Erkrankt ein Elternteil minderjähriger Kinder an Krebs, hat das Auswirkungen auf das gesamte Familienleben. Zur Krankheitsbedrohung kommt die Sorge um die Kinder hinzu. Eltern schweigen, weil sie ihren Nachwuchs schützen wollen. Dadurch können Kinder sich aber mit ihren Befürchtungen alleingelassen fühlen. Oft gehen vertraute Alltagsabläufe schon früh verloren. Infolge dessen stoßen die betroffenen Familien organisatorisch und emotional oftmals an ihre Grenzen – trotz zahlreicher Unterstützungsmöglichkeiten. „Für sie ist die Situation so neu und bedrohlich, dass sie oft damit überfordert sind, herauszufinden, wo sie Hilfe bekommen könnten. Sie bleiben in ihrer schwierigen Situation allein“, sagt Prof. Dr. Franziska Geiser, Direktorin der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie des Universitätsklinikums Bonn.
Gefühl, in eine Sackgasse geraten zu sein
Hier kommt das Projekt Familien-SCOUT, sectoren- und phasenübergreifende Unterstützung für Familien mit krebserkranktem Elternteil, ins Spiel. Ziel ist es, ein Versorgungsmanagement zu schaffen, das Familien mit minderjährigen Kindern, in denen ein Elternteil schwer erkrankt ist, unterstützt. In der ersten Projektphase wurden Familien in Bonn direkt nach ihrer Belastung und ihrem Informationsbedarf befragt. Jetzt in der zweiten Phase des Projekts werden in Bonn sogenannte Familien-SCOUTs eingesetzt, die den betroffenen Familien bei organisatorischen, finanziellen oder emotionalen Fragen und Problemen helfen. Die psychoonkologisch geschulten Sozialpädagoginnen beraten dabei die Familien frühzeitig und haben ein offenes Ohr für die Sorgen der Eltern um ihre Kinder. Sie klären über lokale Hilfsangebote und finanzielle Unterstützungsmöglichkeiten auf. Auch helfen sie bei Beantragungen beispielweise einer Haushaltshilfe oder organisieren die Betreuung der Kinder. „Zudem ermutigen sie zu offenen Gesprächen innerhalb der Familie, damit vor allem die minderjährigen Kinder weniger emotional belastet werden und keine psychischen Störung entwickeln“, sagt Prof. Geiser.
Projekt wird wissenschaftlich begleitet
Die wissenschaftliche Auswertung erfolgt durch die Forschungsstelle für Gesundheitskommunikation und Versorgungsforschung am Universitätsklinikum Bonn, welche von Prof. Dr. Nicole Ernstmann geleitet wird. „Unser gemeinsames Ziel ist, diese Versorgung bundesweit in die Regelversorgung überführen zu können. Dafür müssen wir untersuchen, ob durch die Unterstützung der Familien-SCOUTs die Belastung im Vergleich zu Familien ohne Familien-SCOUTs sinkt“, so Prof. Ernstmann. Das Projekt wird seit 2018 für drei Jahre mit circa. 2,8 Millionen Euro vom Innovationsfonds der Krankenkassen gefördert. Die Konsortialführung für das Projekt hat das Euregionale Comprehensive Cancer Center Aachen (ECCA) an der Uniklinik RWTH Aachen. Neben dem Universitätsklinikum Bonn fungieren als weitere Konsortialpartner das Universitätsklinikum Düsseldorf, der Caritasverband für die Regionen Aachen-Stadt und Aachen-Land e. V. sowie die AOK Rheinland/Hamburg und die Techniker Krankenkasse.
Teilnehmer für die Studie am Universitätsklinikum Bonn gesucht
An dem Projekt Familien SCOUT können Familien teilnehmen, wenn bei einem Elternteil eine Krebserkrankung vorliegt und wenn mindestens ein minderjähriges Kind im Haushalt lebt. Über einen Zeitraum von neun Monaten hilft ihnen ein Familien-Scout bei organisatorischen, finanziellen oder emotionalen Fragen und Problemen. Im Rahmen der wissenschaftlichen Studie wird die teilnehmende Familie zu Beginn, nach drei und nach neun Monaten gebeten, einen Fragebogen auszufüllen sowie das Projekt abschließend zu bewerten.
Interessierte Familien aus Bonn und der Region wenden sich bitte beim Studienmanager Dr. Daniel Blei: daniel.blei@ukbonn.de.
Hinweise für die Medien:
Medienvertreter sind herzlich eingeladen, sich anlässlich des Kick-off-Meetings am Mittwoch, 9. Oktober, ab 17 Uhr im Hörsaal des Biomedizinischen Zentrums (BMZ), Venusberg-Campus 1, selbst ein Bild vom Projekt Familien-SCOUT am Universitätsklinikum Bonn zu machen. Zudem stehen um 16:30 Uhr Dr. Andrea Petermann-Meyer, Leiterin Psychoonkologie CIO Aachen, Barbara Steffens, Leiterin der TK-Landesvertretung NRW, Maria Steels, Regionaldirektorin AOK für Bonn-Rhein-Sieg, sowie Prof. Franziska Geiser und Prof. Jörg Kalff, Direktor der Chirurgischen Klinik und Stellvertretender Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Bonn, für Gespräche und Fotos vor Ort zur Verfügung. Aus organisatorischen Gründen wird um Anmeldung unter inka.vaeth@uni-bonn.de gebeten
Kontakt für die Medien:
Prof. Dr. Franziska Geiser
Direktorin der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Universitätsklinikum Bonn
Telefon: 0228/287-15256
E-Mail: franziska.geiser@ukbonn.de