Vorsichtig schlägt Herkenhoff, Dezernent für Handschriften und Alte Drucke, einen dieser Bände im Handschriftenlesesaal auf. Das Papier ist gelb, der Einband brüchig. Es handelt sich um eine sogenannte Aldine, also um einen Druck des berühmten venezianischen Verlegers Aldus Manutius, aus dem Jahr 1516. Ein seltenes Buch. „Eine solche Schenkung aus privater Hand ist einmalig“, schwärmt Herkenhoff, kurz zeigt er eine Descartes-Ausgabe der „Principia Philosophiae“ von 1616. Sein Fazit: „Es war ein echter Glücksfall für uns“.
Der Glücksfall, das sind ca. 16.000 Bücher, mit denen die Bibliothek den romanistischen Sammlungsschwerpunkt der Bonner Universitätsbibliothek (ULB) nicht nur stärkt. Sie schließt auch erhebliche Bestandslücken, insbesondere bei italienischen und französischen Textausgaben.
Gesammelt in Europa – verbunden mit Bonn
Dass so viele Bücher in den Bestand übernommen werden, spricht auch für die Qualität der Bücher, die Klaus Ley sein Leben lang sammelte. Der Mainzer Professor kaufte überall in Europa Werke für seine Forschung. „Ich habe schon immer ein philologisches Interesse gehabt, schon als Schüler, und habe vor 60 Jahren angefangen, Bücher zu sammeln“, berichtet Ley. Er studierte Romanische und Klassische Philologie sowie Philosophie an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, in Köln, Tübingen und Paris, erhielt hier in Bonn 1981 seine Lehrerlaubnis, bevor er dem Ruf nach Mainz folgte.
Warum er die Bücher jetzt an die ULB abgegeben hat, und nicht nach Mainz, das hat auch mit dem Werdegang des 80-Jährigen Wissenschaftlers zu tun. Mit seiner Alma Mater fühlte er sich stets verbunden, stellt fest: „Ich hatte schon immer gute Drähte in die ULB Bonn“. Die Universitäts- und Landesbibliothek mit ihrem DFG-geförderten Fachinformationsdienst Romanistik und romanistischen Sammelschwerpunkt besuchte er regelmäßig und bedachte sie bereits in der Vergangenheit mehrfach mit Bücherspenden.
Natürlich sei er etwas traurig, dass die Bücher nicht mehr da sind. Aber, so erklärt er: “Es hätte keinen Sinn gemacht, die Bücher einzeln zu verkaufen, und ich komme nicht mehr zum wissenschaftlichen Arbeiten. Es schien mir sinnvoll, sie zusammen abzugeben. Und so wollte ich sie den Studierenden und Forschenden der Universität Bonn zur Verfügung stehen - dort, wo meine akademische Laufbahn ihren Anfang nahm und zum großen Teil stattgefunden hat. Ich hoffe, sie können hier gute Dienste leisten.“
Aufbereitung läuft
Auch im dritten Untergeschoss der ULB nehmen die Bücher viel Raum ein, mehrere hundert laufende Meter. Die Bücher werden nun aufgearbeitet, katalogisiert, ein Teilbestand auch digitalisiert. Ein Prozess, der noch einige Jahre andauern wird. Dann können Interessierte, Forschende und Studierende der Romanistik mit der „Bibliothek Ley“ so arbeiten, wie es der namensgebende Professor sein Leben lang getan hat.