International Days 2024
In diesem Jahr drehte sich bei den International Days der Universität Bonn wieder alles um exzellenten Nachwuchs, internationale Kooperationen und globale Herausforderungen. Neben der traditionellen Verleihung der Staatspreise und des DAAD-Preises lud das Prorektorat für Internationales zu Informationsveranstaltungen, Vorträgen und Workshops ein.
Dabei präsentierten sich die International Days 2024 in einem neuen Format: In diesem Jahr wurden sie gemeinsam mit dem renommierten Kulturwissenschaftler und Pionier der postkolonialen Theorie Professor Homi K. Bhabha von der Harvard University gestaltet. So bot sich den Mitgliedern der Universität Bonn die großartige Gelegenheit, diese herausragende Forscherpersönlichkeit in unterschiedlichen Formaten und mit unterschiedlichen Diskutant*innen kennenzulernen.
"People say: If you want to fall in love, go to Paris. But if you want to feel loved, come to Bonn!"
Homi K. Bhabha, October 2024
International Days 2024
Bild © Universität Bonn / YouTube
Homi K. Bhabha, Harvard University
Keynote Lecture: The fragility of democracy: Is understanding racial trauma the key to resiliency?
Der Vortrag des weltweit anerkannten Kulturtheoretikers zum Thema “The fragility of democracy: Is understanding racial trauma the key to resiliency?” stieß auf riesiges Interesse. Im vollbesetzten Hörsaal 10 nahmen rund 650 Personen an der keynote lecture und der anschließenden Diskussion teil.
Darin warf Bhabha einen Blick auf diverse Krisen und Konflikte, die derzeit weltweit die Demokratie gefährden – vom russischen Angriffskrieg auf die Ukraine bis hin zu rassistischer Polizeigewalt in den USA und dem Nahostkonflikt. „Die Welt verschont auch Universitäten nicht“, erklärte er. Die Geisteswissenschaften und die Kunst können laut Bhabha aber einen wichtigen Beitrag leisten, Konflikte zu lösen. Denn sie ließen Gefühle zu, die dafür wichtig seien: Zweifel und Verletzlichkeit. Im Anschluss an die Keynote sprach der Harvard-Professor noch angeregt mit dem Publikum über seine Gedanken und Theorien.
Workshop: Third Space Turns 30: Revisit. Reflect. React?
Noch tiefer in Homi Bhabhas Werk stieg der Workshop „Third Space Turns 30: Revisit. Reflect. React?“ ein. Hier diskutierte der Kulturtheoretiker gemeinsam mit Forschenden und Studierenden der Universität Bonn über den Einfluss seines Werkes The Location of Culture, das vor 30 Jahren veröffentlicht wurde und einen Paradigmenwechsel in den Geisteswissenschaften bewirkt hat.
Was ist unverändert geblieben, welche Narrative wurden weiterentwickelt und welche Konsequenzen ergeben sich daraus? Über 100 Teilnehmende, vom Ersti bis zur Emerita, diskutierten Bhabhas postkoloniale Theorie und ihre Aktualität heute für Fächer wie Geographie, Geschichte, Jura, Literaturwissenschaften, Kunstgeschichte oder die Theologien. Die Chairs an den fünf Diskussionstischen kamen unter anderem aus dem Bonn Center for Dependency and Slavery Studies, dem Zentrum für Versöhnungsforschung, dem Institut für Anglistik, Amerikanistik und Keltologie (IAAK), dem Zentrum für Entwicklungsforschung (ZEF), der Émile Durkheim-Forschungsstelle und der Abteilung für Interkulturelle Theologie. An den unterschiedlichen Tischen diskutierte Bhabha – einem Großschachmeister gleich, der mehrere Partien gleichzeitig bestreitet – jeweils einzeln sowie im Anschluss im Plenum eingehend seine Theorien aus unterschiedlichen Fächerperspektiven.
Exzellente Wissenschaft ausgezeichnet
In Verbindung mit der Eröffnung des Akademischen Jahres 2024/25 wurden, wie jedes Jahr, im Rahmen der International Days herausragende Nachwuchswissenschaftler*innen mit den Staatspreisen und dem DAAD-Preis ausgezeichnet. Die Staatspreise werden von den Regierungen Frankreichs, Spaniens, der USA und des Vereinigten Königreichs gestiftet. Für die Verleihung kamen Vertreter*innen der stiftenden Regierungen und des DAAD nach Bonn, um die Preise persönlich zu übergeben, die Preisträger*innen stellten Ihre prämierten Arbeiten in Kurzpräsentationen vor.
