Dass Holger Aulepp zum Stifter wurde, hat seinen Ursprung bereits früh in seinem Leben. Der Wunsch, einmal ein Theologiestudium anzufangen, reifte bei ihm bereits während seiner Berufstätigkeit. Ihn faszinierte der Blick auf das Fach als „Ideen- und Geistesgeschichte“. Doch erst nach seinem Eintritt in den Ruhestand konnte er diesem Interesse nachgehen und begann 2006 mit dem Erlernen des (Alt-)Hebräischen, und das in Bonn, seiner Alma Mater. „Ich habe hier ein ganz wunderbares Studium erlebt“, erinnert sich der heute 79-Jährige an seine Studienzeit während der 1960er Jahre. „Neue Wissensgebiete wurden mir eröffnet, vor allem in den Naturwissenschaften“, so Aulepp. Dazu zählen eine Vorlesung Experimentalphysik beim temperamentvollen Prof. Wolfgang Paul, dem späteren Nobelpreisträger, aber auch in den Bereichen Botanik, Zoologie, Chemie, in Physiologie und Physiologischer Chemie.
Mit Mitte 60 noch einmal Vokabeln und Grammatik pauken, kein so leichtes Unterfangen, fast ein Abenteuer: Mit dem Bonner Theologen Dr. Axel Graupner fand er einen Lehrer, der ihm das Bibelhebräisch und die Hintergründe der Texte der Hebräischen Bibel nahebrachte. Später ging der Unterricht in ein regelmäßiges wöchentliches, gemeinsames Studium fast aller Bücher der Hebräischen Bibel über. „Das war nicht nur eine große Herausforderung für mich, sondern vor allem ein großes intellektuelles Erlebnis. Es tat sich mir eine ganz neue Welt auf – dies bleibt bis heute“, resümiert Aulepp.
Eine neue Welt
Doch Aulepp beschränkte sich nicht nur aufs Studieren. Als er 2013 mit Graupner zum ersten Mal nach Jerusalem reisen konnte, besuchten beide die archäologische Grabung der Festung Aseka. Eine prägende Erfahrung, die er auch anderen Studierenden in Bonn zugänglich machen wollte. Leider gab es für solche Reisen keine öffentlichen Fördermittel seitens deutscher Institutionen. Aulepp nahm es selbst in die Hand und begann, Exkursionen für Studierende zu finanzieren.
Außergewöhnlich ist dabei die Bedingung, die er stellte. Die Studierenden erhalten neben einer guten Vorbereitung natürlich Einblicke in die Facetten moderner Archäologie und dürfen unter Anleitung selbst an Ausgrabungsstätten tätig werden. Aber: Die Hälfte des Aufenthalts ist für die Entdeckung des Landes reserviert. Mit Besuchen von Museen, Exkursionen in andere ausgegrabene antike Städte sowie in die judäische Wüste – und, verpflichtend, die Besuche der Gedenkstätte Yad Vashem und der Festung Massada.
Für ihn gehören beide Aspekte, das fachliche und die kulturelle Lebensrealität, zwingend zusammen. „Die Studierenden sollten nicht nur die Grundlagen der praktischen archäologischen Arbeit kennenlernen, sondern auch einen guten Eindruck von den materiellen Grundlagen und landschaftlichen Gegebenheiten der Geschichte und der Ereignisse, die der wesentliche Gegenstand ihres Faches sind, erhalten“, so Aulepp.
Stiftung verstetigt Engagement
Mit seiner im Sommer 2022 gegründeten Treuhandstiftung unter dem Dach der Bonner Universitätsstiftung ermöglicht er es Studierenden auf längere Zeit, vor Ort Wissenschaft zu betreiben, Grabungen zu begleiten und Museen zu erkunden. Dies ist ein Grundgedanke der Stiftung, die deshalb denen gewidmet ist, die am Beginn der wissenschaftlichen Beschäftigung mit der Theologie stehen – den Studierenden der Ev.-Theologischen Fakultät der Universität Bonn.
Doch warum setzt er sich überhaupt für Studierende ein? „Dankbarkeit ist mein wichtigster Beweggrund für die Stiftung“, stellt Aulepp fest und führt weiter aus: „Dankbarkeit für mein Studium der Humanmedizin an dieser Universität und für mein spätes Studium der hebräischen Bibel im jahrelangen Gespräch mit Herrn Dr. Graupner. Dass die Stiftung jetzt realisiert werden kann, erfüllt mich mit Freude.“