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Ein freiwilliges Jahr im internationalen Umfeld, dazu noch eine Reise ins Ausland: All das stand noch nicht fest, als Hannah Weisheit vergangenen Sommer auf die Annonce des Dezernat Internationales der Uni Bonn in der Tageszeitung stieß. Ihr Interesse aber war geweckt. „Ich interessiere mich seit längerem für den Bereich Internationale Beziehungen und den interkulturellen Austausch. Daher klang die Idee eines FSJ-P spannend“, erinnert sich die 18-jährige Freiwillige. Sie bewarb sich spontan und arbeitet seitdem mit im fünfzehn-köpfigen Team – ganz nah an den vielfältigen internationalen Themen aus Forschung und Verwaltung.
Eines davon war die Feier des 25-jährigen Bestehens des Kumasi Center for Collaborative Research in Tropical Medicine (KCCR) in Ghana. „Wir möchten unseren FSJler*innen während ihrer Zeit im Dezernat die Teilnahme an einer Auslandsreise ermöglichen“, berichtet Christine Müller vom Dezernat Internationales. „In der Regel soll es dabei um Ziele in Europa gehen. In diesem Fall konnten wir Hannahs Hilfe vor Ort jedoch sehr gut gebrauchen. Wir hatten durch die Kooperation mit der Kwame Nkrumah University of Science and Technology (KNUST) über das Erasmus-Programm eine Finanzierung und konnten ihr dadurch diese besondere Erfahrung einer Reise nach Ghana bieten.“ Als Schwerpunktland hat Ghana für die Universität Bonn einen besonderen Stellenwert und viele partnerschaftliche Verbindungen.
Lange Konferenztage
Natürlich hatte sich Weisheit vorher genau über ihr Gastland informiert. Visum, Impfung und Reisepass, interkulturelles Training: Nichts fehlte – und dennoch war vieles anders. „Es gab sehr beeindruckende und auch prägende Erfahrungen“, fasst Weisheit zusammen, „und es war zugleich herausfordernd. Die Konferenztage waren so lang wie die Aufgaben.“ Hinzu kam die Erfahrung einer ersten großen Reise ohne Eltern oder Lehrende. „Man sollte viel selbstständig entscheiden, das kannte ich vorher so nicht“, stellt sie fest. Kumasi ist die größte Stadt Ghanas, Wirtschafts- und Studierendenmetropole und heimliches Herz des Landes. Vor 25 Jahren wurde dort das international herausragende Tropenforschungsinstitut KCCR gegründet, welches tropischen Infektionskrankheiten auf die Spur kommen will.
Beim zweitägigen Festakt begrüßten sich unter anderem Vertreterinnen und Vertreter des Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenforschung, der Medizinischen Fakultät der Universität Bonn, aber auch der Virologe Christian Drosten von der Berliner Charité und der Ashanti-König Osei Tutu II. Die FSJ-lerin half mit bei der Organisation vor Ort, holte Gäste vom Flughafen ab und bereitete Postings für Instagram vor. Wenige Tage später ging es in die 250 Kilometer entfernte Hauptstadt Accra, zum zweiten Event der Reise.
Dort diskutierte das German-West African Centre for Global Health and Pandemic Prevention mit Stakeholdern und Regierungsvertretenden rund um Pandemieprävention und aktuelle Erfahrungen. Auch hier half Weisheit bei der Organisation vor Ort, unterstützte die Koordinatorin und lernte dabei, wie Veranstaltungen dieser Größenordnung in Ghana ablaufen. Sie beantwortete viele Fragen zu Deutschland und konnte auch mit dem deutschen Botschafter ein paar Worte wechseln.
Kulturschock und positive Erfahrung
Wie erlebte sie das fremde Land? „Es war mega-cool, aber auch herausfordernd, etwa durch das körperlich anstrengende Wetter, das Essen und die Umgangsformen.“ Als Weiße fielen sie natürlich im Stadtbild auf wie bunte Hunde. „Man wird überall willkommen geheißen, aber es ist auch ungewohnt, wenn man ständig angesprochen wird“, sagt sie. „Im Vergleich dazu ist das Kommunikationsverhalten in Deutschland minimal.“
Bei einer Auszeit zeigten ihr die ghanaischen Partner die pulsierende Hauptstadt und ihre diversen Lebensrealitäten. Hannah knüpfte während der Reise Kontakte zu einer gleichaltrigen Ghanaerin, noch immer steht sie im Austausch. Was bringt ihr so eine Erfahrung? „Auch wenn es nur eine Woche war: Ich habe mehr Verständnis und Einfühlungsvermögen für internationale Studierende und wie sie sich fühlen müssen. Es war eine tolle Möglichkeit, andere Kulturen kennenzulernen und interkulturellen Austausch zu erleben. Ich würde es jederzeit wieder tun“, sagt Hannah Weisheit.
„Das Jahr hat mich darin bestärkt, weiterhin im internationalen Bereich arbeiten zu wollen“, so die 18-Jährige. Das gewonnene Wissen fließt sofort in ihre Arbeit ein. Aktuell kümmert sie sich mit um eine Sommerschule und plant eine neue Veranstaltungsserie zur Vernetzung für Studierende im Rahmen der politischen Bildung. Auch für das Team Internationales war es eine positive Erfahrung. „Wir freuen uns, dass das erste FSJ-P an der Universität so gut angekommen ist“, so Müller. „Und wir hoffen, dass wir zukünftig zwei Plätze anbieten können.“