Erkrankt ein Elternteil minderjähriger Kinder an Krebs, hat das Auswirkungen auf das gesamte Familienleben. Zur Krankheitsbedrohung kommt die Sorge um die Kinder hinzu, außerdem gehen normale Alltagsabläufe oft schon früh verloren. Infolge dessen stoßen die betroffenen Familien organisatorisch und emotional oftmals an ihre Grenzen, in vielen Fällen fehlt ausreichend Information und Zugang zu Unterstützung. Hier kommt das Projekt Familien-SCOUT, sectoren- und phasenübergreifende Unterstützung für Familien mit krebserkranktem Elternteil, ins Spiel. Ziel ist es, ein Versorgungsmanagement zu schaffen, das Familien mit minderjährigen Kindern, in denen ein Elternteil schwer erkrankt ist, unterstützt. „Für betroffene Familien ist die Situation so neu und bedrohlich, dass sie oft damit überfordert sind, herauszufinden, wo sie Hilfe bekommen könnten“, sagt Prof. Dr. Franziska Geiser, Direktorin der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie des Universitätsklinikums Bonn. „Wir wollen deshalb in einer ersten Projektphase Familien direkt nach ihrer Belastung und ihrem Informationsbedarf befragen.“ Prof. Dr. Peter Brossart, Vorstandsvorsitzender des Zentrums für Integrierte Onkologie Bonn (CIO Bonn) am Universitätsklinikum Bonn, ergänzt. „Denn neben der Therapie der bösartigen Erkrankung ist eine psycho-onkologische Betreuung von Patienten und Angehörigen, die oft zu kurz kommt, ein essentieller Bestandteil der fachübergreifenden Behandlung der Patienten, was durch dieses Projekt gefördert werden soll.“ In der zweiten Phase des Projekts sollen dann auch in Bonn sogenannte Familien-SCOUTs eingesetzt werden, die Familien frühzeitig mit Beratung und Information zur Seite stehen. Ihnen obliegt die Aufgabe, zu offenen Gesprächen zu ermutigen und den Zugang zu Unterstützungsangeboten wie Haushaltshilfen zu ermöglichen.
Projekt wird wissenschaftlich begleitet
Die wissenschaftliche Auswertung erfolgt unter anderem durch die Forschungsstelle für Gesundheitskommunikation und Versorgungsforschung am Universitätsklinikum Bonn, welche von Prof. Dr. Nicole Ernstmann geleitet wird. „Unser gemeinsames Ziel ist, diese Versorgung bundesweit in die Regelversorgung überführen zu können. Dafür müssen wir nachweisen, dass durch die Unterstützung der Familien-SCOUTs die Belastung im Vergleich zu Familien ohne Familien-SCOUTs sinkt“, so Prof. Ernstmann. Dafür werden Untersuchungen vor und nach dem Einsatz der Familien-SCOUTs durchgeführt. Als Datengrundlage dienen etablierte Fragebögen, Interviews und Routinedaten der teilnehmenden Krankenkassen. Das Projekt wird für drei Jahre mit insgesamt ca. 2,8 Millionen Euro vom Innovationsfonds der Krankenkassen gefördert.
„Es ist explizit Bestandteil des Projektes, die Maßnahme und die damit verbundenen Erkenntnisse auf vergleichbare Regionen auszuweiten. Die Voraussetzungen und die fördernden sowie hemmenden Faktoren für eine Ausweitung wollen wir während des Projekts herausfinden. Im Erfolgsfall können die Ergebnisse auch auf andere schwere Erkrankungen von Eltern minderjähriger Kinder übertragen werden“, erläutert Prof. Dr. Tim Henrik Brümmendorf, Konsortialführer von Familien-SCOUT und Leiter des ECCA.
Überregionales Netzwerk
Die Konsortialführung für das Projekt hat Prof. Dr. Tim Henrik Brümmendorf, Leiter des ECCA, inne. Als Konsortialpartner fungieren:
• Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf /Med. Fakultät & Universitätsklinikum Klinisches Institut für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
• Centrum für Integrierte Onkologie (CIO) Bonn & Klinik für Psychosomatische Medizin & Medizinische Klinik III / Universitätsklinikum Bonn & Universität Bonn
• Forschungsstelle für Gesundheitskommunikation und Versorgungsforschung (CHSR), Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie / Universitätsklinikum Bonn & Universität Bonn
• Institut für Versorgungsforschung und Gesundheitsökonomie / Medizinische Fakultät, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
• Caritasverband für die Regionen Aachen-Stadt und Aachen-Land e. V.
• AOK Rheinland/Hamburg
• Techniker Krankenkasse, Landesverband Nordrhein-Westfalen
Darüber hinaus sitzen folgende Kooperationspartner im Boot:
• Stadt Aachen
• Reha-Klinik Bad Oexen
• Tumorzentrum Bonn e. V.
• Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Uniklinik Münster
• Frauenselbsthilfe nach Krebs e. V.
Bei Fragen zum Projekt wenden sich Interessierte aus dem Raum Bonn bitte beim Studienmanager Daniel Blei, daniel.blei@ukbonn.de.
Kontakt für die Medien:
Prof. Dr. Franziska Geiser
Direktorin der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Universitätsklinikum Bonn
Telefon: 0228/287-15256
E-Mail: franziska.geiser@ukbonn.de