Städte waren und sind Orte der Begegnung mit Fremden, ob sie nun aus Nachbarregionen oder einem anderen Kulturkreis stammen, einer anderen Religion oder Konfession angehören, sozial und habituell in einer ‚anderen Welt‘ leben oder einfach nur ein anderes Geschlecht haben. Wer oder was als ‚fremd‘ angesehen wird, ist immer abhängig von der Definition des Eigenen. Die Konstruktion von Fremdheit und die Herstellung von Identität stiftender Verschiedenheit, sogenannter „Alterität“, sind daher zugleich Teil eines Sinnstiftungsprozesses mit Blick auf die eigene Identität. Diesen Zusammenhängen anhand von Selbstzeugnissen und Chroniken des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit nachzugehen, ist Ziel der Tagung. Anlass ist der 500. Geburtstag des Kölner Ratsherrn und Chronisten Hermann Weinsberg (1518-1597), dem wir eines der umfangreichsten Selbstzeugnisse des 16. Jahrhunderts aus dem deutschsprachigen Raum verdanken.
Die Tagung bringt Forschende aus mehreren Disziplinen zusammen. Geschichtswissenschaft, Europäische Ethnologie, Sprachgeschichte, Literaturwissenschaft und Philosophie sind vertreten. Neben mehreren Beiträgen zu Weinsbergs Werk werden Selbstzeugnisse und Chroniken aus Norddeutschland, Franken, Oberdeutschland, der Schweiz, Italien und England diskutiert. Der zeitliche Schwerpunkt liegt im 15. und 16. Jahrhundert, mehrere Beiträge betreffen auch das 17. und 18. Jahrhundert.
Öffentlicher Abendvortrag
Den öffentlichen Abendvortrag am Montag, 24. September, um 19 Uhr im Universitätsforum hält Privatdozent Dr. Peter Glasner vom Institut für Germanistik, Vergleichende Literatur- und Kulturwissenschaft der Universität Bonn. Der Vortrag hat den Titel „Geschriben und gemailt: Persönliche und kollektive Identitätskonstruktion in der Manuskriptkultur des Hermann von Weinsberg (1518–1597)“. Gäste sind jederzeit willkommen!
Weitere Informationen gibt es im Tagungsblog: http://histrhen.landesgeschichte.eu/category/veranstaltung/weinsberg500/
Kontakt:
Priv.-Doz. Dr. Andreas Rutz
Institut für Geschichtswissenschaft
Abt. für Geschichte der Frühen Neuzeit und Rheinische Landesgeschichte
Tel.: 0228/73-7553
E-Mail: andreas.rutz@uni-bonn.de