06. März 2024

Den Rätseln der Zeit auf der Spur Den Rätseln der Zeit auf der Spur

Was ist Zeit? Und existiert sie überhaupt losgelöst vom Menschen? Einen interdisziplinären Blick auf das große Thema warf die Veranstaltung „Leben im Raum-Zeit-Kontinuum. Von inneren Uhren im und gegen den Takt“ im Dezember. Der Abend bot spannende Einblicke aus Philosophie, Astrophysik, Biologie und Medizin.

 

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ExcellenzCluster_Raum-Zeit_BFro_138_a.jpg © Barbara Frommann
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„Wir messen Zeit anhand unserer Erinnerungen.“ Von diesem interessanten Zusammenhang berichtete etwa Prof. Dr. Michael Pankratz, der sich am Life & Medical Sciences Institute (LIMES) mit molekularer Hirnphysiologie und Verhaltensforschung beschäftigt. Er erläuterte diesen Sachverhalt anhand des Schicksals von Henry Gustav Molaison, einem bekannten Fall der Medizingeschichte. Molaison verlor 1953 nach einer Hirnoperation sein Kurzzeitgedächtnis und lebte bis zu seinem Lebensende dauerhaft in den Erinnerungen aus seiner Kindheit und Jugend vor der Operation. Die Zeit habe demnach für Molaisons Empfinden ab seinem 17. Lebensjahr stillgestanden, so Pankratz.

Rückschau zur zweiten Veranstaltung

Dass auch das, was wir gerade erleben, einen großen Einfluss darauf hat, wie wir Zeit wahrnehmen, davon berichtete Prof. Dr. med. Klaus Fließbach, Oberarzt an der Klinik für Neurodegenerative Erkrankungen und Gerontopsychiatrie des Universitätsklinikums Bonn. In Phasen, in denen wir viele neue, wichtige oder besonders emotionale Erfahrungen machen, vergeht die Zeit gefühlt wie im Flug. In der Rückschau erscheinen uns diese Zeitspannen dann aber als besonders lang.

Auch Pflanzen haben eine innere Uhr 

Doch nicht nur Menschen und Tiere haben ein Zeitempfinden, sondern auch Pflanzen, wie Prof. Dr. Ute Vothknecht vom Institut für Zelluläre & Molekulare Botanik (IZMB) erklärte: „Pflanzen wissen, wie viel Uhr es ist.“ Das hat einen evolutionären Vorteil: Erkennt eine Pflanze beispielsweise, dass in einer Stunde die Sonne aufgeht, kann sie sich darauf vorbereiten, bald die Photosynthese zu starten.

Ein Fazit aus dem Abend zog der Gastgeber Prof. Dr. Dr. h.c. Michael Hoch, Rektor der Universität Bonn: „Wir alle leben und bewegen uns in der Zeit, und dennoch erscheint sie uns als rätselhaft und nur schwer greifbar. Genau deshalb ist sie so faszinierend!“ Die Veranstaltung war die zweite in der Reihe „Die Exzellenzuniversität Bonn lädt ein“. Die nächste findet im April statt (siehe Kasten).

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© Barbara Frommann

Nächste Veranstaltung

„Das Ich und die Anderen – Individuum, Gruppe, soziale Gemeinschaft“, dritte Veranstaltung der Reihe „Die Exzellenzuniversität Bonn lädt ein“

Wann: 24. April 2024, 18 Uhr

Wo: Hörsaal I, Hauptgebäude der Universität, Am Hof 1, 53113 Bonn

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