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Doch ohne die bestandene `Deutsche Sprachprüfung für den Hochschulzugang‘ (DSH2) darf er nicht in Bonn studieren.
Neben ihm auf der Bank sitzt Yasmin Moslem. Sie stammt aus Aleppo. Gemeinsam mit ihrer Tochter überquerte sie 2015 das Mittelmeer. Türkei, Griechenland, München, dann Bonn. „Bonn ist eine nette, schöne Stadt, nicht so groß wie München“, merkt sie an. In Syrien hat sie mit dem Studium der Agrarwissenschaften begonnen, das Fach begeistert sie von Anfang an. Nicht immer schafft die 36-Jährige es ins Lerncafé: die Familie nimmt viel Zeit in Anspruch. Ihr Wunsch aber: Einen guten Job haben, vielleicht Dozentin werden an der Universität Bonn. Der Sprachkurs ist der Einstieg in einen Studienabschluss.
Warum die DSH-Prüfung besonders wichtig ist, das weiß Marina Kohl vom International Office. Sie betreut das Projekt zur Studienvorbereitung für Geflüchtete. „Die meisten Uni-Veranstaltungen finden auf Deutsch statt, der Großteil der Studierenden sind Muttersprachler. Hinzu kommt ein hohes Sprachtempo und akademisches Sprachniveau. Da wird wenig Rücksicht genommen. Darauf vorbereiten, das unterscheidet unseren Sprachkurs von allgemeinsprachlichen oder berufsvor bereitenden Kursen“, stellt sie fest.
Rund 40 bis 50 Personen nehmen pro Jahr an den Deutschkursen teil, zwölf bis 18 Teilnehmende sind im FdIS-Programm. Viele davon besuchen auch das Lerncafé, das allen internationalen Teilnehmenden offensteht. „Hier können sich die Teilnehmenden im informellen Rahmen austauschen und Einblicke in ein Studium an der Uni Bonn erhalten,“ berichtet Marina Kohl. „Und sie können nebenher im Lerncafé ihren Wortschatz erweitern.“ Zudem beraten die vier Mentorinnen, und eine hauptamtliche Kraft sowie die Deutschlehrerinnen auch zu aufenthaltsrechtlichen und sozialen Fragen: Wohnungssuche, Möglichkeiten für Engagements, Sportvereine. Seit 2016 unterstützt der DAAD mit den Projekten „Integra“ und „NRWege ins Studium“ die Sprachförderung.
In der Pandemie-Zeit war der wichtige Austausch vor Ort nur schwer möglich. „Der aktuelle Kurs hatte es im Corona-Jahr schwerer“, stellt Kohl fest. Treffen und Sprachkurse fanden lange nur digital statt. Das Lerncafé war erst ab Sommer wieder in Präsenz erlaubt, im Picknickformat an der Poppelsdorfer Allee.
Der Übergang ins deutsche Studiensystem ist dabei nicht immer einfach. „Wir bereiten sie auch auf das deutsche Hochschulsystem vor. Ein Studium in anderen Ländern bietet oft andere Voraussetzungen und Umfelder. Viele Teilnehmenden haben zwar in ihren Ländern angefangen zu studieren oder Studienfächer abgeschlossen. Darauf können Sie zum Teil aufbauen - manchmal ist es aber nicht kompatibel, etwa ein Jurastudium im Iran“, weiß Kohl.
Zum Semesterabschluss haben einige der Teilnehmenden lokale Gerichte mitgebracht, darunter Sholeh Zard, einen persischen Reispudding. Die Teil-nehmenden unterhalten sich aufmerksam und angeregt über ihren Alltag, über die Prüfungen, die gerade stattgefunden haben. Und fragen die anwesenden Stu-dierende über Ihren Studienalltag aus.
Mehmet ist vom Konzept überzeugt: „Der Sprachkurs alleine macht nicht so viel Spaß, aber zusammen mit dem Lerncafé ist es großartig. Ich finde die Möglichkeit sehr gut, es hat mir sehr geholfen, etwa beim Thema Umgangssprache. Im Freundeskreis hört man oft das Wort ´Alter´. Hier im Lerncafé habe ich erfahren, dass es nicht in formalere Diskussionen gehört.