Täglich belasten wir unsere Wirbelsäule enorm, andererseits bewegen wir uns zu wenig. Hinzu kommt ein natürlicher altersbedingter Verschleiß. So geht statistisch gesehen jeder Deutsche mindestens einmal in seinem Leben wegen starken Rückenschmerzen zum Arzt. In nicht seltenen Fällen drückt ein Bandscheibenvorfall, eine verschleißbedingte Einengung des Wirbelkanals, oder eine Instabilität der Wirbelsäule auf die Nerven, die aus dem Spinalkanal austreten, oder sogar auf das Rückenmark. Dann hat der Betroffene oft unerträgliche Schmerzen, Gefühlsstörungen oder Lähmungen. In diesen Fällen ist häufig – je nach Ausprägung – eine mehr oder minder dringliche Operation erforderlich. Bei Rückenschmerzen allein stehen aber – zumindest in der ersten Phase – konservative Methoden wie Krankengymnastik und Schmerztherapie bei der Behandlung von degenerativen Erkrankungen der Wirbelsäule im Vordergrund.
Weniger Schmerzen und Mobilität zurückgewinnen
„Doch wenn das alles nichts hilft, ist häufig eine Operation der einzige Ausweg, eine dauerhafte Nervenschädigung mit Taubheit und Lähmungen zu vermeiden“, betont Prof. Dr. Dieter Christian Wirtz, Direktor der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie des Universitätsklinikums Bonn. Die Bonner Universitäts-Kliniken für Neurochirurgie sowie für Orthopädie und Unfallchirurgie wurden gemeinsam Anfang des Jahres 2018 von der Deutschen Wirbelsäulengesellschaft (DWG) als Wirbelsäulenzentrum der höchsten Stufe (Level 1) zertifiziert. Damit ist das Universitätsklinikum Bonn eine von zur Zeit nur zehn Kliniken deutschlandweit, die Patienten mit Wirbelsäulenleiden nach den strengen, kontrollierten Kriterien der Deutschen Wirbelsäulengesellschaft (DWG) die gesamte Bandbreite der Versorgung anbieten können.
In den Kliniken für Neurochirurgie sowie für Orthopädie und Unfallchirurgie, die interdisziplinär das Bonner Wirbelsäulenzentrum betreiben, werden pro Jahr eine große Anzahl von Patienten konservativ und mehr als 1.500 operativ behandelt. Dabei wird im Wirbelsäulenzentrum das gesamte Spektrum von degenerativen, rheumatischen und entzündlichen Erkrankungen über Wirbelbrüche, Verletzungen bis hin zu Skoliosen und Tumorerkrankungen behandelt. „Unser Ziel ist stets, mit der Operation für den Patienten eine optimale und schnelle Linderung von Schmerzen und damit die Wiederherstellung seiner Funktion zu erreichen, damit der Patient wieder mobil ist und seine Lebensqualität zurückgewinnt“, sagt Prof. Dr. Hartmut Vatter, Direktor der Klinik für Neurochirurgie am Universitätsklinikum Bonn.
Auf die Bedürfnisse älterer Patienten eingehen
„Aufgrund einer besseren Narkose und moderner OP-Techniken können auch immer mehr ältere Menschen erfolgreich operiert werden, die früher immobil, schmerzgeplagt und teilweise sogar bettlägerig geworden wären“, bestätigen Prof. Dr. Robert Pflugmacher und Dr. Jasmin Scorzin, die jeweils für die Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie sowie für die Klinik für Neurochirurgie das interdisziplinäre Wirbelsäulenzentrum des Universitätsklinikums Bonn leiten. Probleme im Alter wie Osteoporose, Demenz, Sturzprophylaxe sowie Mehrfacherkrankungen müssen aber ebenfalls bei der Behandlung berücksichtigt werden. Für diese Patienten besteht daher am Wirbelsäulenzentrum des Universitätsklinikums Bonn eine Kooperation mit der Geriatrie des Malteser Krankenhauses Bonn. Dadurch kann ein interdisziplinäres Team aus Orthopäden & Unfallchirurgen, Neurochirurgen und Geriatern eine an ältere Patienten angepasste, optimale Therapie für Rückenleiden gewährleisten. „Die Versorgung vor, während und nach der Operation muss – genauso wie die anschließende Rehabilitation – auf die Bedürfnisse älterer und hochbetagter Menschen angepasst werden“, sagt Priv.-Doz. Dr. Albert Lukas, Chefarzt der Geriatrie des Malteser Krankenhauses Bonn.
Unter der Moderation von Prof. Vatter und Prof. Wirtz geben die Experten des Wirbelsäulenzentrums des Universitätsklinikums Bonn einen Überblick über degenerative Erkrankungen der Wirbelsäule sowie deren konservative und operative Therapie. Priv.-Doz. Dr. Lukas berichtet, wie sich die Geriatrie optimal in dieses Zentrum einbringt. Dabei wird unter anderem die Frage diskutiert, ob und wie osteoporotische Frakturen behandelt werden müssen und wie besonders auf die Bedürfnisse der älteren Menschen eingegangen wird. Nach und während den Vorträgen besteht die Gelegenheit, Fragen an die Referenten zu stellen.
Kontakt für die Medien:
Prof. Dr. Hartmut Vatter
Direktor der Klinik für Neurochirurgie
Universitätsklinikum Bonn
Telefon: 0228/287-16501
E-Mail: hartmut.vatter@ukbonn.de
Prof. Dr. Robert Pflugmacher
Ltd. Oberarzt der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie
Universitätsklinikum Bonn
Telefon: 0228/287-14170
E-Mail: robert.pflugmacher@ukbonn.de