22. Oktober 2019

Erste Röntgenbilder des eROSITA-Teleskops Uni Bonn beteiligt: Erste Röntgenbilder des eROSITA-Teleskops

Wissenschaftler versprechen sich einen Durchbruch in unserem Verständnis des energiereichen Universums

Das Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik (MPE) in Garching hat heute die ersten Röntgenbilder des eROSITA-Teleskops der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Aufnahmen, an deren Erstellung auch Wissenschaftler der Universität Bonn maßgeblich beteiligt waren, sind ausgesprochen detailreich. Sie zeigen unsere Nachbargalaxie, die Große Magellansche Wolke, und zwei Galaxienhaufen in einer Entfernung von etwa 800 Millionen Lichtjahren. Für die Beteiligten ist das jedoch nur ein Vorgeschmack dessen, was noch kommen wird: Sie erhoffen sich völlig neue Einblicke in das energiereiche Universum.

Die eROSITA-Bilder ...
Die eROSITA-Bilder ... - ... zeigen die beiden interagierenden Galaxienhaufen A3391, oben im Bild, und A3395, unten. Zwischen ihnen leuchtet hell das mit mehreren zehn Millionen Grad extrem heiße Materie-Gas. © T. Reiprich/Universität Bonn, M. Ramos-Ceja/MPE, F. Pacaud/Universität Bonn, D. Eckert/Universität Genf, J. Sanders/MPE, N. Ota/Universität Bonn, E. Bulbul/MPE, V. Ghirardini/MPE, MPE/IKI
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Das eROSITA-Teleskop (das Kürzel steht für „extended ROentgen Survey with an Imaging Telescope Array“) befindet sich an Bord eines deutsch-russischen Satelliten, der im Juli diesen Jahres vom Weltraumbahnhof Baikonur gestartet wurde. Es besteht aus sieben zusammengeschalteten Spiegelmodulen, denen es seine hohe Schärfe und Empfindlichkeit verdankt. „Die Qualität der Aufnahmen hat unsere Erwartungen übertroffen“, erklärt Prof. Dr.  Thomas Reiprich, der am Argelander-Institut für Astronomie (AIfA) der Universität Bonn die Verteilung der rätselhaften „Dunklen Energie“ im Universum untersucht. Das AIfA hat die Beobachtung des interagierenden Galaxienhaufensystems koordiniert, das auf den Bildern zu sehen ist. „Wir freuen uns darauf, in den kommenden Tagen und Nächten diese spektakulären Daten weiter zu analysieren“, erklärt Reiprich.


Für die Bilder wurden zahlreiche Aufnahmen aller sieben Teleskopmodule kombiniert. Die Belichtungszeit aller so verrechneten Fotos betrug mehr als einen Tag. Daher sind in den Bildern auch noch sehr schwach leuchtende Himmelsobjekte zu erkennen. „Um unsere wissenschaftlichen Ziele zu erreichen, brauchen wir eine hohe Empfindlichkeit, um auch weit entfernte Galaxienhaufen im Universum zu entdecken und räumlich aufzulösen“, betont Projektleiter Prof. Dr. Peter Predehl vom Garchinger Max-Planck-Institut. „Diese ersten Bilder zeigen, dass wir das schaffen. Das Potenzial für neue Entdeckungen ist immens.“


Schon jetzt sind auf der Aufnahme unserer Nachbargalaxie, der Großen Magellansche Wolke (LMC), viele bemerkenswerte Details zu sehen. Darunter sind etwa die Überreste von Supernova-Explosionen. Eine von ihnen, die Supernova SN1987A, wurde erst 1987 beobachtet. Das Bild zeigt, wie sich die Schockwelle dieser Sternexplosion immer weiter im interstellaren Medium ausdehnt. 


Anders als bei einer herkömmlichen Digitalkamera sind die Sensoren, mit denen die Aufzeichnung des Fotos erfolgte, im Röntgenbereich empfindlich. Daher sind auf dem Bild Einzelheiten erkennbar, die im sichtbaren Licht verborgen wären. „Sichtbares Licht zeigt die Struktur einer Galaxie mit ihren Sternen“, erklärt Prof. Dr. Kirpal Nandra, Direktor für Hochenergieastrophysik am Max-Planck-Institut für Extraterrestrische Physik. „Die Röntgenstrahlen offenbaren dagegen unter anderem die extrem massereichen schwarzen Löcher, die im Zentrum der Galaxie wachsen.“ 


Die Beobachtungen können zudem Aufschluss über die Verteilung der Dunklen Materie geben, die ca. 85 Prozent der Masse in Galaxienhaufen ausmacht. Die Wissenschaftler erwarten sich zudem neue Einblicke in die Natur der noch rätselhafteren „Dunklen Energie“, die zusammen mit der dunklen Materie für etwa 95 Prozent der Materie-Energiedichte im Universum verantwortlich ist. „Mit der jetzt demonstrierten Leistung können wir daher sicher sein, dass eROSITA zu einem Durchbruch in unserem Verständnis der Entwicklung des energiereichen Universums führen wird“, ist Nandra daher überzeugt.


eROSITA ist ein internationales Gemeinschaftsprojekt: Entwicklung und Bau wurden vom Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik geleitet. Zu den deutschen Projektpartnern zählen zudem neben der Universität Bonn die Universität Tübingen, das Leibniz-Instituts für Astrophysik Potsdam, das Universitätsobservatorium Hamburg, die Dr. Karl Remeis Sternwarte Bamberg, die Ludwig-Maximilians-Universität München sowie das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt. Von russischer Seite waren das Space Research Institute IKI, die Firma NPOL Lavochkin Association sowie die Raumfahrtagentur Roskosmos beteiligt.


Weitere Informationen:

Bilder: http://www.mpe.mpg.de/7362694/presskit-erosita-firstlight

eROSITA-Webseite am MPE: http://www.mpe.mpg.de/eROSITA


Kontakt für die Medien:


Prof. Dr. Thomas Reiprich

Argelander-Institut für Astronomie (AIfA)

Universität Bonn

Tel. +49 228 73-3642

E-Mail: reiprich@astro.uni-bonn.de


Dr. Peter Predehl

Projektleiter eROSITA

Max-Planck-Institut für Extraterrestrische Physik (MPE)

Tel: +49 89 30000-3505

Mobil: +49 151 12113639

E-Mail: prp@mpe.mpg.de


Prof. Dr. Kirpal Nandra

Direktor und Leiter der Gruppe für Hochenergie-Astrophysik

Max-Planck-Institut für Extraterrestrische Physik

Tel: +49 89 30000-3401

E-Mail: knandra@mpe.mpg.de


Dr. Andrea Merloni

Projektwissenschaftler eROSITA

Max-Planck-Institut für Extraterrestrische Physik

Tel: +49 89 30000-3893

E-Mail: am@mpe.mpg.de


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