Die Elastizität der Schultern nimmt im Laufe des Lebens spürbar ab. Ist der Gelenkknorpel verschlissen, infolge falscher Belastung oder einer Verletzung irreparabel geschädigt, schränkt diese sehr schmerzhafte Omarthrose den Bewegungsradius zunehmend ein. „Anziehen, Haarekämmen, Zähneputzen und Waschen werden dann immer schwieriger“, beschreibt Privatdozent Dr. Max Friedrich, Oberarzt an der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie des Universitätsklinikums Bonn, die klassischen Symptome. Beim Impingement-Syndrom, einer Reizung und Degeneration von Sehnen und Schleimbeuteln, wird es im Schultergelenk zu eng, und der Kopf des Oberarms schlägt ans Schulterdach. Und auch die Rotatorenmanschette – eine Sehnenplatte, die vier Muskeln vom Schulterblatt mit dem Oberarmkopf verbindet und gleichzeitig zur Stabilisierung und zur Beweglichkeit des Schultergelenks dient – wird durch Abnutzung anfälliger für Verletzungen. Ein- und Abrisse dort gehören ebenso wie Brüche des Schlüsselbeins und Auskugeln zu den häufigsten Verletzungen der Schultern. Bei einer Bankart-Läsion springt das Gelenk aus der Pfanne und das Labrum – eine wie ein Stoßdämpfer wirkende Struktur aus Knorpeln und Fasern, die es umschließt – wird dabei abgelöst.
Wann ist eine OP sinnvoll
„Während sich eine beginnende Arthrose mit Medikamenten sowie gezielter Physiotherapie konservativ gut behandeln lässt, operieren wir bei fortgeschrittener Erkrankung, um unseren Patienten die Schmerzen zu nehmen und ihre Bewegungsfähigkeit so weit als möglich wiederherzustellen“, sagt Oberarzt Friedrich. Das Schultergelenk wird entweder teilweise oder vollständig durch Kunstgelenke aus Titan oder auch Polyethylen ersetzt. Eine anatomische Schulterprothese ist sinnvoll, solange die umgebende Rotatorenmanschette noch intakt ist. Bei irreparabel geschädigten Sehnen ist die inverse Schulterprothese eine Option. „Dabei werden die Positionen von Gelenkpfanne und Oberarmkopf vertauscht und das biomechanische Prinzip umgekehrt“, erklärt Friedrich das Operationsverfahren. Anschließend wird der so genannte Deltamuskel, der das Schultergelenk von oben umschließt, darauf trainiert, die Funktionen der Rotatorenmanschette zu übernehmen.
Schonender Eingriff an der Schulter
Zum Einsatz von Prothesen ist nach wie vor ein offener Eingriff erforderlich, ebenso wie für die Frakturversorgung der Schulter nach schweren Unfällen. Der Großteil der Operationen wird in der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie des Universitätsklinikums Bonn aber inzwischen arthroskopisch und minimalinvasiv durchgeführt. Dazu gehört auch die Reparatur eines Risses der Rotatorenmanschette, bei der mit Hilfe von sogenannten Naht-Ankern die gerissene Sehne mit Fäden wieder an den Oberarmkopf fixiert wird. „Diese Möglichkeit besteht allerdings nur für einige Zeit, da sich die betroffene Sehne sonst immer weiter vom Oberarmkopf zurückzieht und die Muskulatur in ihrer Qualität abnimmt“, sagt Friedrich. Auch das Impingement-Syndrom sowie Kalkablagerungen im Schultergelenk sind athroskopisch gut zu behandeln.
Je größer der Anteil mininmal-invasiver Eingriffe wird, desto wichtiger ist es auch, diese hochsensiblen Handgriffe exakt zu beherrschen. So besitzt das Universitätsklinikum Bonn seit Januar 2019 mit dem VirtaMed ArthroS einen Operationssimutor, der ein 3D-navigiertes Training zur Athroskopie von Schultern, Hüften und Knien am Modell ermöglicht. „Auf diese Weise können wir unsere eigenen Fertigkeiten dort ohne Risiko üben und verbessern, was für Anfänger ebenso gilt wie für Fortgeschrittene“, fügt Friedrich hinzu.
Kontakt für die Medien:
Priv.-Doz. Dr. med. Max J. Friedrich
Oberarzt an der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie
Universitätsklinikum Bonn
Telefon: 0228/287-14370
E-Mail: max.friedrich@ukbonn.de