Konchylien waren in der Frühen Neuzeit sehr begehrte Sammelobjekte. Sie waren von wissenschaftlichem Interesse, unter anderem für die Erforschung von Symmetrien und Wachstum oder in Studien zur Erdgeschichte. Zudem galten Konchylien als sehr ästhetisch. Der Wert, der einzelnen Objekten zugeschrieben wurde, war aber nicht konstant: Konchylien, die zunächst als wertvoll galten, erschienen einige Jahre später nicht mehr als Gegenstände, deren Aufbewahrung und Pflege sich im Museum lohnte, ohne dass sich an den Objekten selbst etwas verändert hätte. Worin lagen die Ursachen für diesen Wandel? Wie hingen Sammlungen, wissenschaftliche Praxis und Wertzuschreibungen zusammen?
Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit rund 745.000 Euro geförderte Vorhaben mit dem Titel „Objektsprache und Ästhetik – Wertdimensionen des Objektbezugs in historischer Perspektive. Das Beispiel Konchylien“ beleuchtet in drei Teilprojekten drei Konchyliensammlungen in der Übergangszeit vom 18. zum 19. Jahrhundert. Denn ab der Mitte des 18. Jahrhunderts entstand in Europa ein System staatlicher Museen, welches die privaten und höfischen Sammlungen als Ort naturkundlicher Forschung zum größten Teil ablöste und oftmals auch die dort aufbewahrten Objekte in neuen Systematiken und Aufstellungen zusammenführte. Die neuen Museen waren zudem öffentliche Orte, die sich an ein neues, bürgerliches Publikum richteten. Wie wirkte sich der Übergang der Konchylien in die Sammlungen der Museen auf den Wert und die Betrachtung der einzelnen Objekte aus?
Das am Leopoldina Studienzentrum angesiedelte Teilprojekt I untersucht die anhand von Zeichnungen und Einzelbeschreibungen überlieferte Konchylien-Sammlung der Akademie sowie deren Aufgehen im Naturhistorischen Museum der Universität Bonn. Das an der Universität Halle durchgeführte Teilprojekt II widmet sich den Veränderungen in ihrer eigenen durchgängig bestehenden Konchylien-Sammlung und vergleicht diese mit nationalen und internationalen Sammlungspraktiken. Das Teilprojekt III der Universität Bonn untersucht den Sammlungsaufbau und die Herkunft von Objekten der Sammlung fossiler Weichtiere im Goldfuß-Museum in Bonn. Ein gemeinsames Ergebnis des Vorhabens wird eine Datenbank zu den drei untersuchten Sammlungen sein.
Ansprechpartner:
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Leiter der Abteilung Studienzentrum
Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina
Tel. 0345 472 39 115
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Prof. Dr. Martin Sander
Leiter des Goldfuß-Museums
Universität Bonn
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