„Die Umstände haben sich mittlerweile so entwickelt, dass wir die Öffentlichkeit informieren mussten, da eine Verlegung der Priesterausbildung an die Kölner Hochschule aus unserer Sicht fragwürdig, überflüssig und konkordatswidrig ist“, sagt Rektor Prof. Dr. Dr. h.c. Michael Hoch. „Die Ausbildung von Geistlichen und Religionslehrer:innen an staatlichen Institutionen ist aus unserer Sicht ein hohes gesellschaftliches, wissenschaftliches und religionspolitisches Gut, das unter keinen Umständen aufgegeben werden darf.“ Dafür stehe die Universität ein.
Auch der Vorsitzende der Landesrektorenkonferenz (LRK), Lambert T. Koch, sprach in einem Interview mit dem Kölner Stadt-Anzeiger von einer Gefahr für den Wissenschaftsstandort NRW, sollte das Konkordat nicht eingehalten werden. „Wir stellen mit Erstaunen fest, dass eine solche Vereinbarung vom Erzbistum Köln offenbar einseitig unterlaufen werden soll – allen gegenteiligen Beteuerungen zum Trotz.“ Eine solide Ausbildung müsse aber satisfaktionsfähige Antworten auf die großen ethischen Fragen der Zeit entwickeln können. „Was sollte diese kleine, rein kirchliche Einrichtung mit ihren derzeit gerade einmal fünf Professuren leisten, wozu staatliche Universitäten mit voller Personalausstattung nicht im Stande wären? Das erschließt sich uns als Landesrektorenkonferenz bislang nicht, sodass die Frage bleibt: Warum der Aufwand?“
Kein weiterer Studienstandort für die Priesterausbildung
Zuvor hatten bereits das Rektorat, der Hochschulrat und der Senat der Universität Bonn eine gemeinsame Erklärung zu den beiden Theologischen Fakultäten abgegeben. Darin heißt es: „Alle direkten oder indirekten Versuche, das Konkordat auszuhöhlen, lehnen wir ab und sprechen uns gegen eine schleichende Verlagerung der Priesterausbildung an Institutionen wie die Kölner Hochschule für Katholische Theologie aus. Es bedarf keines weiteren Studienstandortes für die Priesterausbildung im Erzbistum Köln.“
Zudem bekräftigten die Gremien, dass das Studium für Theologinnen und Theologen für verschiedene pastorale Dienste und Religionslehrer:innen zum Selbstverständnis der Universität Bonn zähle und diese Studienangebote explizit bejaht würden und gewollt seien.
Hintergrund für die Befürchtungen ist der im Jahr 2020 vollzogene Trägerwechsel der Philosophisch-Theologischen Hochschule der Steyler Missionare in Sankt Augustin zum Erzbistum Köln. Die Hochschule, die mittlerweile Kölner Hochschule für Katholische Theologie (KHKT) heißt und deren Großkanzler Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki ist, wurde im Anschluss von Sankt Augustin nach Köln verlegt.