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Das zu vermeiden, sei eines der Hauptanliegen, sagt Uni-Rektor Michael Hoch. „Das Schloss ist so etwas wie das lebendige Herz der Universität und der ganzen Stadt Bonn. Tausende Menschen kommen hier zusammen, um zu studieren, zu lernen und zu arbeiten.“ Der Sanierungsstau sei mit den Jahrzehnten immer größer geworden. Vor allem der Brandschutz mache den Fachleuten große Sorge. Auch die Infrastruktur bilde längst nicht mehr die Bedarfe ab, die ein moderner Forschungs- und Lehrbetrieb einfordert. Dazu zählen beispielsweise Kommunikationsflächen oder Räume für Einzel- und Gruppenarbeiten. „Wir danken der Landesregierung und dem BLB noch einmal ausdrücklich, dass die lange notwendige Sanierung, die wir mit unserer Kampagne ‚WIR für unser Schloss‘ in den letzten Jahren forciert haben, nun beginnen kann“, so Hoch.
Die Sanierung der rund 26.000 m² Nutzfläche – und damit des größten Gebäudes der Universität – wird in zwei Bauabschnitten ab 2024 erfolgen. Hinzu kommen mehrere angedachte Neubauten im Viktoriakarree (Forum des Wissens), eine Erweiterung des Ostflügels und eine Erneuerung des Gebäudes am Etscheidhof. „Für die Stadt ist das Hauptgebäude nicht nur ein besonders lebendiger Standort, sondern auch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor“, so Hoch weiter. „Die Menschen befinden sich schließlich nicht nur isoliert im Gebäude, sondern gehen mittagessen oder nutzen in den Pausen das vielfältige Angebot und die Dienstleistungen in der City.“ Das alles würde wegfallen, wenn die Universität aus dem Zentrum gedrängt werde. Vor allem für die über 2000 m² Hörsaalflächen gäbe es aktuell noch keine verlässliche Lösung.
„Die gesamte Universität unterstützt das Vorhaben, universitäres Leben im Zentrum der Stadt zu halten“, bekräftigt Hoch. „Wir wollen verhindern, dass mit dem notwendigen Auszug während der Sanierung für einen langen Zeitraum das gesamte Areal um den Hofgarten leidet.“ Schon die Coronazeit habe gezeigt, dass sich die zeitweise Abwesenheit des universitären Lebens sehr nachteilig auf die Lage rund um den Hofgarten ausgewirkt habe. Das verdeutlichen die Berichte des Uni-Sicherheitsdienstes deutlich. „Wir haben daher mit allen universitären Gremien gesprochen und gemeinsam eine Vision für die kommenden Jahre entwickelt“, erklärt Hoch.
Demnach soll die nördliche Spitze des Hofgartens als Hörsaalfläche genutzt werden. „Uns schweben dafür architektonisch anspruchsvolle und vor allem nachhaltige Interimsbauten in Modulbauweise vor“, sagt Kanzler Holger Gottschalk. Diese würden während der Sanierungszeit nicht nur zu einer Aufwertung des gesamten Areals beitragen, sondern könnten danach sogar an anderen Orten wiederverwendet werden. „Das ist ganz im Sinne unserer Nachhaltigkeitsbemühungen“, so Gottschalk weiter. Auch die Aula könnte in einem solchen Gebäude Platz finden und außerhalb der universitären Nutzung auch für die Stadtgesellschaft geöffnet werden.
„Wir versprechen uns von dieser Lösung, dass die Wege für Studierende und Lehrende kurz bleiben und ein belebtes Zentrum des Wissens im Hofgarten entsteht“, resümiert Rektor Hoch. Die Zeit werde mittlerweile knapp, weil die Planung und Realisierung der Interimsflächen bald in die Wege geleitet werden müsste. „Wir setzen uns dafür ein, dass es bis zum Sommer zu einer Einigung mit der Stadt Bonn kommt, damit diese wichtige Maßnahme umgesetzt werden kann.“