Neuer Chefarzt setzt auf fächerübergreifende Zusammenarbeit
Bei einer Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte, der häufigsten angeborenen Fehlbildung des Gesichtes, verwachsen während der Embryonalentwicklung die verschiedenen Gewebefortsätze des Gesichts und des Mundraumes nur unzureichend – zwischen Lippe, Kiefer und mitunter auch dem Gaumen bleibt eine Lücke. „Es ist inzwischen möglich, dass alle Funktionen weitgehend normalisiert werden – Atmung, Kauen, Schlucken, Gehör, Sprechen, Wachstum des Gesichts und natürlich auch das Aussehen“, konstatiert Prof. Kramer. Deshalb ist sein Ziel, auch besonders schwere angeborene Fehlbildungen seiner Patienten zu korrigieren. „Interdisziplinäre Zusammenarbeit ist dabei ein Schlüssel für optimale Behandlungsergebnisse.“ Daher freut sich der neue Chefarzt auf die enge Zusammenarbeit unter anderem mit den Kieferorthopäden und den HNO-Ärzten am Bonner Standort in der Behandlung von jungen und erwachsenen Patienten.
An erster Stelle steht der Erhalt der Lebensqualität
Die Behandlung von bösartigen Tumoren im Mund-, Kiefer- und Gesichtsbereich erfordert fast immer deren Entfernung. Hierbei können kleinere Defekte zum Beispiel im Bereich der Lippen, der Wangen- und Stirnregion meist recht unauffällig mit plastischen Operationstechniken behandelt werden. Bei ausgedehnten Befunden liegt das Augenmerk auf den Möglichkeiten Eigengewebe zu verpflanzen, um wichtige Funktionen wie Sprechen, Kauen und Schlucken möglichst wenig zu beeinträchtigen. Den individuell bestgeeigneten Gewebeersatz führt der neue Chefarzt gegebenenfalls mit mikrochirurgischen Verfahren durch. Nach der Entfernung des Tumors werden die sehr kleinen Blutgefäße des verpflanzten Gewebes an die Blutversorgung der neuen Umgebung unter dem Mikroskop angeschlossen.
„Wir können uns mit intraoperativen Navigationssystemen in der komplexen Anatomie des Kopf-Hals-Bereiches präzise orientieren und unsere Rekonstruktionstechniken der Defektgeometrie dreidimensional anpassen“ berichtet Prof. Kramer. Dennoch ist es natürlich günstiger, in einem möglichst frühen Erkrankungsstadium mit der Behandlung zu beginnen, um die besten Ergebnisse zu erzielen. „Die Früherkennung von Haut- und Mundschleimhautveränderungen ist für die Prognose des Krankheitsverlaufs von entscheidender Bedeutung“ sagt Prof. Kramer.
Den Ursachen auf der Spur
Krebserkrankungen in der Mundhöhle zählen mit sechs Prozent aller Tumorerkrankungen zu den weltweit häufigsten Malignomen. Die genauen Mechanismen der Entstehung und Ausbreitung sind jedoch im Detail noch unverstanden. Daher untersuchen Prof. Kramer und sein Team mit zell- und molekularbiologischen Methoden die gegenseitige Beeinflussung von Tumorzellen und benachbartem Gewebe. „Je besser wir den Tumor verstehen, desto effektiver können wir ihn in Zukunft therapieren.“
Prof. Kramer ist dem Ruf an die Bonner Universität gern gefolgt. „Bonn ist eine spannende Stadt mit einem aktiven Universitätsleben und einer hohen Internationalität“, sagt der Familienvater von zwei Kindern im Alter von sieben und neun Jahren. Jetzt freut er sich, seine neue Heimat zu entdecken – und zwar nicht ohne seine Familie, mit der er am liebsten seine Freizeit verbringt.
Kontakt für die Medien:
Prof. Dr. Dr. Franz-Josef Kramer
Direktor der Klinik für Mund-, Kiefer- und Plastische Gesichtschirurgie
Universitätsklinikum Bonn
Telefon: 0228/287-22452 oder -15203
E-Mail: franz-josef.kramer@ukbonn.de