Seit prähistorischer Zeit nimmt die Menschheit berauschende Getränke und Substanzen zu sich. Daneben gibt es in nahezu allen Religionen meditative Techniken, mit denen man sich auch ohne deren Hilfe in einen tranceartigen oder ekstatischen Zustand versetzen kann. Doch Rausch, Trance und Ekstase bleiben in den modernen westlichen Gesellschaften weithin ein Tabu. Viele lieben ihn, oft heimlich, aber gesellschaftlich wird der Berauschte meist geächtet. Es sei denn, der Rausch wird für gesellschaftskonform oder gar kulturproduktiv erklärt, etwa beim Public Viewing oder in der Kunst. Das Recht auf Rausch spaltet Juristen und Pädagogen. Befürworter verweisen auf die kultischen Grundlagen des Rauschs, Gegner auf die moralische Pflicht zur Nüchternheit.
Was macht die Ambivalenz des Rauschs aus? Welche Tiefenschichten der Seele lieben und hassen gleichzeitig den Rausch? Kommt dem Rausch eine produktive, gar heilsame Macht zu, welche die Wahrnehmung des Göttlichen ermöglicht? Oder sind Rausch und Kontrollverlust Pflastersteine auf dem Weg zur Hölle?
Das Programm:
9.10.2018: „Rausch und Mensch. Dimensionen eines (vermeintlichen) Duo Infernale“, Diakon Dr. Dr. Andreas Bell, Katholisches Bildungswerk Bonn
16.10.2018: „‘Ein Spötter ist der Wein ...” (Prov. 20,1). Vom Wein im Alten Testament“, Prof. Dr. Markus Saur (ZERG), Exegese und Theologie des Alten Testaments, Evangelisch-Theologische Fakultät
23.10.2018: „Die Antike: Enthusiamus und Ekstase“, Prof. Dr. Dorothee Gall (ZERG), Abteilung für Griechische und Lateinische Philologie
30.10.2018: „Blutrausch und Ekstasen der Gewalt in der Literatur des Mittelalters“, Privatdozentin Dr. Irmgard Rüsenberg, Institut für Germanistik, Vergleichende Literatur- und Kulturwissenschaft
6.11.2018: „Wir ‚Hanswürste Gottes‘: Nietzsche, der Rausch und die Wahrheit“, Dr. Robert Feustel, Institut für Soziologie, Jena
13.11.2018: „Die Moderne: Der Rausch der 68er“, Prof. Dr. Detlef Siegfried, Modern German and European History, Copenhagen
20.11.2018: „‚Des Geistes klare Trunkenheit‘” (Ambrosius von Mailand). Christliche Gotteserfahrung im Spannungsfeld von Liturgie und Mystik“, Prof. em. Dr. Albert Gerhards, Liturgiewissenschaft, Katholisch-Theologische Fakultät
27.11.2018: „Rausch – Ekstase – Heilung: Schamanismus in Asien“, Prof. Dr. Christoph Antweiler, Institut für Orient- und Asienwissenschaften, Abteilung für Südostasienwissenschaft
4.12.2018: „Rausch, Ritual und Reenactment. Trance in Heilungskulten traditioneller und synkretistischer Religion“, Privatdozent Dr. Walter Bruchhausen, Institut für Geschichte und Ethik der Medizin, Universitätsklinikum Köln
11.12.2018: „Rausch in der heutigen Psychiatrie“, Prof. Dr. Alexandra Philipsen, Direktorin der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsklinikum Bonn
18.12.2018: „Rausch und Musik“, Prof. Dr. Tobias Janz, Leiter der Abteilung für Musikwissenschaften/Sound Studies
8.01.2019: „Realisationsformen des Rausches in der bildenden Kunst“, Dr. Christoph Schreier, Stellv. Direktor Kunstmuseum Bonn
15.01.2019: „Der gefallene Mensch? Alkohol und Drogen im Spiegel von Strafrecht und Kriminologie“, Prof. Jörg Kinzig, Institut für Kriminologie, Juristische Fakultät, Tübingen
22.01.2019: „Rausch als Thema der Ethik“, Prof. Dr. Dr. Jochen Sautermeister (ZERG), Moraltheologie, Katholisch-Theologische Fakultät
29.01.2019: „Askese und Exzess. Zur Kultursoziologie des Rausches“, Prof. Dr. Clemens Albrecht (ZERG), Kultursoziologie, Institut für Politische Wissenschaft und Soziologie
Kontakt für die Medien:
Charlotte Loesch
Zentrum für Religion und Gesellschaft (ZERG)
Universität Bonn
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