„Mit Prof. Wolfgang Maier tritt altersbedingt ein großer Psychiater ab, der in Forschung, Lehre und Krankenversorgung gleichermaßen Hervorragendes geleistet hat, wofür das UKB sehr dankbar ist. Der Berufung von Alexandra Philipsen ging eine sorgfältige Auswahl von nationalen und internationalen Kandidaten durch ein eigens dafür einberufenes Gremium voraus. Mit Prof. Philipsen haben wir eine klinisch orientierte Forscherin an Bord geholt, die unter anderem mit ihrem Schwerpunkt der Entwicklung neuer psychopharmakologischer und störungsorientierter psychotherapeutischer Konzepte zur Stress- und Emotionsregulation bei ADHS und verwandten Störungen die bestehende neurowissenschaftliche Ausrichtung des Klinikums perfekt ergänzen und weiter voranbringen kann“, freut sich Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Wolfgang Holzgreve, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des Universitätsklinikums Bonn.
„Nicht das Symptom, sondern die ursächliche Störung behandeln!“
Die neue Chefärztin setzt auf eine starke kooperative Vernetzung, sowohl innerhalb als außerhalb der Klinik. „Besonders an Bonn ist, dass der Standort hervorragend in den Neurowissenschaften aufgestellt ist“, sagt Prof. Philipsen. Hier sei es neben Psychosomatik und Gerontopsychiatrie möglich unter anderem eng mit Epileptologie, Neuroradiologie und dem benachbarten Deutschen Zentrum für neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) zusammenzuarbeiten. „Das passt ausgezeichnet zu meiner biologischen Forschung bezüglich Emotionsregulation und Impulskontrolle bei ADHS, die auf einer Störung des Stoffwechsels bestimmter Botenstoffe im Gehirn beruht.“ Zudem kommt es ihr sehr entgegen, sich hier am Standort Bonn verstärkt mit der Humangenetik austauschen zu können: „Kaum eine andere Erkrankung wird so stark genetisch weitergegeben wie ADHS.“
Innerhalb der Klinik will Prof. Philipsen, die auf integrierte teilstationäre Behandlung setzt, die Ambulanzen, die Tagesklinik und die Stationen enger miteinander verzahnen. Dabei plant sie die störungsorientierte Psychotherapie auszubauen, wobei die Gruppentherapie stationsübergreifend möglich wird. Ein weiteres Ziel ist, Behandlungskonzepte für Patienten mit gestörter Impulskontrolle wie bei ADHS oder Borderline zu etablieren. Zudem beabsichtigt die neue Klinikchefin das Haus für die Aufgaben stark zu machen, die der für die Psychiatrie auf dem Venusberg-Campus neue große Pflichtversorgungsauftrag von Personen wegen Selbst- oder Fremdgefährdung mit sich bringt.
Selbstmanagement mittels Sensorik und Smartphone bei ADHS
Etwas mehr als jeder Zweite der als Kind unter ADHS litt, hat auch als Erwachsener mehr oder weniger stark mit der Störung zu kämpfen. Wissenschaftlich sucht Prof. Philipsen neue Wege in der Therapie einer ADHS im Erwachsenenalter. So ist sie an einer deutschlandweiten, vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Multizentren-Studie beteiligt. „Das ‚esca-life’-Projekt soll herausfinden, wie viel Therapie ein Betroffener braucht, um überhaupt einen Benefit zu haben“, erklärt Prof. Philipsen. Wie interaktive Medizintechnik jungen Erwachsenen helfen kann, mit der Erkrankung im Alltag besser umzugehen, soll das ebenfalls vom BMBF geförderte Verbundprojekt „AwareMe“ klären. „Denn bei dem Übergang zwischen Jugend- und Erwachsenenalter fehlt oft plötzlich das Feedback der Eltern“, sagt Prof. Philipsen, die sich an diesem Projekt beteiligt. Zudem reizt sie eine Behandlungsmethode mit Wechselstrom. Dabei werden die für die ADHS verantwortlichen Hirnareale mit einem sehr schwachen elektrischen Impuls stimuliert, um deren Funktion zu verbessern.
„In der knapp bemessenen Freizeit bin ich gerne in der Natur!“
Die neue Chefärztin freut sich, dem Ruf an die Bonner Universität gefolgt zu sein. Denn sie schätzt Bonn mit seinem Stadtbild sowie seiner Lage am Rhein und seiner Nähe zum Siebengebirge und Köln. „Das gibt es nicht häufig: eine Stadt mit einem großen kulturellen Angebot, kurzen Wegen und Natur direkt vor der Haustür“, sagt die Mutter zweier erwachsener Kinder. Gerne sucht Prof. Philipsen Ausgleich beim Joggen, Wandern und Reiten. Auch lässt sie es sich jetzt an ihren ersten Arbeitstagen nicht nehmen, mit dem Fahrrad den Venusberg hinauf zu ihrer neuen Wirkungsstätte zu fahren. „Dies will ich in Zukunft weiter fortsetzen.“
Kontakt für die Medien:
Prof. Dr. Alexandra Philipsen
Direktorin der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Universitätsklinikum Bonn
Telefon: 0228/287-15723
E-Mail: Alexandra.Philipsen@ukbonn.de