Dekan Prof. Dr. Nicolas Wernert ist sehr erfreut, dass es gelungen ist, die hoch anerkannte Allgemeinmedizinerin nach Bonn zu berufen. Dies sei auch für die Kooperation mit dem neuen Studienstandort „Campus Siegen“ der Medizinischen Fakultät der Bonner Universität von Bedeutung, der zum Wintersemester 2018/19 an den Start geht. In einem gemeinsamen Begleitprojekt „Medizin neu denken“ solle hier insbesondere das Potential IT-gestützter telemedizinischer Ansätze für die allgemeinmedizinische Versorgung ländlicher Räume evaluiert werden. Hierfür sei die Bonner Allgemeinmedizin bestens aufgestellt.
„Jeder Tag als Hausarzt ist wie ein Krimi“, so Prof. Weltermann, die selbst niedergelassene Hausärztin ist. Für sie ist es ein besonders interessanter Beruf, denn Hausärzte sehen täglich so viele verschiedene Menschen und vielgestaltige medizinische Anliegen: „Dabei begreifen wir unsere Patienten als Ganzes, also neben der medizinischen Seite auch die psychische Situation und das soziale Umfeld. Gerade das Erkennen einer seltenen Erkrankung ist wie Detektivarbeit in einem Krimi. Damit kann Patienten wirklich geholfen werden.“
„Die Menschen sind individueller in ihren Wünschen geworden!“
Dabei muss sich die Hausarztmedizin immer mehr neuen Herausforderungen stellen. Patienten sind heutzutage häufig viel informierter und so nehmen auch die individualisierten Wünsche Einzelner zu. Auch gibt es mehr Behandlungsmöglichkeiten, die berücksichtigt werden können und die heutige Bevölkerung in Deutschland lebt länger. Dadurch nehmen bestimmte Erkrankungen wie Krebs, Herzleiden und Demenzen zu. „Der Hausarzt ist für Senioren, die häufig chronisch erkrankt sind und auch unter mehreren Erkrankungen leiden, nicht nur erster Ansprechpartner, sondern er betreut sie langfristig und ganzheitlich“, konstatiert Prof. Weltermann. Hinzu kommt eine in den letzten Jahren wachsende Zahl von Patienten mit Migrationshintergrund. Hier muss der Hausarzt auch sprachliche Barrieren überwinden und kulturelle Hintergründe beim Aufbau der Arzt-Patient-Beziehung berücksichtigen.
Höhere Anforderungen erfüllen bei gleichzeitig verbesserter Versorgung
„Wie werden wir also mit diesen Herausforderungen umgehen? Wie müssen wir die Hausarztpraxen ändern, dass sie den zukünftigen Anforderungen gewachsen sind“, beschreibt Prof. Weltermann eine Kernfrage ihrer Forschung. So untersucht sie unter anderem wie moderne Informationstechnologie (IT) – wie beispielsweise Videosprechstunden – sinnvoll in der Hausarztpraxis eingesetzt werden kann. So nimmt eines ihrer Forschungsprojekte unter die Lupe, wie durch ein IT-gestütztes Blutdruckmessungs-Management die Therapie von Bluthochdruck verbessert werden kann. Patienten vermitteln der Praxis ihre Blutdruckwerte per Smartphone oder Tablet. Dafür extra qualifizierte Medizinische Fachangestellte bewerten diese und machen gegebenenfalls anhand einer vom Hausarzt individualisierten Handlungsanweisung Vorschläge zur Anpassung der Medikamente, wobei der Arzt letztlich entscheidet. „Der Hausarzt wird so von qualifiziertem Personal entlastet und hat mehr Zeit für seine Patienten bei gleichzeitiger besserer Qualität der Versorgung von Bluthochdruck“, sagt Prof. Weltermann. Ihr Projekt der Versorgungsforschung wird mit 1,2 Millionen Euro aus dem Innovationsfond des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) gefördert.
„Wir holen an der Hausarztmedizin Interessierte direkt ab!“
Etwa jeder zweite Hausarzt in Deutschland erreicht demnächst das Rentenalter – eine andere, aber ganz aktuelle Herausforderung ist somit die Nachwuchsförderung. „Unser Ziel ist es, eine gute und interaktive Lehre anzubieten. Wir wollen den Studierenden zeigen, wie spannend Hausarztmedizin ist und welche zentrale Rolle, Hausärzte in der Versorgung von Patienten einnehmen“, sagt Prof. Weltermann. In den über 140 Lehrarztpraxen des Bonner Uni-Instituts für Hausarztmedizin lernen Studierende sowohl städtisch als auch ländlich gelegene Hausarztpraxen und deren Bedeutung als wichtigen regionalen Faktor kennen. Ganz wesentlich in der Nachwuchsförderung ist laut Prof. Weltermann, interessierte angehende Mediziner vor und direkt nach dem Examen anzusprechen und sich bereits während der fünfjährigen Facharztausbildung mit ihnen zu vernetzen: „Damit sie nicht auf dem langen Weg zum Hausarzt verloren gehen!“ Daher ist das Bonner Uni-Institut für Hausarztmedizin, das jetzt vor Ort eine Nachwuchsakademie ins Leben gerufen hat, Teil des Kompetenzzentrums Weiterbildung Allgemeinmedizin Nordrhein. „Wir halten über das Netzwerk Kontakt zu den angehenden Hausärzten und qualifizieren die jungen Ärztinnen und Ärzte berufsbegleitend. In dem Netzwerk können sie sich untereinander austauschen und zudem ihr eigenes Hausarzt-Profil bilden“, erklärt Prof. Weltermann.
Kontakt für die Medien:
Prof. Dr. Birgitta Weltermann, MPH(USA)
Direktorin des Instituts für Hausarztmedizin
Universitätsklinikum Bonn / Universität Bonn
Telefon: 0228/287-11156 (Sekretariat)
E-Mail: Birgitta.Weltermann@ukbonn.de