Neben den Staatspreisen und dem DAAD-Preis gab es in diesem Jahr im Rahmen der Verleihung noch eine besondere Ehrung: Prof. Dr. Paul Geyer erhielt den Ordre des Palmes Académiques für die nachhaltige Förderung deutsch-französischer Wissenschaftskontakte durch seine Arbeit. Der Ordre des Palmes Académiques ist eine der ältesten und höchsten Auszeichnungen der französischen Regierung im Bereich Bildungswesen.
Den Ambassador's Award der Vereinigten Staaten von Amerika für Forschungsprojekte mit USA-Bezug erhielt in diesem Jahr Luis Manuel Ontiveros-Meza für seine Masterarbeit „Voices from the Mountains: Complicating Coal Country Narratives through Local Journalism in Appalachia“. Der Ambassador’s Award ist mit einem Preisgeld verbunden, das für einen Forschungsaufenthalt in den USA genutzt werden soll. Für das US-Generalkonsulat in Düsseldorf kam Dr. Julia Sattler nach Bonn, um den Ambassador's Award in Vertretung der Generalkonsulin persönlich zu übergeben.
Delphine Marie Wellié wurde für ihre Bachelorarbeit „Queer and in Love: The Radical Potential of Queer Historical Romances - Disruptions of Cis- and Heteronormativity. Past and Present in A Lady for a Duke and The Doctor´s Discretion“ mit dem Queen's Prize ausgezeichnet. Der von der verstorbenen Königin von Großbritannien und Nordirland Elisabeth II. anlässlich ihres Besuchs an der Universität Bonn im Jahr 1965 gestiftete Queen's Prize wird für hervorragende Leistungen im Fach Anglistik verliehen. Die Leiterin des British Council in Deutschland, Helga Stellmacher, übermittelte ihre Glückwünsche per Videogruß.
Der Prix de la République française wurde an Katharina Roth für ihre Masterarbeit „L’engagement au féminin: la littérature francophone féministe au Cameroun. Les Impatientes et Cœur du Sahel de Djaïli Amadou Amal“ vergeben. Der Preis ist verbunden mit einem Frankreichaufenthalt zu Studien- oder Forschungszwecken, zur Dokumentation oder Recherchearbeit an einer Bibliothek oder an einer entsprechenden Hochschul- oder Forschungseinrichtung. Anlässlich des 40. Jubiläums des Prix de la République Française verdoppelte die französische Regierung in diesem Jahr großzügig die Förderdauer für einen entsprechenden Aufenthalt. Übergeben wurde der Preis von Thomas Michelon für die Französische Botschaft, ebenso vertreten durch Dr. Etienne Sur, Generalkonsul für Nordrhein-Westfalen, sowie Dr. Véronique Charléty und Dr. Matthieu Osmont.
Den Premio Rey de España, der Preis des Königs von Spanien, der seit 1992 für außergewöhnliche Arbeiten in der Iberoromanischen Philologie verliehen wird, erhielten in diesem Jahr zwei Preistragende. Annalena Ebermann erhielt die Auszeichnung für ihre Bachelorarbeit „Eine ökofeministische Betrachtung weiblichen Widerstands in La mujer habitada (1988) von Gioconda Belli“. Michelle Müller wurde für ihre Bachelorarbeit „Der žeísmo und der šeísmo in Buenos Aires – Eine phonetische Analyse der yeísmo-Varianten in der argentinischen Jugendsprache“ ausgezeichnet. Übergeben wurden die Preise von Helena Cosano, die eigens aus Berlin nach Bonn gekommen war, um die Botschaft von Spanien persönlich zu vertreten.
Der DAAD-Preis des Deutschen Akademischen Austauschdienstes, mit dem besondere akademische Leistungen, vor allem aber auch bemerkenswertes soziales, gesellschaftliches und hochschulinternes Engagement ausländischer Studierender an der Universität Bonn ausgezeichnet werden, erhielt Hussein Morobeid. Der mit 1.000 Euro dotierte Preis wurde ihm für hervorragende Leistungen im Medizinstudium und sein vorbildliches Engagement, unter anderem für muslimische Studierende und die Integration junger Menschen mit Migrationshintergrund, verliehen. Dr Andreas Hoeschen lobte Herrn Morobeids im Namen des DAAD für seine hervorragenden akademischen Leistungen und sein gesellschaftliches Engagement und übergab den Preis.
