Verschiedene Quellen zeigen, dass jede zehnte heimische Pflanzenart in der Region lokal ausgestorben ist. Auch lässt sich kleinräumig in vielen Lebensräumen nur noch die Hälfte der ursprünglich dort heimischen Arten von Säugetieren finden – in der Region insgesamt immerhin etwa 60 verschiedene Arten. Ähnliches gilt für die Vielfalt von historischen, lokalen Obst- und Gemüsesorten, welche immer seltener angebaut werden. Und obwohl zum Beispiel die Stadt Bonn mit rund 80.000 Bäumen in öffentlichen Grünanlagen und großen städtischen Waldgebieten eine „grüne“ Stadt ist, so binden die Wälder der Region weniger als fünf Prozent des regionalen CO2-Ausstoßes.
Gleichzeitig gibt es auch positive Nachrichten. In der Region existieren überdurchschnittlich viele Schutzgebiete und auch die größten Waldnaturschutzgebiete Nordrhein-Westfalens liegen im Raum Bonn/Rhein-Sieg. Die Auenvegetation an Rhein und Sieg, trockene Felskuppen im Siebengebirge, ausgedehnte Buchen- und Eichen-Hainbuchenwälder, die Wahner Heide oder die für Nordrhein-Westfalen größte Dichte alter Streuobstwiesen – die Region Bonn bietet eine Vielzahl an unterschiedlichen Lebensräumen. Gemeinsam beherbergen sie 2.400 Pflanzenarten, 350 Arten von Wirbeltieren und mehrere tausend Insektenarten.
Forscher entwickelten Leitfaden
Für die Studie wurden 450.000 Einzeldatensätzen aus über 100 Datenquellen ausgewertet. Insgesamt 28 Autoren aus dem BION-Netzwerk „Biodiversität in Bonn“ haben Kapitel zu einzelnen Lebensräumen oder Fragestellungen beigesteuert. Für den urbanen Raum wurde eine Art Leitfaden auf der Basis der globalen nachhaltigen Entwicklungsziele (Sustainable Development Goals/SDGs) der Vereinten Nationen entwickelt. Diese Indikatoren ermöglichen jeweils angepasst eine Bewertung der städtischen Natur für eine nachhaltige Stadtentwicklung und lassen sich auf andere Städte und Regionen übertragen.
Vor rund einem Jahr wurde der Endbericht zum „Lokalen Assessment von Ökosystemleistungen und Biodiversität im Raum Bonn – Eine Pilotstudie des Biodiversitätsnetzwerkes Bonn (BION) zur Umsetzung der Sustainable Development Goals (SDGs)“ der Stadt Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis im Beisein von Prof. Dr. Dr. h.c. Michael Hoch, Rektor der Universität Bonn, und Prof. Dr. Hartmut Ihne, Präsident der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, übergeben. Der Bericht wurde aktualisiert und ergänzt, er steht nun als Buch erstmals allen Interessierten zur Verfügung. Die Studie wurde durch das Bundesamt für Naturschutz (BfN) mit Mitteln des Bundesumweltministeriums gefördert.
Publikation: Mutke, Klement, Terlau, Freund & Weigend (2019): Die Natur der Region Bonn/Rhein-Sieg. Decheniana Beihefte 41, 167 S., zwölf Euro, Bezug über den Naturhistorischen Verein der Rheinlande und Westfalens (www.naturhistorischerverein.de)
Kontakt für die Medien:
Dr. Jens Mutke
Nees-Institut für Biodiversität der Pflanzen
Universität Bonn
Tel. 0228/732124
E-Mail: mutke@uni-bonn.de
Prof. Dr. Wiltrud Terlau
Internationales Zentrum für Nachhaltige Entwicklung – IZNE
Hochschule Bonn-Rhein-Sieg
Tel. 02241/865410
E-Mail: wiltrud.terlau@h-brs.de