Die Wissenschaftler haben für ihre Studie phänologische Beobachtungen von 4.824 Standorten in Deutschland aus dem Zeitraum 1952 bis 2013 ausgewertet. Zusätzlich bauten sie repräsentative Sorten von Winterweizen am Standort Bonn an und verglichen zwei Jahre lang deren Entwicklung im Jahresverlauf.
„Wir konnten zeigen, dass die Einflüsse von Klimawandel und von Sortenveränderungen durch Züchtung auf den Blühzeitpunkt in dem betrachteten Zeitraum etwa gleich groß sind und in dieselbe Richtung wirken“, sagt der Erstautor der Studie Dr. Ehsan Eyshi Rezaei vom Department für Nutzpflanzenwissenschaften, Abteilung Pflanzenbau, an der Universität Göttingen.
Deutliche Effekte einer früheren oder späteren Aussaat auf den Blühzeitpunkt konnten dagegen nicht nachgewiesen werden. „Wir schließen daraus, dass bislang die Effekte der Erderwärmung auf den Winterweizen überschätzt werden“, ergänzt Prof. Dr. Stefan Siebert, der die Abteilung Pflanzenbau in Göttingen leitet und vormals an der Universität Bonn arbeitete. Zukünftige Studien und Projektionen des Einflusses des Klimawandels sollten daher die Weiterentwicklung der Sorten berücksichtigen.
„Die Gründe des Züchtungseinflusses auf den früheren Blühzeitpunkt neuerer Sorten sind noch nicht abschließend geklärt, und weitere Untersuchungen sollten den gesamten Entwicklungszyklus bis zur Reife berücksichtigen“, sagt Prof. Dr. Frank Ewert, Abteilung Pflanzenbau an der Universität Bonn und Wissenschaftlicher Direktor des Leibniz Zentrums für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e.V. in Müncheberg bei Berlin.
Publikation: Ehsan Eysi Rezaei et al.: Climate change effect on wheat phenology depends on cultivar change. Scientific Reports, DOI 10.1038/s41598-018-23101-2, www.nature.com/articles/s41598-018-23101-2
Weitere Informationen: http://www.uni-goettingen.de/de/3240.html?cid=6097