Neben den Staatspreisen und dem DAAD-Preis gab es in diesem Jahr im Rahmen der Verleihung noch einen weiteren Höhepunkt: Prof. Dr. Paul Geyer erhielt den Ordre des Palmes Académiques. Mit dieser Auszeichnung ehrt die französische Regierung bereits seit dem Jahr 1808 Personen für herausragende Verdienste im Bildungswesen. In seiner Laudatio lobte Prof. Dr. Michel Delon von der Sorbonne-Université Professor Geyers langjährige und erfolgreiche Kooperation mit unterschiedlichen französischen Institutionen und Partnern, durch die er die deutsch-französischen Wissenschaftskontakte nachhaltig gefördert hat.
Luis Manuel Ontiveros-Meza, Ambassador's Award 2024
Bild © Universität Bonn / YouTube
Delphine Wellié, Queen's Prize 2024
Bild © Universität Bonn / YouTube
Katharina Roth, Prix de la République française 2024
Bild © Universität Bonn / YouTube
Annalena Ebermann, Premio Rey de España 2024
Bild © Universität Bonn / YouTube
Michelle Müller, Premio Rey de España 2024
Bild © Universität Bonn / YouTube
Hussein Morobeid, DAAD Prize 2024
Bild © Universität Bonn / YouTube
Bonn University Ambassadors stellen ihre Heimatuniversitäten vor
Einen integralen Bestandteil der International Days bildete auch in diesem Jahr wieder der Workshop der Bonn University Ambassadors – von Forschungspersönlichkeiten somit, die selbst längere Zeit an der Universität Bonn geforscht haben und nun an einer Universität im Ausland für diese als Botschafter*innen tätig sind. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der ganzen Welt vertreten nicht nur ihre deutsche Alma Mater in ihren Heimatländern und informieren interessierte Studierende und Forschende über Studien-und Arbeitsmöglichkeiten in Bonn, sie sind auch durch gemeinsame Lehr- , Veranstaltungs- und Forschungsformate in intensiven Austausch mit Bonner Wissenschaftler*innen oder stellen Kontakte ins Ausland her. Die jährlichen Zusammenkünfte demonstrieren ihre enge Bindung nach Bonn, vernetzen sie mit weiteren Mitgliedern der Universität, stoßen neue Programme in Lehre und Forschung an und stärken dadurch die inhaltliche Weiterentwicklung des Programms nachhaltig.
Dieses Mal waren Ambassadors von Universitäten unter anderem aus Jordanien, Ghana, Indien, Brasilien, Kanada, den Vereinigten Staaten und dem Vereinigten Königreich nach Bonn gereist. Ursprünglich als Projekt konzipiert, wurden die Bonn University Ambassadors inzwischen in ein längerfristiges Programm überführt, das fester Bestandteil der Internationalisierungsstrategie der Universität Bonn ist.
Auf der hier verlinkten Projektseite finden Sie kurze Videos unserer Bonn University Ambassadors, in denen sie sich und ihre Heimatuniversitäten vorstellen. Ebenso finden Sie dort eine Auswahl der vielfältigen internationalen Projekte und Initiativen der Universität Bonn.
Prof. Dr. Koichiro Agata (Waseda University, Japan)
Bild © Universität Bonn / YouTube
Prof. Dr. Daniel Peterson (Rosalind Franlin University, USA)
Bild © Universität Bonn / YouTube
Prof. Dr. Pratyush Shankar (Navrachana University, India)
Bild © Universität Bonn / YouTube
Vortrag Prof. Dr. Dorothea Kleine, University of Sheffield, UK
Um gleichberechtigte Partnerschaften in der Süd-Nord-Süd-Zusammenarbeit drehte sich der Vortrag von Prof. Dr. Dorothea Kleine. Als Professorin für Humangeographie an der University of Sheffield berichtete sie von ihren jahrelangen Erfahrungen in der Kooperation mit Forschenden aus dem Globalen Süden. Zentral sei es hier, das (vermeintliche) Machtgefälle zwischen dem Norden und dem Globalen Süden sowie die Unterschiede in den Wissenschaftssystemen zu berücksichtigen.
Um die University of Sheffield zu einer besseren Partnerin für Forschende aus dem Süden zu machen, haben Kleine und ihr Team umfangreiches Material für Forschende an ihrer Hochschule zusammengestellt, etwa eine Liste mit den zentralen Akteur*innen in der Nord-Süd-Forschungszusammenarbeit sowie Anregungen zur Dekolonialisierung von Forschung. „Wichtig ist, dass wir voneinander lernen“, betonte Kleine, die ihren Vortrag durch interaktive Elemente bereicherte.
Kontakt
Amanda Henson