„Diese Maschine ist das Modernste, was die Erntetechnik im Moment auf dem Markt hat“, sagt Prof. Dr. Ralf Pude, Experte für Nachwachsende Rohstoffe und Geschäftsführer der Außenlabore Agrar, Geodäsie, Ernährung. Der Campus Klein-Altendorf sei die erste Forschungseinrichtung, die so einen High-Tech-Mähdrescher besitzt.
Durch ein paar technische Veränderungen kann die Maschine eine Vielzahl von Kulturen ernten: Nicht nur herkömmliche Feldfrüchte wie Getreide und Körnermais, sondern auch Sojabohnen und Arzneipflanzen wie Bohnenkraut und Fenchel. „Somit ist der Campus Klein-Altendorf für alle möglichen zukünftigen wissenschaftlichen Fragestellungen hervorragend aufgestellt“, sagt Pude.
Der neue Parzellenmähdrescher verfügt über ein Selbstreinigungssystem im Inneren, weshalb er sehr viele Einzelparzellen ohne Verunreinigungen ernten kann. Darüber hinaus wiegt die Maschine automatisch Erntegut und Stroh – zwei in der Wissenschaft wichtige Parameter. Schließlich wollen die Forscher wissen, wie viel Biomasse auf den einzelnen Parzellen gewachsen ist.
Hochtechnologie im Innenleben
In dem Zwerg ist viel Hochtechnologie verbaut. „Schon während der Erntearbeiten können aus den einzelnen Versuchsparzellen Proben in verschiedenen Mengen gezogen werden“, sagt Pude. Sie kommen direkt in der Fahrerkabine an und werden automatisch mit einem Etikett und einem Protokoll versehen. Alle Daten lassen sich auf einem USB-Stick speichern. „Wir arbeiten an einer Weiterentwicklung, damit die Daten direkt versendet werden können“, blickt der Geschäftsführer in die Zukunft.
Ein „rollendes Labor“ – der Mähdrescher ermittelt nicht nur Inhaltsstoffe und Feuchtegrad des Ernteguts, sondern etwa auch Öl - und Proteingehalt sowie die Backqualität von Getreide. „Erweiterungsfähig ist dieses Gerät noch auf Kenngrößen wie Stärke, Korngrößen und einiges mehr“, berichtet Pude. „Damit wird eine Aufarbeitung im Labor nicht mehr so aufwendig beziehungsweise entfällt ganz.“
Vielfältiger Einsatz in der Wissenschaft
Der wissenschaftliche Einsatz des Parzellenmähdreschers ist vielfältig: Jedes Forschungsprojekt, das auf dem Campus Klein-Altendorf mit Feldfrüchten experimentiert, kann auf die Maschine zugreifen. Dies reicht von Pflanzenzüchtung und Pflanzenbau über Pflanzenschutz und Pflanzenernährung bis hin zur Erprobung neuer Sensortechnik. Auch im Exzellenzcluster „PhenoRob – Robotik und Phänotypisierung für Nachhaltige Nutzpflanzenproduktion“ der Universität Bonn wird der Mähdrescher seine Arbeit erledigen. Dabei geht es darum, wie Robotik und automatisierte Software zu einer nachhaltigen Produktion beitragen können.
Angesichts der technischen Ausstattung steht der Zwerg hinsichtlich der Anschaffungskosten seinen großen Kollegen in nichts nach. Das Geld haben die Wissenschaftler über mehrere Jahre angespart, um die veralteten Parzellenmähdrescher zu ersetzen. Die Investition lohnt sich ganz offensichtlich. Pude: „Der Sprung von den alten zum Hochtechnologie-Mähdrescher ist riesig: Ein Vergleich wäre ein VW-Käfer mit einem Audi Q7!“
Der Parzellenmähdrescher im Video in Aktion: