehende Auffälligkeiten wie beispielsweise Unkonzentriertheit, leichte Ermüdbarkeit und Nichtverstehen von Anweisungen werden jedoch überwiegend nicht auf das tatsächliche Hörverarbeitungsproblem zurückgeführt.
„Wird eine AVWS nicht erkannt, kommen die betroffenen Kinder oft in die Schublade ‚Störenfried’“, sagt Prof. Dr. Götz Schade, Leiter der Abteilung für Phoniatrie und Pädaudiologie an der Bonner Universitäts-HNO-Klinik. Er schätzt, dass es etwa in jeder zweiten Klasse einen Schüler mit AVWS gibt, wobei Jungen etwa doppelt so häufig betroffen sind wie Mädchen. Zwar sind diese Kinder nicht schwerhörig, denn ihr Mittel- und Innenohr funktioniert korrekt. Doch werden die Höreindrücke auf dem Weg vom Ohr zum Gehirn nicht korrekt verarbeitet. Dies kann auch zu Problemen beim Erlernen von Fremdsprachen und beim Kopfrechnen führen.
Störung wird häufig zu spät erkannt
„Oft werden betroffene Kinder wegen einer Lese-Rechtschreib-Schwäche, Sprachstörung oder Aufmerksamkeitsdefiziten erfolglos therapiert“, sagt Barbara Görgen, Lehr- und Forschungslogopädin an der HNO-Klinik des Universitätsklinikums Bonn. Denn bei ihnen ist der normale Hörtest unauffällig, da ihre Ohren selbst völlig intakt sind. Erst spezielle Testverfahren ermöglichen eine exakte Diagnose, die die Beschwerden der betroffenen Kinder erklärt.
So ist Diagnose einer AVWS das Hauptthema dieser kostenlosen Veranstaltung. Zudem informieren Barbara Görgen und Professor Schade über Therapiemöglichkeiten vom Hörtraining bis hin zu kompensatorischen Verfahren, einschließlich des Tragens eines speziellen Hörgerätes. Nach den Vorträgen besteht die Gelegenheit, Fragen an die Referenten zu stellen.
Kontakt für die Medien:
Univ.-Prof. Dr. Götz Schade
Leiter der Abteilung für Phoniatrie und Pädaudiologie
Hals-Nasen-Ohren-Klinik des Universitätsklinikums Bonn
Telefon: 0228/287-11280
E-Mail: goetz.schade@ukbonn.de
Barbara Görgen
Lehr- und Forschungslogopädin
Hals-Nasen-Ohren-Klinik des Universitätsklinikums Bonn
Telefon: 0228/287-11281
E-Mail: barbara.goergen@ukbonn.de